Zehn Gründe, warum euer Museum einen Podcast braucht

Der Audio-Boom der vergangenen Jahre hat die Podcast-Landschaft in Deutschland grundlegend verändert. Immer mehr Anbieter:innen  bringen Formate an den Start, die um begrenzte Aufmerksamkeit und Hörer:innenschaft kämpfen. Aber, und das ist die gute Nachricht, der Markt ist noch lange nicht gesättigt und wird es auch für kulturelle Institutionen, wie Museen, nie sein. Zehn Gründe, warum das so ist:

  1. Podcast ist eine Spielwiese

Ja, es gibt verdammt viele Formate. Ja, die Orientierung ist bisweilen sehr schwierig. Aber: Der Satz „es gibt zu viele Podcasts“ ist genauso sinnfrei wie „es gibt zu viele Homepages, Videos, oder Bücher“. Letztlich ist immer entscheidend, wie innovativ, hochwertig und klug eingesetzt ein Podcast ist. Dass ihr niemals alle Podcasts hören könnt, ist doch fantastisch. Letztlich zeigt es doch nur, wie viele Menschen sich in diesem Medium mittlerweile heimisch fühlen, egal ob als Hörer:innen oder als Anbieter:innen. Gleichzeitig sind Podcasts im Museumsbereich noch immer eine Art Spielwiese, weil es wenig formale Ansprüche gibt und der Ressourceneinsatz vergleichsweise gering ist. Formate sind mal mehr und mal weniger experimentell. Das geht vom klassischen Talk bis hin zu avantgardistischen Klangcollagen. Hier ist eine (wenn auch nicht mehr ganz aktuelle) Liste.

Hört mal in Formate anderer Häuser rein. Was gefällt euch, was nicht so sehr? Und vor allem: Was ist noch nicht erzählt? Jede Wette, dass euch da Einiges einfällt.

  1. Podcast als Ergänzung zur Ausstellung

Letztlich ist ein Museum ein Haus, das Wissen vermittelt, aber nur begrenzten Platz dafür hat. Meistens zeigt sich das Bildungsangebot in Form einer Ausstellung. In unserer Arbeit mit Museen haben wir gemerkt, dass unzählige Geschichten, Spin-Offs und Cliff-Hanger in Objekten schlummern, die in Gänze unmöglich in die Ausstellung gepackt werden können. Kurator:innen, die Ausstellungen vorbereiten, finden in Podcasts die perfekte Gelegenheit, genau diese Inhalte vergleichsweise finanziell ressourcenschonend aufzuarbeiten. Ein Beispiel gefällig? Wir haben für das Max-Ernst-Museum unseren ersten Escucha-Podcast über eine Sonderausstellung zum grafischen Werk des Jahrhundertkünstlers Max Beckmann erstellt. Mit dabei: Zeitzeug:innen, Kunstexpert:innen, Sammler:innen und viel weiteres Material. Den Podcast könnt ihr euch zum Beispiel hier anhören. Große Teile dessen, was nicht in die Ausstellung gepasst hat, haben wir dadurch erzählt.

  1. Podcast erreicht Zielgruppe, die nicht ins Museum geht

Die meisten Museen stehen vor einem Dilemma: Sie erreichen häufig dieselben Zielgruppen: Das sind meistens Rentern:innen oder Schulklassen. Denn diese Menschen besuchen statistisch gesehen am häufigsten ein Museum. Warum sich Museen gerade mit der Zielgruppe 25 bis 45 Jahre schwertun, lässt sich nicht ganz eindeutig sagen. Ein wichtiger Grund ist der Zeitmangel dieser Zielgruppe. Das erklärt auch paradoxerweise, warum genau dieser Teil unserer Bevölkerung am häufigsten Podcasts hört. Es ist ein Medium, das er nebenbei konsumiert – beim Arbeiten, Putzen, Autofahren, etc. Warum also nicht das Museum auditiv zu den Menschen bringen? Das hier ist eine Zusammenfassung eines Colloquiums verschiedener Museen, die erklärt, wer alles nicht in ein Museum geht, und warum das so ist.

  1. Podcast verbindet: Schafft euch eure Community!

Podcasts zeichnen sich durch ihre Intimität und Nahbarkeit aus. Das ist ideal, um aus einem Format eine Community zu gründen. Mit einem Podcast bringt ihr Menschen dazu, das Bild eures Museums grundlegend zu verändern. Durch Live-Aufnahmen, Veranstaltungen, Podiumsdiskussionen mit den Beteiligten, Barcamps, etc. Aus dem Wissensformat wird eine Wissensbewegung, deren Mittelpunkt euer Museum ist. Denkt Podcasts einfach mal größer. Das Format ist nicht nur eine Audio-Datei, die Spotify oder Apple Podcasts gestreamt wird, sondern letztlich eine Plattform zum Austausch und auch deren kommunikativer Rahmen. Ein direkter Austausch über einen Podcast ist herausfordernd, darum ist ein Feedback-Kanal sehr wichtig – sei es eine E-Mail-Adresse, ein Forum oder ein Social-Media-Account. Hauptsache eine Kommunikation mit der Community ist möglich. Wir versuchen so etwas ähnliches mit unserem Format „BITTE NICHT ANFASSEN! – Museum mal anders“ zu erreichen. Denn nachdem wir zahlreiche kleine und alternative Museen besucht haben, haben wir gemerkt, dass es eine riesengroße Community an Museumsfans gibt. Die wollen wir aktiv einbinden und eventuell eine Event-Reihe daraus machen.

  1. Podcast bildet: Mit anderen Augen durch die Ausstellung

Zu viel Text, zu viel Bild, zu viel Beschreibungsfläche vs. zu oberflächlich, zu textlastig, zu wenig Info – das sind alles Gradwanderungen, mit denen sich Kurator:innen beschäftigen . Es sind die immerwährenden Diskussionen zwischen notwendiger Wissensfülle und deren didaktisch sinnvoller Reduktion für Besucher:innen . Mit Podcasts tretet ihr diesen schmalen Weg ein wenig in die Breite. Ihr schafft eine niedrigschwellige Möglichkeit, nicht nur für euer Haus zu werben, sondern sogar Besucher:innen für die Ausstellung mental vorzubereiten. Und selbst wenn die Menschen erst in der Ausstellung auf eure Podcasts treffen, nehmen sie diese Formate als kleines Souvenir mit nach Hause.

  1. Podcast ist langlebig

Würdet ihr einen Imagefilm aus dem Jahr 2015 auf eure Homepage stellen, um eine aktuelle Ausstellung zu bewerben? Aus HD wurde in dieser Zeit 4K und aus dem wackeligen Bild ein Steady-Shot. Video-Inhalte sind in ihrer qualitativen Rezeption häufig recht kurzlebig, weil sich unsere Sehgewohnheiten schnell ändern. Audio ist langlebiger, bei weniger Ressourceneinsatz. Das heißt nicht, dass die Ansprüche deswegen niedriger sind. Aber eine gute Serie zu einem Objekt in Ausstellung X hat das Potential in einer Ausstellung fünf Jahre später erneut reaktiviert zu werden. Denn Tonqualität bleibt Tonqualität und die steht für konstante Qualität und Tiefgang. Hört mal in (professionelle) Podcasts aus dem Jahr 2015 rein und überzeugt euch selbst. Ein tolles Format, das sicherlich auch noch in Zukunft gerne gehört wird, ist zum Beispiel Finding van Gogh vom Städel-Museum in Frankfurt.

  1. Podcast motiviert die eigenen Mitarbeiter:innen

In Museen arbeiten in der Regel Menschen, die von ihrer Geschichte oder ihrem Haus begeistert sind. Solche Menschen wollen auch davon berichten. Das ist die perfekte Motivation, um in Podcasts aufzutreten. Denn im Gegensatz zu Videoinhalten ist keine Kamera auf einen gerichtet und die Atmosphäre des Gesprächs kann so angenehm wie möglich erfolgen. In dem ihr einen Podcast startet, stärkt ihr nicht nur die Kommunikation nach außen, sondern auch die Kommunikation innerhalb eures Teams. Am Anfang mag es sich vielleicht ein wenig ungewohnt? anfühlen. Aber mit der Zeit etabliert sich dadurch eine ganz neue Gruppendynamik. Unsere Erfahrung hat gezeigt, dass Projektgruppen zu starken Teams zusammenwachsen können und aus diesen Diskussion ganz neue Projekte entstehen können.

  1. Podcast schafft neue Perspektiven

Angenommen, ihr startet einen Podcast mit einem externen Host. Welche Eindrücke würde diese Person wohl von eurem Haus oder den Gesprächspartner:innen bekommen? Vielleicht gelangt ihr so an Perspektiven, die im Alltag des Museumsbetriebs übersehen werden. Das mag sich zunächst nach nicht viel anhören, aber möglicherweise ist es gerade diese eine Idee, die durch den Podcast entstanden ist, die die nächste Ausstellung oder Kampagne initiieren kann. Podcasts sind jedenfalls fantastisch, wenn es darum geht, längerfristig kreative Menschen an ein Haus zu binden, um nicht nur in der medialen Kommunikation weiterzukommen.  

  1. Podcast stärkt die eigene Marke

Nicht nur mit Eurer Sammlung, sondern auch mit einem Podcast könnt ihr zeigen, dass ihr Expert:innen auf Eurem Gebiet seid. Laut einer amerikanischen Studie werden Podcast-Hosts als besonders vertrauenswürdig eingestuft. Ihr habt die Möglichkeit entweder im eigenen Podcast aufzutreten oder als Gast bzw. Gästin andere Podcasts zu bereichern und so die Expertise eures Museums zu stärken.

  1. Podcast baut Barrieren ab

Nicht jede Person ist in der Lage, Euer Museum zu besuchen. Sei es, dass das Museum zu weit entfernt ist, schlecht mit öffentlichen Verkehrsmitteln angebunden ist, oder sei es, dass das Gebäude an sich Barrieren für Menschen mit Beeinträchtigungen offenbart. Das reicht von fehlenden Rampen bis hin zu Problemen in der Darstellung der Ausstellungsstücke. Ein Podcast kann beispielsweise ein sinnvolles Angebot für Sehbehinderte sein. Er kann Menschen mit in das Museum nehmen, ohne dass sie vor Ort sein müssen und leistet so einen Beitrag zu einer inklusiveren Gesellschaft.

Die nächsten Schritte

Lasst uns gerne mal die Köpfe zusammenstecken, wie so ein Podcast für euch aussehen kann. Als Experten für Museums-Podcasts (jep, da gibt es viele Besonderheiten zu beachten) beantworten wir euch gerne all eure Detailfragen zu dem Medium, den Aufwänden in der Umsetzung und wie man Ausstellungsstücke vertont. Schreibt uns gerne an info@escucha.de. Wenn ihr schon Formate oder Ideen in der Pipeline habt, dann sprecht uns gerne an!

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