Das Deutsche Bernsteinmuseum 

BITTE NICHT ANFASSEN! #19 – Das Deutsche Bernsteinmuseum im Kloster Ribnitz

Show Notes 

Was ist goldfarben, schwimmt auf dem Wasser, brennt, wenn man ein Feuerzeug dranhält, und hat ein eigenes Museum? Richtig, Bernstein!  

In dieser Folge geht’s um Geckos, die im Bernstein die Jahrmillionen überdauern, den Ursprung dieses Materials, seine Verarbeitung und – logisch – auch um Jurassic Park. Dafür ging’s an die Ostsee zum Deutschen Bernsteinmuseum in Ribnitz-Damgarten (Mecklenburg-Vorpommern), wo wir von Leiter Axel Attula erfahren, was seine Lieblingsstücke sind. Außerdem klären wir natürlich auf, was es mit dem legendären Bernsteinzimmer auf sich hat. 

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Hilfreiche Links: 

Artikel über das Klonen von Dinosauriern mittels Bernstein-DNA: https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/kann-man-wie-in-jurassic-park-aus-versteinerter-dna-dinosaurier-zuechten-100.html 

Wikipedia-Artikel zur Kurischen Nehrung: https://de.wikipedia.org/wiki/Kurische_Nehrung 

Dieses Video vermittelt einen Eindruck davon, wie Bernsteinabbau heutzutage aussieht: Bernstein-Bergwerk: Die lukrative Bernsteingewinnung in der EU! 

Link zum Podcast, über den Lukas Einiges über das Bernsteinzimmer erfahren hat: https://www.geschichte.fm/archiv/gag404/ 

Offizielle Website des Fischlandschmucks: https://shop.ostseeschmuck.de/Ketten/Fischlandschmuck/ 

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Infos zum Museum:  

Das Deutsche Bernsteinmuseum 

Im Kloster 1-2 

18311 Ribnitz-Damgarten 

https://www.deutsches-bernsteinmuseum.de/

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über BITTE NICHT ANFASSEN!:  

Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. 

Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. 

Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. 

Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. 

BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr. 

Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ 

 
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Kontakt: 
Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/  
E-Mail: info[at]escucha.de  

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Podcast-Credits:  
  

Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger  
Produktion: Escucha GbR  
Podcast-Grafik: Tobias Trauth https://www.instagram.com/don_t_obey/  
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)  

Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! 

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Transkript 

Axel Attula 

Wahrscheinlich ist es einfach so gewesen: ein Vogel hat sich das Ding geholt, hat es gefressen und durchgebissen und die eine Hälfte ist dann zufällig in so ein Harz gefallen und dann ist es auch noch zufällig, hat es das überdauert und ist dann so ein Fossil geworden. Das ist ja wirklich mehr als ein Lottogewinn.  

Intro BITTE NICHT ANFASSEN! 

Ralph 

Hallo und herzlich willkommen zu „BITTE NICHT ANFASSEN!“, dem Podcast eures Vertrauens, wenn es um kleine und skurrile Museen geht. Mein Name ist Ralph. 

Lukas 

Und mein Name ist Lukas und auch in diesem Monat haben wir wieder ein fantastisches Museum für euch. Die Idee dieses Podcasts ist ja relativ schnell erklärt. Wir stellen uns gegenseitig einmal pro Monat ein skurriles, kleines, alternatives, schräges Museum vor, was ein bisschen abseits der großen Häuser ist. Und wir wollen wissen: Was bringt Menschen eigentlich dazu, diese Museen aufzumachen, diese Museen zu betreiben. 

Und wir haben so ein bisschen, während wir uns mit diesem Podcast beschäftigt haben, mitbekommen, dass einfach meistens total tolle Geschichten hinter scheinbar banalen Objekten stehen. 

Ralph 

So isses. Und in der vergangenen Folge warst du unterwegs und zwar im Unimog Museum. Magst du kurz was dazu erzählen in ein, zwei Sätzen? Wer es nicht gehört hat? 

Lukas 

Es war das Unimog Museum in Gaggenau. Da ging es um den, wie der Name schon sagt, Unimog. Das Universal Motor Gerät von Mercedes. Hört mal rein. Ist eine sehr actionreiche Folge für alle, die das noch nicht gemacht haben. Aber wir haben da noch Feedback bekommen und das möchten wir natürlich auch nicht unerwähnt lassen, denn es haben sich ein paar Fehler eingeschlichen und ich denke, es ist wichtig, dass wir das gerade klären. 

Vielleicht erst was Persönliches. In der Folge sind wir mit Andre Connewitz unterwegs. Er fährt den Unimog ehrenamtlich und er hat mir diese Tour gegeben, wo wir durch diesen Unimog Parcour da durchgefahren sind. Und ich hab gesagt, dass Andre verheiratet ist mit seiner Frau und seine Frau da auch arbeitet. Das stimmt nun nicht. Andre ist nicht verheiratet. 

Ich habe da zwei ehrenamtliche Fahrer durcheinandergebracht. Sorry Andre, aber das ist berichtigt. Und das zweite und das ist jetzt für mich als Historiker natürlich sehr, sehr peinlich. Und zwar, Ralph, Du hattest recht. Ich habe dich ja gefragt, in welcher Besatzungszone Gaggenau lag nach dem zweiten Weltkrieg. Und du hast richtigerweise gesagt, es lag in der französischen Besatzungszone. Ich habe behauptet, es wäre in der amerikanischen Besatzungszone gewesen. 

Der Unimog wurde ganz am Anfang nicht da gebaut, sondern in Schwäbisch Gmünd und Göppingen. Und die wiederum lagen in der amerikanischen Besatzungszone. Ja, sorry, auf jeden Fall noch mal hier, dass sich diese Fehler eingeschlichen haben. Das ist glaube ich, wenn viele Jahreszahlen und viele verschiedene Dinge zusammenkommen, dann kann es manchmal passieren. 

Aber hiermit haben wir sozusagen unsere Schuld getan und das berichtigt. 

Ralph 

Ja, und vielen Dank auch für dieses Feedback, weil wir wollen natürlich falsche Sachen auch nicht einfach so stehen lassen. Ist ja nicht unser Anspruch, sondern wir wollen den Leuten ja auch was beibringen. 

Lukas 

Richtig. Da ich ja im vergangenen Monat dran war und ein Museum besucht habe, heißt es jetzt, dass du in diesem Monat dran bist. Und ich muss jetzt eigentlich nichts machen und kann mich einfach nur von deiner hoffentlich guten Geschichte berieseln lassen. 

Ralph 

Ganz so leicht wird es nicht, weil ich, wenn er schon auf deine Partizipation angewiesen. Ich habe nämlich gleich eine Frage an dich und zwar Woran denkst du, wenn du die Kombination Dinosaurier und Film hörst? 

Lukas 

Jurassic Park. 

Ralph 

Es ist so klar, oder? Wahnsinn! Jurassic Park ist einfach Kulturgut. Und das heißt, du hast auch einen dieser Filme gesehen? 

Lukas 

Ich glaube, wahrscheinlich alle von denen mal irgendwann. Ja. 

Ralph 

Weißt du noch, was das so die Prämisse war? Magst du das vielleicht ganz kurz erzählen? 

Lukas 

Boah, also pass auf, Jurassic Park war doch Folgendes: Die haben eine ein Moskito gefunden, der in Bernstein eingeschlossen war. Und in diesem Moskito war noch Dinosaurierblut drin. Und aufgrund dieses Dinosaurierblutes konnten die quasi dann Klone herstellen von den Dinosauriern; konnten die quasi wieder zum Leben erwecken und haben diese Tiere dann auf dieser Insel ausgesetzt, die ja irgendwo am Pazifik oder irgendwas ist. Und daraus um das Ganze auch zu finanzieren, haben sie einen Abenteuer Park gegründet, der quasi interessierte Menschen dazu einlädt wie in Disneyland, nur halt mit echten Dinosauriern. 

Ralph 

So ist es. Und das war schon eine gute Hinleitung, worum es in dieser Folge geht, nämlich: Es geht um den Bernstein, in dem dieser Moskito eingeschlossen war. Ich war nämlich im Deutschen Bernstein Museum im Kloster Reudnitz, und in dieser Folge geht es darum, dass ich über den Ursprung von Bernstein erzählen möchte, aber auch das sogenannte achte Weltwunder ansprechen möchte, falls dir das, was sagt und auch ein bisschen Myth Busting betreiben möchte zum Thema Jurassic Park. 

Lukas 

Okay, geil, ich freue mich drauf. 

Ralph 

Also ich war da in diesem Museum und habe da Axel Attula getroffen, der ist Theologe und Kunstgeschichtler und außerdem der wissenschaftliche Leiter des Deutschen Bernstein Museums und das Museum selbst, das ist in einem Kloster, in einem Kloster und liegt in Ribnitz-Damgarten. Das ist rund 35 Kilometer nordöstlich von Rostock. Also wir sind jetzt endlich mal sehr, sehr weit im Norden Deutschlands. 

Lukas 

Und im Osten auch. 

Ralph 

Und ursprünglich waren Ribnitz-Damgarten, das war mal zwei Städte, die durch einen Fluss getrennt waren. Und die eine Stadt, die lag in Mecklenburg und die andere in Vorpommern und 1950 wurden die dann vereint. Und das Kloster, in dem sich das Museum befindet, das stammt aus dem 14. Jahrhundert. Es wird aber aktiv nicht mehr betrieben als Kloster, sondern dient nur noch als Museumsgebäude. 

Es ist so, dass die Stadt seit einigen Jahren auch Bernstein Stadt genannt wird. Warum das so ist, erzähle ich aber erst später. Ich möchte jetzt erst mal mit dem Gegenstand an sich anfangen, mit dem Bernstein. Was weißt du denn über Bernstein? 

Lukas 

Also Bernstein ist doch Baumharz, was über Millionen von Jahren sozusagen versteinert ist, oder? 

Ralph 

Ja, du hast recht. Das ist das. Zum Begriff Bernstein weiß ich nicht, ob du dir da auch mal Gedanken gemacht hast oder das mal nachgeschlagen hast. Ich finde nämlich auch ganz spannend den Begriff. Der gibt nämlich schon so Rückschlüsse auf die Eigenschaften des Bernsteins, weil das kommt vom mittelniederdeutschen bernen, was brennen heißt und ist sozusagen der Brennstein, weil Harz, hast du ganz richtig gesagt, ist das und Harz brennt ja, und im Altgriechischen, da heißt Bernstein aber Elektron. 

Also das bedeutet auf Altgriechisch hellgold. Und weil sich Bernstein auch elektrostatisch aufladen kann, ist darauf zurückzuführen das Wort Elektronik. Fand ich auch ganz spannend. 

Lukas 

Moment, Elektronik kommt vom Bernstein. Ja, okay. 

Ralph 

Und die germanische Bezeichnung für Bernstein lautet Nach Tacitus glesum, wo der Ursprung unseres heutigen Wortes Glases drin zu finden ist, weil er auch so glasartig daherkommt. Ja, und inzwischen bezeichnet man Bernstein auch als Succinit in der Fachsprache. Aber ich beschränke mich jetzt heute mal darauf, dass ich wirklich immer, sagt Bernstein Bernstein. Und meistens verwende ich auch den Begriff Bernstein als baltischen Bernstein, denn da gibt es auch noch mal Unterscheidungen. 

Also, wie du schon gesagt hast, es ist ja ein fossiles Harz, ein versteinertes Harz und entsteht eben dadurch, dass da ein Baum irgendwie verletzt wurde, sodass der dieses Harz abgesondert hat. Und dann ist dieses Harz durch verschiedene Umstände halt vom Baum abgefallen in irgendeiner Art und Weise und ist schließlich dann durch durchs Wasser ausgespült worden und muss dann auch relativ bald in Grundwasser gelandet sein bzw. in irgendwelchen Sedimenten, wo es eben luftdicht verpackt ist. 

Lange Zeit ging man in der Forschung davon aus, dass der Bernstein nur von einem Baum kommt, von einem bestimmten Bernstein Baum. Inzwischen glaubt man aber, dass sieben oder acht Baumarten dafür verantwortlich sind und zu der Zeit, als diese Bäume gewachsen sind, da war das Klima. Wir reden ja vom Baltischen Bernstein, also Baltikum, da war das tropisch, also noch ganz anders als heutzutage. 

Und neben diesen baltischen Bernstein gibt es eben zig andere Bernstein Arten. Eine Auswahl davon findet man auch in diesem Museum, das ich besucht habe. In einer Vitrine ganz dicht angeordnet verschiedene Bernstein Arten. Und Axel Attula, der gibt dir einen Überblick darüber. 

Axel Attula 

Also der dominikanische Bernstein, der im Moment sehr en vogue und viel in Gesprächen ist, da haben wir hier Beispiele, den haben wir auch für fossile Harze aus das mal so eine Afrika Vitrine, die wir hier haben. Im Moment gerade ganz beliebt und spannend ist der sogenannte Bernstein aus Äthiopien, der tatsächlich grün scheinen kann. Sehen Sie, der Borneo Bernstein und vor allen Dingen aus Sumatra der indonesische, der kann auch bei schönem Lichteinfall Sie sehen vielleicht auch blau leuchten bei dem Ukrainischen, den man ja da in der Ukraine hat Man ja viel in den Wäldern gegraben, auch viel Raubgrabungen. 

Da zankt man sich natürlich, wo der seinen Ursprung hat, ob der denselben Ursprung hat wie der baltische Bernstein durch Umlagerung eben da gelandet ist oder eine andere Ursache hat. Das ist immer alles gar nicht so einfach. Wenn Sie gucken auf Russisch, Rumänien, Spanien. Natürlich ist das für uns immer noch was Spannendes. Das libanesische die Zedern des Libanon, die müssen natürlich auch geharzt haben. 

Lukas 

Okay, also ich glaube, er hätte einfach aufzählen sollen, wo es keinen Bernstein.  

Ralph 

Ja genau. Die sind aber auch ganz unterschiedlich, wie du ja schon gehört hast. Manche sind grün, blau usw. Also es wurde Bernstein tatsächlich überall auf der Welt gefunden, bis auf Antarktis da halt jetzt noch nicht. Vielleicht kommt das ja noch, wer weiß. Und der älteste europäische Bernstein datiert 310 Millionen Jahre zurück. Der wurde in England gefunden. Und beim Baltischen Bernstein ist es so, dass der deutlich jünger ist. 

Der ist rund 35 bis maximal 60 Millionen Jahre alt. Und es ist so, dass es auch fossiles Harz gibt, das jünger als 1 Million Jahre ist. Also es braucht jetzt nicht viele Millionen Jahre, bis das versteinert und dieses nennt man jetzt nur so als als Klugscheißer wissen. Das nennt man Copal. Vielleicht hast du davon schon mal gehört. 

Lukas 

Opal. 

Ralph 

Copal mit C. 

Lukas 

Nein, noch nie gehört. 

Ralph 

Und wie wir ja aus Jurassic Park wissen, passiert es auch manchmal, dass Insekten zum Beispiel in Bernstein landen. Das können aber auch Pflanzen sein. Und das Ganze nennt man dann Inkluse. Und dafür gibt es natürlich auch ganz, ganz viele im Museum zu sehen. Und ein ganz besonderes Stück, also das Lieblingsstück von Axel Attula, das soll er dir mal vorstellen. 

Axel Attula 

Darauf sind wir ganz besonders stolz auf diesen Gecko. Das ist tatsächlich der erste Fund eines Geckos im Baltischen Bernstein. Mittlerweile kennt man, denke ich, noch zwei weitere, aber unseres ist eigentlich immer nach wie vor noch der schönste, der ist ja ganz winzig. Also wenn Sie sehen, wenn sie da richtig gucken, vielleicht 4 cm. Und das Tierchen an sich ist ja höchstens ein cm das, was da noch ist. 

Das original Tierchen war ja wahrscheinlich auch noch fünf. Es ist nur noch so das erste Drittel vorhanden bis zu den Beinchen. Es glotzt einen so schön an, das ist sozusagen der Ur Gecko, der von allen Geckos, die heute so da sind, der Urahne, den kann man sich so angucken. 

Natürlich ist was auch eine besondere Inkluse war, dieses kleine Tierchen wäre ja nicht von selbst kleben geblieben. Also das muss ja irgendwie passiv in dieses Harz gekommen sein, um überhaupt eingeschlossen zu werden.  

Ralph 

Eben, weil das Tier zu groß ist. 

Axel Attula 

Weil es zu stark wäre. Es hätte sich ja befreien können aus dieser klebrigen Falle. Und nun ist es auch abgebissen. Und wahrscheinlich ist es einfach so ein Vogel hat sich das Ding geholt, hat es gefressen und durchgebissen und die eine Hälfte ist dann zufällig in so ein Harz gefallen und dann ist es auch noch zufällig, hat es das überdauert und ist dann so ein Fossil geworden. 

Also das ist auch was, das ist ja wirklich mehr als ein Lottogewinn in den Zufälligkeiten, dass es so was gibt. 

Lukas 

Also das ist wirklich das ein halber Gecko in diesem Bernstein drinnen, und der hat quasi die Jahrmillionen überdauert und ist jetzt sozusagen der Urahn der meisten, wahrscheinlich heute lebenden Geckos. 

Ralph 

Na ja, das ist auch richtig schön aufbereitet im Museum, muss man sagen, das ist alles so abgedunkelt und man hat dann diese Vitrinen, die leicht beleuchtet sind. Und diese leichte Belichtung reicht ja schon aus, um den Bernstein so in Szene zu setzen, dass der richtig leuchtet. Und bei dem Gecko ist es so, dass das so eine Vitrine ist und man guckt von oben auf den Gecko runter durch ein Vergrößerungsglas, weil er eben so klein ist. 

Lukas 

Ja, krass. Also das heißt, das Museum ist auf jeden Fall auch so aufbereitet, dass da nicht irgendwelche Vitrinen rumstehen, sondern das auch echt ein gutes Konzept dahinter ist. Habe ich dich richtig verstanden? 

Ralph 

Ja, auf jeden Fall. Also was ich jetzt erwähnt habe, das erfährt man gleich am Anfang das Museumsbesucher und dann kommen da noch andere Ausstellungsräume, die halt jetzt auch zeigen. Die verschiedenen Bernsteinarten, aber auch wie Bernstein ja gefunden worden ist bzw. abgebaut worden ist, wie verarbeitet worden ist. Von den Anfängen bis in die Neuzeit hinein. Und da möchte ich dich und jetzt auch alle Hörerinnen und Hörer so ein bisschen mitnehmen. 

Lukas 

Und warum ist das Museum jetzt genau da? 

Ralph 

Du bist zu schnell, da komme ich schon noch dazu, aber das dauert noch ein bisschen. Das werde ich auf jeden Fall noch erklären. Und weil wir jetzt ja diesen Gekko hatten, der eingeschlossen ist, Es ist so, dass diese Jurassic Park Idee mit dem Moskito und dem Blut und DNA extrahieren und dann die Dinos klonen. Das wird wahrscheinlich nicht funktionieren, weil sich DNA einfach nicht so lange hält, zumal Baltischer Bernstein zu jung dafür ist. 

Also man müsste dann tatsächlich aus einem anderen Weltteil den Bernstein nehmen, weil die Dinos, die sind ja vor 65 Millionen Jahren ausgestorben. Und der baltische Bernstein, der ist ja jünger, also damit wird es gar nicht gehen. 

Lukas 

Also das heißt Jurassic Park. In dieser Art und Weise bleibt Fiction  

Ralph 

Leider ja. Also ich hatte jetzt gerade erklärt, es geht so los von den Anfängen, was ist eigentlich Bernstein? Und dann darüber hinaus Wann haben sich eigentlich Menschen interessiert für den Bernstein? Und das geht ja schon Ewigkeiten zurück in die Vergangenheit. Also das kann es ja schon in der Steinzeit finden, dass Leute da Bernstein bearbeitet haben und dass die, der es Schmuck in Form von Perlen oder Anhängern dann in den Gräbern gelandet ist. In der Bronzezeit wird das dann schwieriger, weil das an der Bestattungsweise liegt, weil es ja dann eine Zeit lang brand-Bestattungen gab, die dabei dann sozusagen en vogue waren und dadurch ist natürlich der Bernstein auch mit verbrannt. Und in der Antike hat sich ja dann die sogenannte Bernstein Straße entwickelt. Von der hast du vielleicht schon mal gehört. Das bezeichnet ja ein Netz aus verschiedenen Handelswegen über wirklich lange Distanzen von der Nordsee bzw. Ostsee bis in den Mittelmeerraum runter. 

Und dazu erzählt auch Axel Attula etwas. 

Axel Attula 

Man hat dieses Material sehr geschätzt, ähnlich wie Elfenbein auch verarbeitet, dann auch geschnitzt als er für Möbel für alles Mögliche. Es gibt ja dann auch diesen, also griechische Sagen, die den Bernstein auf nehmen. Mit den Römern sind wir im zweiten, dritten Jahrhundert, also vor allen Dingen in römischer Zeit gibt es ja ihn in Aquileia und so ganz große Bernstein Verarbeitung. 

Also man hat nie vor Ort in dieser frühen Zeit den Bernstein verarbeitet, sondern den immer hinaus gebracht. Das bleibt auch so letztendlich, als sich der deutsche Orden da oben etabliert, die das Monopol und das abzukürzen einfach das ist alles noch ein bisschen durcheinander und noch komplizierter. Und der Deutsche Orden hat dann das Monopol auf den Bernstein. Das muss alles abgegeben werden, das wird dann gesammelt und das wird dann tatsächlich nach Brügge oder nach Lübeck an die Bernstein Zünfte gegeben und dort verarbeitet. 

Nie im Land. Das ändert sich dann erst mit der Reformationszeit, dass man eben dann auch in Danzig, Elbing, Königsberg, den Bernstein selber verarbeitet. 

Lukas 

Okay, das war ein bisschen viel für mich, das heißt, ich versuche es mal zusammenzufassen. Das heißt, in der Antike, also griechische und römische Antike, war es so, dass da bereits ist, also dass es da bereits schon Handelswege gab zur Ostsee und es dann quasi da auch schon als Schmuck genutzt wurde und dann später der Deutsche Orden. Also das sollte man vielleicht noch mal erklären, der Deutsche Orden. 

Wenn ich mich jetzt nicht falsch äh, also wenn ich da nicht komplett falsch lieg, sonst müssen wir das in ein Feedback einbauen, war doch ein Ritterorden, der quasi so mächtig wurde, dass er in der Gegend des heutigen Nord Polens und Baltikums quasi eine eigene Staatlichkeit aufgebaut hat und dadurch auch sehr, sehr mächtig geworden ist. Und das heißt, dann hatte dieser deutsche Orden, also dieser Ritterorden, sozusagen die Macht über den Bernsteinhandel und dann später über Hansestädte wie Lübeck oder wie, keine Ahnung, Hamburg oder was auch immer. 

Ralph 

Und was Axel Attula auch noch gesagt hat, was ich ganz interessant finde, das ja sehr lange Zeit der Bernstein nicht dort, wo er abgebaut worden ist, wo er gefunden worden ist, verarbeitet worden ist, sondern der wurde quasi als Rohstoff erst dann zum Beispiel im Mittelmeerraum oder sonst wohin transportiert und das hat sich dann erst viel später, also mit Industrialisierung hat sich das dann geändert. 

Also zum Bernstein Abbau bzw. Bernstein finden usw. Wie würdest du da vorgehen? 

Lukas 

Äh ja. Ich muss dazu sagen, dass ich von einer Methode tatsächlich erst gestern in dem Podcast gehört habe. Und zwar bin ich ja Hörer von Geschichten aus der Geschichte und da ging es in einer Folge um Dinge, die nicht gefunden werden. Das war nämlich Folge 404 und so Error 404 Dinge, die nicht gefunden werden. Und es gibt da dieses legendäre Bernsteinzimmer. 

Und da reden die beiden in ihrem Podcast über das Bernsteinzimmer. Und da haben sie eben auch gesagt, wie der Bernstein in der baltischen See als in der Ostsee eben gefördert wird. Und zwar, wenn ich mich richtig entsinne, dass die auf den Meeresgrund gehen des Baltischen. Wir sind nicht besonders tief da und da also quasi den Meeresgrund entweder sprengen oder irgendwie keine Ahnung aufrauen. 

Und dadurch wird der Bernstein gelöst und weil der schwimmt, schwimmt er an die Oberfläche und da können die den dann einfach abkassieren. 

Ralph 

Okay, magst du vielleicht die Folge fortsetzen?  

Lukas 

Sorry, das ist echt ein Zufall jetzt. 

Ralph 

Ja, ja, genau. Also das schon sehr viel richtig gesagt, dass Bernstein eben schwimmt. Das ist ganz wichtig, das zu wissen, weil das eben Auswirkungen darauf hat, wie man den halt findet. Und dieser Bernstein kann aber auch am Strand gefunden werden, also außerhalb des Wassers, wobei es dann halt so eine Strandlese ist sozusagen. Also man kann es als normaler Typ auch einfach ein Strand entlang gehen und hat die Möglichkeit Bernstein zu finden. 

Man hat auch zeitweise danach getaucht und es gibt dann noch das sogenannte Bernsteinstechen. Dazu erzählt Axel Attula. 

Axel Attula 

Dann gibt es Männer, die mit Stangen den Boden aufwühlen und dann werden die hoch schwimmenden Steine mit Kescher nach oben geholt. Letztendlich ist ja dieser Stein, den sie aus der See holen, ja besonders beliebt, weil er natürlich eine Konsistenz hat, die auch für die Verarbeitung sehr beliebt ist. Weil wenn so ein Stein schon einen langen Weg durchs Meer geht, hat er ja schon viele Schläge und viel Prügel gekriegt durch den Tritt, die Umwälzung im Wasser. 

Und sie können eigentlich als Schnitzer oder als Bernsteinverarbeiter davon ausgehen, dass Sie da keine wackeligen Strukturen mehr drin haben. Da können sie wirklich was draus machen. Das war eben deswegen so diese großen Kapitel über bestimmte Qualitäten an Bernstein und diese großen Seesteinplatten, die waren immer was ganz, ganz besonderes und auch was teures. Und früher wurde immer dann auch danach gehandelt, je nachdem, nach Größe, nach Struktur, wo man sehr hatte, also den Bernstein in Handels Sorten einzuteilen. 

Also das gibt es schon im Barock und das macht man dann bis ins 19. Jahrhundert dann ganz intensiv. Und es gibt heute auch noch alles da. 

Lukas 

Genau noch mal so ein bisschen, so eine Ergänzung. Und was sich in der Folge auch gehört habe, dass Bernstein.- ich weiß, nicht ob du auch dieselbe Information hast, dass Bernstein 15 mal so teuer war wie Gold. 

Ralph 

Ach nee, das wusste ich nicht. Es ist aber ein total wertvoller Beitrag. 

Lukas 

Damit man mal wusste, wie krass teuer dieses Bernsteinzimmer eigentlich war. Weil hätte der dieses Zimmer mit Gold auskleiden lassen, wäre es um einiges günstiger gekommen.  

Ralph 

Das Bernsteinzimmer. Komme ich auch noch zu sprechen. Aber wusstest du dann auch oder kam in dem Podcast auch vor, wenn man jetzt zum Beispiel diese Strandlese betreibt, dass wenn man nach Bernstein guckt, dass man da teilweise aufpassen muss, weil da Verwechslungsgefahr zu Phosphor besteht? 

Lukas 

Nee. 

Ralph 

Nee, weil der sieht tatsächlich sehr, sehr ähnlich aus. Axel Attula hat gemeint, selbst Experten und Expertinnen wissen da manchmal gar nicht, was der Unterschied ist, nur vom Gucken. Und das ist halt über Brandbomben aus dem Zweiten Weltkrieg ist das auf dem Meer gelandet und dann noch an den Stränden. Und so weiter. Deswegen muss man da ein bisschen aufpassen, weil Phosphor entzündet sich ja sehr leicht und man sollte sich halt einfach vorher informieren, ob das damals halt irgendwie Kriegsschauplatz war oder ob dort ja Teile der Rüstung oder der Waffen versenkt worden sind im Wasser, weil das ist damals eben auch vorgekommen. 

Es ist aber auch so, dass das in der Gegend um Ribnitz, dass da noch nie Phosphor gefunden worden ist. 

Lukas 

Aber Bernstein schon. 

Ralph 

Ja. Bernstein sehr viel. Heute findet sehr viel Bernsteinabbau in der Kurischen Nehrung statt. Die Kurische Nehrung. Wer es nicht kennt, das liegt weiter im Osten zwischen Litauen und der russischen Exklave Kaliningrad. Und ich musste tatsächlich erst mal gucken, was ist eigentlich eine Nehrung und eine Nehrung, das ist so ein so ein langgestreckte Landstreifen, der ein Haff vom offenen Meer abtrennt. 

Also musste ich nachgucken, was ist ein Haff? Und ein Haff wiederum ist so ein so ein Brackwasser Bereich, wo Salzwasser und Süßwasser zusammentreffen. Ja, man könnte auch vereinfacht sagen, das ist so eine Art Halbinsel, die so vorgelagert ist vom Meer. Heutzutage ist es eben so, dass dieser Abbau natürlich ganz anders stattfindet als noch vor 200-300 Jahren. Das ist alles Hochtechnisierte mit Maschinen, das kannst du dir nicht vorstellen, wie so ein so ein Tagebau, dass da viel mit gearbeitet wird. Dieser industrielle Abbau von Bernstein, der hat im 19. Jahrhundert angefangen, wie so vieles eben im Zuge der Industrialisierung angefangen hat. 

Und man hat dann ganz viel Pfeifenmundstücke und Zigarettenspitzen hergestellt. Dann gab es eben bald darauf den sogenannten Press Bernstein. Da wurde quasi aus aus kleinem Bernstein oder aus Bernstein Resten unter Druck und Wärme eine Platte gepresst, mit der man dann halt arbeiten konnte, wo man dann halt Schmuckstücke daraus formen konnte. Ich möchte noch mal zurückkommen zum Museum selber und zum Museumsbesuch. 

Ich habe jetzt erwähnt, dass Pfeifenmundstücke daraus gemacht worden sind. Die sieht man natürlich auch im Museum. Man sieht aber auch Schmuckstücke aus dem Barock, aus der Zeit nach der Reformation. Und so weiter. Also wirklich lange Zeiträume der Geschichte werden da abgedeckt. Und da sieht man zum Beispiel so kleine Altäre, die mit Bernstein verziert worden sind, oder auch Besteck, ein Schachbrett, das angeblich Friedrich dem Ersten gehört hat. 

Und ich glaube, also, ich kann jetzt gar nicht so auf einzelne Stücke in dem Sinn eingehen, weil es einfach so viel gab. Ich muss jetzt dazu sagen, dass dieses Museum; ich dachte am Anfang, es wäre ein kleines Museum, weil auf der Homepage wirkt das alles sehr klein und man kriegt nicht wirklich so einen Eindruck davon, wie groß das ist. 

Aber als ich dort war und mir dann auch dachte, na klar ist ein Kloster, war ich auch erstaunt, dass sich das über zwei, ich glaube drei Stockwerke erstreckt hat und Dutzende von Räume hatte, sodass ich in dieser Folge jetzt gar nicht alles abdecken kann und auch nicht will, Weil ich möchte natürlich aber wer sich diese Schmuckstücke angucken möchte, der soll doch ins Museum gehen, weil ich mach jetzt hier gleich weiter mit dem vermeintlich größten Bernstein Kunstwerk. 

Du hast es ja schon angesprochen. 

Lukas 

Das Bernsteinzimmer. 

Ralph 

Richtig, das Bernsteinzimmer. Das wird nämlich als achtes Weltwunder oftmals bezeichnet. Und da du ja schon ein bisschen was über das Bernsteinzimmer weißt, überlege ich gerade, ob du das erzählen sollst oder ob ich das erzähle.  

Ralph 

Also, das Bernsteinzimmer. Das ist ja immer in aller Munde. Man, wenn man n-tv guckt oder so die ganzen Dokumentationen, dann kommt irgendwann immer das Bernsteinzimmer. Mythos Bernsteinzimmer und das Bernsteinzimmer, das war ja so ein sehr prunkvolles Zimmer aus Bernstein, aber nicht nur. Also Gold gab’s da auch drin. Und das hat sich Friedrich I. Anfang des 18. Jahrhunderts bauen lassen in sein Berliner Schloss. 

Und dann hat er aber nicht lang dieses Bernsteinzimmer behalten, sondern der hat das dann ja abgegeben oder verkauft an den Zar Peter den Ersten. Und später wurde das Zimmer dann im Katharinen Palast südlich von Sankt Petersburg eingebaut, wo es dann auch zwei Jahrhunderte lang überdauert hat, bis der Zweite Weltkrieg eben kam. Und im Zweiten Weltkrieg haben dann die Nazis das Bernsteinzimmer geraubt und in das Königsberger Schloss in Kaliningrad eingebaut. 

Und als dann die Rote Armee in die Stadt einmarschiert ist, ja, wurde das alles zerstört. Das Schloss ist in Feuer aufgegangen und seitdem weiß man nicht, was mit dem Bernsteinzimmer eigentlich so wirklich passiert ist. Natürlich gibt es viele Leute, die sagen, das ist halt mit verbrannt, ist mit untergegangen in Brand. Es gibt aber auch viele Leute, die, die immer noch nach diesem Bernsteinzimmer suchen. 

Das Bernsteinzimmer selbst das gibt es natürlich auch nicht im Bernstein Museum zu sehen. Logischerweise ja auch nicht so einen so ein wirklich akkuraten Nachbau. Aber mithilfe von großflächigen Fotografien hat man das so ein bisschen nachgestellt. Also man kann dann in so einen Raum reingehen und kriegt dann auch einen Eindruck davon, wie blendend hell und prunkvoll das gewesen sein muss. 

Und als ich dann mit Axel Attula reingegangen bin, hat er erst mal wie soll ich sagen, hat erst mal interessant reagiert, weil er gesagt hat Ah, dieser Mythos Bernsteinzimmer, das ist für ihn vorbei, der kann es nicht mehr hören. 

Axel Attula 

Es gibt keine wissenschaftliche Arbeit über das Bernsteinzimmer vorm Zweiten Weltkrieg. Das hat eigentlich niemanden interessiert. Und es ist eigentlich wahnsinnig überhöht in seiner Nachgeschichte. Und das, glaube ich, muss man ganz nüchtern tatsächlich mal klarstellen. Dieses Thema, es ist schon ein bisschen degeneriert. Also wenn ich anfange, Material großflächig zu verarbeiten, in die Fläche zu bringen, hat es natürlich seinen Sinn, seinen Zenit, bei weitem überschritten. 

Sie haben deswegen, wenn Sie diese alten Rahmen und das sind ja bestimmte Dinge, die sind ja wahrscheinlich älter als der Zimmergedanke. Also man hat bestimmte Dinge auch schon eingefügt ins große Ganze, die sicherlich ganz Qualitätvoll und besonders waren. Aber es ist natürlich schon letztendlich ein riesiger Markenartikel. Es ist das, was die Götter früher Hybris genannt haben. 

Es ist schon zu viel des Ganzen. 

Lukas 

Es wurde sehr, sehr philosophisch und sehr auf die Metaebene gehoben. Also wenn ich versuche zu verstehen, er hat quasi gemeint, alleine das Bernsteinzimmer zeigt, dass wenn so viel aus Bernstein ist, wenn man schon ein ganzes Zimmer machen konnte, dann hat der Bernstein an sich schon quasi diesen symbolischen Wert verloren, weil er damit beliebig wurde. 

Ralph 

So habe ich das auch verstanden. Als dann aus Bernstein so flächige Zierden wurden, hatte er ja schon an seinen Charakter, sage ich jetzt mal, an seiner Äußerlichkeit irgendwie schon verloren. 

Lukas 

Gut, aber das sehe ich jetzt trotzdem ein bisschen anders, ohne Bernstein Experte zu sein, weil es spricht ja dann für jedes Material, der Wert. Was ist denn mit Diamanten? Es gibt ja auch Kronen, in denen 700 Diamanten drin sind. Heißt das jetzt, nur weil das 700 Diamanten drin sind, dass das dann keinen Wert mehr hat oder nichts Besonderes mehr ist? 

Und ich glaube, was so das Bernsteinzimmer betrifft, ich mein, wenn es darum geht, wenn man quasi sagt, dass Bernstein 15 Mal so teuer ist wie Gold zu dem damaligen Zeitpunkt und man macht ein ganzes Zimmer draus, dann spricht es, weiß ich nicht, dann bleibt es ja schon ein bisschen einzigartig, denke ich. 

Ralph 

Aber es ist die Frage natürlich, wofür das dann spricht. Weil man nutzt es ja quasi als Mittel, um seinen Reichtum zum Ausdruck zu bringen. 

Lukas 

Ja, und sonst nutzt man Bernstein, um zu zeigen: Hey, ich hab viel Kohle und kann mir schönen Schmuck leisten. Also ich finde, ist es nicht bei jedem, bei jedem Material, egal was keinen rein praktischen Nutzen hat so? 

Ralph 

Naja, es gibt ja auch ästhetischen Wert. Man kann sagen, dieser Bernstein, so wie der aussieht, hat der einfach für mich eine Schönheit, die, weiß ich nicht, ein Schmuck aus Silber oder eine Perlenkette eben nicht hat. 

Lukas 

Ja, und was ist dann der Unterschied zu dem Bernsteinzimmer? Wenn ich jetzt sag, ich habe ein Zimmer, das könnte ich jetzt aus – Keine Ahnung – Deckenfresko gestalten und Gold und was weiß ich. Oder ich mache es halt komplett aus Bernstein. Also ich find halt, die Logik dahinter ist doch die gleiche. 

Ralph 

Naja, Axel Attula ist natürlich jetzt nicht hier bei uns, da kann ich nicht für ihn sprechen. Aber vielleicht hat er damit gemeint, dass durch so ein übergroßes Angebot durch so eine Vielzahl an Bernstein oder vielleicht auch bei anderen Materialien wäre das dann so, dass dann im Endeffekt so diese Besonderheit des Einzelnen dahinter zurückstecken muss, dass dann gar nicht mehr gesehen wird. Oder dass dieses eine Stück jetzt besonders herausragt, sondern es ist im Endeffekt dann diese Gesamtheit. 

Lukas 

Ja, aber ich kann es nicht so ganz nachvollziehen, weil dann frage ich mich halt, bei welchem Material gilt das nicht? Also verstehst? 

Ralph 

Bei welchem Material gilt das nicht, wo es nicht auf das Praktische ankommt, sondern auf… 

Lukas 

Nee, auch generell auf die Verfügbarkeit. Nehmen wir mal ein Material, was noch seltener ist oder dann eben noch teurer ist als Bernstein. Keine Ahnung. Mir fallen jetzt halt nur irgendwelche Edelmetalle oder Diamanten oder irgendwas ein, zum Beispiel noch Elfenbein. Das wäre auch noch so ein Material, was ich mir vorstellen könnte, was auch noch vielleicht so einen ähnlichen Wert hat. 

Ab dem Zeitpunkt wo ich eine Elfenbein Zimmer hab, hab ich dann vielleicht genau denselben ästhetischen Wert wie ein Bernsteinzimmer. Aber vielleicht führt es jetzt auch zu weit. 

Ralph 

Vielleicht ist es was generelles. Weißt du? Also was jetzt Axel Adler gar nicht meint? Also ein Zimmer aus Bernstein ist für ihn schon überhöht, das wäre dann das Gleiche bei Elfenbein oder bei anderen Materialien. Das ist vielleicht so ein bisschen wie bei – Hmmm, ja, weiß ich nicht – bei einem schönen Stein, den du halt einfach hast. Es macht einen Unterschied, ob du einen schönen Stein hast oder ob du 500 dieser schönen Steine hast. 

Lukas 

Also es ist die Hybris, was er auch schon gesagt hat bzw. diese Dekadenz. 

Ralph 

Ja genau.  

Also das Bernsteinzimmer, das bietet schon fast den Abschluss dieser Ausstellung sozusagen. Das kommt relativ spät, weil es ja auch chronologisch aufgebaut ist. Danach folgen noch Sachen, die mit der Herstellung zu tun haben bis in die Moderne. Und bevor wir jetzt dazu kommen, glaube ich, passt es, wenn ich jetzt auf die Lage des Museums in Ribnitz-Damgarten eingehe, weil das eben mit der Herstellung zu tun hat. 

Ausschlaggebend für die Lage des Bernstein Museums ist Walter Kramer. Die Familie Kramer, das waren Goldschmiede Meister, die in Ribnitz Anfang des 20. Jahrhunderts gelebt haben. Und sein Vater war auch schon Goldschmied und Walter hat dann das Familienunternehmen weitergeführt, in fünfter Generation. Und dann kam im 20. Jahrhundert die Wirtschaftskrise, die dann auch die Familie und Walter eben getroffen hat. 

Und dann musste er sich irgendwie eine Lösung überlegen, wie er wieder zu Geld kommt. 

Axel Attula 

Dann versucht der Walter Kramer irgendwie mit den Touristen Geschäfte zu machen und dann kommt man eben darauf, silberne Fische und die Sterne und maritime Motive wie Leuchttürme und Sonnen und so dann eben aus Silber mit einem Bernsteinchen in der Mitte, so als Schmuck zu verkaufen. Das hat dann auch, weil es anfänglich auch von sehr, sehr guter Qualität ist, auch recht viel Erfolg, obgleich es tatsächlich erst 1939 letztendlich so marktreif ist, dass er das auch in weitem Sinne produzieren konnte. 

Er produziert es dann hier, ist ganz erfolgreich. Auch während des Krieges. 1947 flieht er dann eben aus der sowjetischen Besatzungszone nach Lübeck, Travemünde. Und dann macht er es da dann weiter. 

Ralph 

Die Firma, die vorher in Ribnitz war, die ist da auch geblieben, weil die war unter Zwangsverwaltung gestellt von den Sowjets und dort wurde dann halt weiter Fischland Schmuck wie es heißt produziert Fischland. Schmuck heißt deswegen, weil Fischland, das ist so eine, so eine Landbrücke nordwestlich von Metz gelegen. Daher kommt der Name und dieses Zwangsverstaatlichte Unternehmen, das diesen Schmuck hergestellt hat, das wurde dann auch zum größten Schmuck Unternehmen der DDR in den 50er und 60er Jahren. Und weil dieses Unternehmen eben in Ribnitz sitzt, ist dort auch dieses Museum angesiedelt. Und das Museum, das hat dann auch viele Stücke von dem Unternehmen bekommen. Und die Bernstein Industrie, die hatte es im 20. Jahrhundert auch wirklich schwer, muss man sagen. Mit dem Aufkommen der Kunststoffe gab es eben günstigere Alternativen, die auch leicht zu zu verarbeiten waren. 

Und es ist zum Beispiel so, dass Bernstein Reste früher auch für Lack verwendet worden sind. Das haben dann auch Kunststoffe übernommen und so ist halt ein großer Absatzmarkt weggebrochen im Laufe der Jahrzehnte. Das heißt aber nicht, dass das Bernstein Handwerk tot ist, im Gegenteil. Das Museum selbst hat nämlich eine Werkstatt und man kann aus dieser Werkstatt auch Produkte kaufen, die dann natürlich dem Museum auch wieder zugutekommen.Und ein Lehrling wird ausgebildet. Und das ist dem Museum ganz wichtig, dass es halt nicht nur alte Gegenstände aus Bernstein bewahrt, sondern dass es diese Tradition und das Handwerk der Bernstein Verarbeitung fortführt. 

Axel Attula 

Ich habe einen Kollegen der ist Bernsteindrechslermeister, der einzige Drechsler Meister hier in Deutschland, der diese Tradition auch fortführen soll, der hier besteht, dass wir eben auch sagen, wir sind nicht nur Museum, sondern wir leben auch diese Bernstein Verarbeitungstradition. Letztendlich ist diese Tradition tatsächlich mit den Heimatvertriebenen aus Danzig und aus Königsberg gekommen, hier nach Ribnitz eben weil viele hierher kamen, eben weil es diese Industrie in Ansätzen schon gehabt hat, dass man die Leute dann auch irgendwo beschäftigen konnte mit dem, was sie eigentlich auch konnten. Das ist auch so ein bisschen so eine, so eine Sukzession, so eine apostolische, die wir haben, aus Ostpreußen, die hier so weitergeht, dass die alten Meister den Neuen so die Hand aufgelegt haben. Das ist eigentlich auch eine schöne Sache, da sind wir auch ganz stolz drauf. 

Ralph 

Dann gibt es noch einen ganz kleinen Abschnitt im Museum nämlich verleiht die Stadt Ribnitz-Damgarten bzw. das Museum einen Kunstpreis seit 1993 den Kunstpreis der Stadt. Und damit möchten die eben diese Bernsteinverarbeitung fördern, was so moderne Bernstein Kunst ausmacht. Und das passiert in relativ unregelmäßigen Abständen muss man sagen. Zuletzt wurde der Preis nämlich vor zehn Jahren verliehen 2013, weil aktuell suchen Axel Attula und seine Kollegen und Kolleginnen nach Sponsoren, die das ganze finanziell begleiten können. 

Lukas 

All diejenigen, die hier zuhören und sich denken: Hey, sie würden gerne was sponsern in dem Bereich, das wär doch ein tolles Projekt, um eine Tradition in die Zukunft zu bringen. Mittels eines kleinen Museums. Schön. 

Ralph 

Ja. Also ein mittelkleines Museum. 

Lukas 

Vielleicht hier mittels eines mittelkleinen Museums. 

Ralph 

So klein ist es ja nicht. Aber trotzdem hat auch das Museum wie viele andere Häuser mit Finanzierung zu kämpfen, obwohl jedes Jahr 50.000 – 60.000 Besucher kommen. 

Lukas 

Das also auch wieder in der BITTE NICHT ANFASSEN!-Museums Kategorie was Besucherzahlen betrifft sehr weit oben. 

Ralph 

Also hätten wir ein Quartett, dann wäre das relativ weit oben. Genau. Und das, lieber Lukas, Llebe Hörerinnen und Hörer, war mein Besuch im Bernstein Museum. 

Lukas 

Ja, vielen lieben Dank. Also erstens coole Lage, dass wir da mal auch da oben in dieser Gegend Deutschlands waren. Coole Geschichte, super vielfältig, vor allem Bernstein. Da kannst du zehn Folgen drüber machen. Nur über Bernstein. Alles was damit zu tun hat, ohne dass es langweilig wird. Also ja, vielen Dank. 

Ralph 

Also ich hoffe, du hast auch ein bisschen was gelernt. Trotzdem. 

Lukas 

Ja, ja, voll. Unbedingt. Ich habe noch eine Frage. Du hast gesagt, Axel Attula ist Theologe und Kunstgeschichtler. Wie ist er denn dazu gekommen? In dieses Museum? Weißt du? 

Ralph 

Der ist da schon einige Jahre. Aber am Anfang war der mit der Restaurierung der Klosterkirche betraut. Also das passt dann wieder ganz gut, diese Kombination zwischen Theologie und Kunstgeschichte und er hat dann von seinem Vorgänger die Leitung für das Bernstein Museum übernommen. 

Lukas 

Ah, okay, verstehe. Und wie viele Leute arbeiten für das Bernstein Museum?  

Ralph 

Die genaue Anzahl weiß ich nicht, aber ich würde sagen, eine Handvoll. 

Lukas 

Also wahrscheinlich auch wieder ganz viele Ehrenamtliche, die da möglicherweise dabei sind. 

Ralph 

Nee, die sind dann schon richtig angestellt. 

Lukas 

Alles klar. Ja, vielen Dank, Ralph. Cool. 

Ralph 

Gerne doch. Vielen Dank fürs Zuhören.  

Jetzt bin ich aus dem Schneider. Ich habe jetzt mal mein Soll erfüllt. Das heißt, du bist ja in der nächsten Folge wieder dran. Hmmm. Magst du schon irgendwas dazu sagen? Worum geht’s in der nächsten Folge? 

Lukas 

Ja, also in der nächsten Folge geht’s mal wieder bei mir um ein Objekt, und zwar ist es ein Objekt, was ganz vielen Menschen Freude bereitet hat, immer noch Freude bereitet und was meistens schon ganz große Augen machen lässt und mit ganz viel Spaß verbunden ist. Es wird eine schöne Folge, glaube ich. Ein schönes Museum, ein sehr witziges Museum und ja, man kann sich darauf freuen. 

Ralph 

Ja, mache ich. Auch wenn ich überhaupt keine Ahnung habe, worum es geht. 

Lukas 

Also ich sage es mal so also es von denen, von denen von der Objekt Größe ist es kleiner als der Unimog, aber deutlich größer als die Mausefalle. 

Ralph 

Vielleicht so Menschen groß oder Haustier groß? 

Lukas 

Siehste dann. 

Ralph 

Ich bin gespannt. 

Lukas 

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Das wäre natürlich super. 

Ralph 

Dem habe ich nichts hinzuzufügen. Ich kann nur sagen Tschüss, bis zum nächsten Mal. Schaltet wieder ein, wenn es heißt…BITTE NICHT ANFASSEN! 

Lukas 

Ciao!