Stories über Trennung – das Museum of Broken Relationships Zagreb

BITTE NICHT ANFASSEN! #26

Stories über Trennung – das Museum of Broken Relationships Zagreb 

Show Notes 

Als Dražen Grubišić und seine Partnerin Olinka Vištica  sich getrennt hatten, wussten sie nicht, was sie mit einem Aufzieh-Hasen machen sollten. Der Hase stand für gemeinsame Erinnerungen. Zu schade, um ihn wegzuschmeißen zu verletzend, um ihn zu behalten. Weil es keinen neutralen Ort dafür gab, haben die beiden einen geschaffen. Zunächst als temporäre Ausstellung konzipiert, ist das Museum of Broken Relationships in Zagreb heute das Zuhause tausender Gegenstände aus vergangenen Beziehungen. 

Ralph hat darin lustige, aber auch traurige Geschichten gefunden, mit Dražen Grubišić, einem der beiden Museumsgründer, gesprochen und die Neurowissenschaftlerin und Autorin Anne Freier gefragt, warum Trennungen so weh tun.  

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Hilfreiche Links: 

  • Nachreichung Kernspintomographie: https://stiftung-gesundheitswissen.de/gesundes-leben/koerper-wissen/was-ist-eine-magnetresonanztomographie-mrt 

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Infos zum Museum:  

Museum of Broken Relationships 
Ćirilometodska 2  

10000, Zagreb 

Kroatien 

https://brokenships.com/

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über BITTE NICHT ANFASSEN!:  

Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. 

Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. 

Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. 

Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. 

BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr. 

Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ 

 
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Kontakt: 
Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/  
E-Mail: info[at]escucha.de  

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Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen  

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Podcast-Credits:  
  

Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger  
Produktion: Escucha GbR  
Podcast-Grafik: Tobias Trauth; Till-Illustration mittels KI von Canva.com https://www.instagram.com/don_t_obey/  
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)  

Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! 

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Transkript 

Dražen Grubišić  

We have a ritual for all sorts of things and there is nothing when we break up. 

INTRO 

Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Ein Podcast von ESCUCHA. 

Lukas 

Hallo, einen wunderschönen guten Tag und herzlich willkommen im Februar 2024 zur zweiten Folge von Bitte nicht anfassen im Jahr 2024. Hallo Ralph. 

Ralph 

Hallo Lukas und schön, dass wir wieder zusammensitzen und eine neue Folge besprechen. 

Lukas 

Genau das Konzept unseres Podcasts relativ schnell erklärt. Es geht darum, dass Ralph und ich abwechselnd einmal im Monat ein kleines, skurriles, alternatives, aber vor allem liebenswertes Museum besuchen. Und dass wir euch so ein bisschen erklären wollen und uns gegenseitig so ein bisschen erklären wollen, was denn für Geschichten hinter diesen ganzen Häusern, Museen, aber auch Museums Betreiber innen stecken. 

Ralph 

Ja, und in der vergangenen Folge, da warst du in einem Museum, nämlich im Draht Museum Altena. Richtig. Und was bei mir hängen geblieben ist, ist, dass es früher wohl aufgrund der Herstellung sehr stark gestunken haben muss in Altena. Und dass dort im Museum ganz unterschiedliche Drähte ausgestellt sind. Also sehr alte und dicke Drähte, aber auch sehr moderne und sehr dünne Drähte, wie zum Beispiel Supraleiter. 

Lukas 

Genau richtig. Und zu diesen Supra Leitern haben wir Feedback bekommen. Bzw wir müssen noch etwas korrigieren. Wir müssen zwei Kleinigkeiten korrigieren. Das ging in der letzten Folge ein bisschen schief. Ich bin kein Physiker, deswegen verzeiht mir das bitte. Also Nummer eins, das ist jetzt ganz formeller Natur. Es war ja Dr. Marc Uhlarz vom Helmholtz Zentrum Dresden Rossendorf als Experte dabei, der uns die Supraleitung erklärt hat. 

Lukas 

Ich hatte das Helmholtz Zentrum als Helmholtz Zentrum Dresden vorgestellt, ist es aber Helmholtz Zentrum Dresden Rossendorf. Das ist ganz wichtig und das ist auch gut so, dass man die Bezeichnungen wirklich korrekt hält. Das Zweite ist, und das ist ein fachlicher Fehler ganz am Ende geht es ja um Kernspintomografen. Und da habe ich so, also ich habe das quasi so verstanden, als dass ein hohes Magnetfeld nötig wäre, um die Supraleitung zu erzeugen. 

Lukas 

Das ist nicht korrekt. Es ist vielmehr so, dass man ein hohes Magnetfeld braucht, um die Kerne in Schwingungen anzuregen. Und das braucht man dann wiederum für die Bildgebung bei Kernspintomographie. Und dieses Magnetfeld, das wird mit einer supraleitenden Spule erzeugt. Also wir werden noch mal auch in dieser Folge die Supraleitung und auch die Funktionsweise des Kernspintomographie in Shownots packen 

Ralph 

Aber nur die Shownotes, weil ich sonst jetzt auch nichts dazu sagen kann 

Ralph 

Nein, aber wir nehmen das natürlich sehr ernst und freuen uns auch immer über Feedback und Richtigstellungen und sind immer froh darüber. 

Lukas 

Genau so! Und das heißt aber wiederum, dass wenn ich in der vergangenen Folge das Museum und die Supraleitung vorgestellt habe, das heißt, dass du jetzt in dieser Folge dran bist. Ich kann mich zurücklehnen, du wirst mir ein schönes Museum erzählen und hoffentlich richtig gute Geschichten. 

Ralph 

Das hoffe ich auch. Ja, es ist ja jetzt die Februar Folge und Februar. Der Februar ist ganz bekannt für einen besonderen Tag. Weißt du, für welchen. 

Lukas 

Der Valentinstag. 

Ralph 

Genau, Der Break-Up-Day 

Der ist nämlich eine Woche nach dem Valentinstag. Und da geht es eben darum, dass man so sein Singledasein feiert und auch alte Trennungen verarbeitet und alte Beziehungen hinter sich lässt. Und passenderweise war ich im dazugehörigen Museum, könnte man sagen, ich war im Museum of broken Relationship. Das werde ich heute vorstellen. 

Lukas 

Ja, sehr cool. Ich habe von dem Museum tatsächlich schon mal gelesen oder irgendwelchen Artikeln da was drüber gelesen und ist natürlich. Ich könnte mir vorstellen, dass das ein alter Klassiker der skurrilen Museen ist und deswegen freue ich mich. Ich habe gelesen, dass es in Zagreb, in Kroatien. 

Ralph 

Das ist, in Zagreb, in Kroatien. Ich war da im vergangenen Herbst. Das ist schon ein bisschen her, dass ich dort war, und bin dann mit der Managerin des Museums durch die Ausstellung gegangen. Und ich habe einen der beiden Gründer interviewt. Das sind zwei Leute, die das gegründet haben. Und ich saß, bevor ich durch die Ausstellung gegangen bin, mit dem Gründer zusammen mit Dražen Grubišić  

im Museums Cafe. 

Ralph 

Und der hat mir dann erzählt, wie es überhaupt zu diesem Museum kam, also wie die überhaupt auf die Idee gekommen sind, da ein Museum über zerbrochene Beziehungen hochzuziehen. Und das war eben so, dass Dražen Grubišić und Olinka Vištica. Ich hoffe nicht auf die Namen richtig ausgesprochen. Die waren ein Paar und haben beide Kulturmanagement studiert. Also die waren in der Kultur Branche aktiv. 

Ralph 

Dražen hat in Wien zuerst studiert, Olinka in Paris und nach dem Studium sind sie dann wieder zurückgekommen nach Kroatien, haben zusammen in einem Haus gewohnt, Dražen war als Bildhauer tätig und Olinka ist Theater Produzentin und im vierten Jahr der Beziehung ist es dann in die Brüche gegangen. Da war es dann vorbei mit der Beziehung. Und wie das halt so ist, weil man sich trennt und vor allem auch noch zusammenwohnt. 

Ralph 

Da geht es dann daran, den Hausstand aufzuteilen. Wer bekommt was? Und das ging für einige Gegenstände ganz einfach. Für einen Gegenstand im Besonderen war es aber bisschen schwierig und der war aber der ausschlaggebende. 

Dražen Grubišić  

„There was this one thing that little bunny-wind-up-bunny, a little toy we had sort of a joke with. It was like sort of a pet. I was here, then Olinka came up and then I wind it up and put it in the foyer. So when she opens the door he’s like running around in circles. ut in this moment of discussing about, so you take the telly, sure yeah, I take the table, okay. And then you look down and there’s this bunny. Even if I put it in the basement I would still know it’s in the basement, you know. Not to mention putting it in a shelf. You see it everyday and it just reminds you of this kind of sadness. There are objects that mean so much just for two people and for nobody else. That actually there should be a place where you can send these objects to in the moment of a breakup. And then we were sure that there must be a place where you can send it to and we looked for it and there was none. Then we decided it would be a good art project.   

Lukas 

Also, wenn ich das richtig verstanden habe, der Ton war ja auf Englisch, dann hat Drazen gesagt, dass er sich quasi getrennt hat und dann ging es um so einen Hasen. Ich nehme mal an, das war so ein Stoff Hase, so ein Kuscheltier Hase, irgendwie sowas in der Richtung. 

Ralph 

Er hat das wind up Bunny genannt. Also so ein aufzieh-Häschen, das ziehst du auf, dann geht das halt so durch die Gegend. 

Lukas 

Ah, verstehe. Und das heißt, er konnte sich dann mit seiner jetzigen Ex damals nicht einigen, wer jetzt diesen Hasen nimmt. Und dann dachte er sich, es müsste einen Ort geben, das quasi ist sozusagen ein neutraler Platz, wo dieser aufzieh-Hase dann quasi bleiben kann. 

Ralph 

Ja genau, weil der Hase halt eben so viel für die Beziehung bedeutet hat. Also die haben den Hasen halt dann oft auf Reisen mitgenommen, wenn zum Beispiel nur einer der beiden irgendwo anders hin musste oder so, dann haben die den irgendwo drapiert, zum Beispiel neben den Eiffelturm oder was weiß ich wo und haben dann Fotos gemacht. So ein bisschen wie in dem Film Die fabelhafte Welt der Amelie mit den Zwergen, mit den Garten-Zwergen. 

Lukas 

Ja, krass, sehr coole Idee. 

Ralph 

Ja, ja, aber das war ja erst der Anfang. So einfach ist es ja nicht ein Museum zu gründen. Also es war dann so, dass er diese Idee dann in sein kleines schwarzes Buch geschrieben hat, wo er auch andere Ideen festhält. Und da ist erst mal nichts passiert. Das hat dann zwei Jahre gedauert, bis Drazen für ein Kunstfestival in Zagreb angefragt worden ist, wo das Thema Synergie war. 

Und dann hat er halt rumüberlegt Synergie, Synergie. Was könnte ich denn da machen? Und hat da in seinem schwarzen Büchlein geblättert. Und dann ist er wieder auf diese Idee gestoßen. Mit diesen Trennungs-Gegenständen. Und dann hat er seine Partnerin Olinka gefragt, was sie davon hält, weil die ja doch dann im Guten irgendwie auseinandergegangen sind und eine Freundschaft zumindest aufrecht erhalten haben. 

Und dann haben sich die halt beworben für das Kunstfestival, sind genommen worden und hatten dann zwei Wochen Zeit, was auf die Beine zu stellen. So ein Kunstprojekt. Und dann haben sie halt Freunde gefragt und Freunde von Freunden. Und letztendlich sind dann 46 Gegenstände zusammengekommen und dort ausgestellt worden. Bei dem Festival. Und dann war das Festival vorbei und für die war das Projekt abgeschlossen. 

Ja, aber dann ist folgendes passiert. 

Dražen Grubišić  

Then we got a call if we want to host with this exhibition somewhere else. So we brought it somewhere else and it continued for four years. And then after four years, we were stuck with couple of hundreds of objects. And my studio was full and it was taking a lot of time. And I was like, what do we do now? Do we shut down everything? But then we met all these people and they kind of gave us all their emotional heritage and we can’t just throw it away. And then we were like: maybe we open a preminant display. It was the first private museum in Croatia. It wasn’t even in the law. The law didn’t have the idea of a private person. They changed the law afterwards. And then we opened the museum, like a permanent museum. So it was actually one step after another after another.  

Lukas 

Was für eine witzige Geschichte. Also, das heißt, die sind dann angefragt worden und die sind dann vier Jahre mit dieser Ausstellung rum getourt, da ist immer mehr dazugekommen. 

Ralph 

Ja durch die ganze Welt sind sie getourt, Argentinien, Philippinen, Südafrika, USA oder auch Deutschland. 

Lukas 

Krass. Es ist aber auch einfach eine gute Idee. Es ist einfach eine wirklich gute Idee. Und dann haben die quasi gesagt, wenn ich das so verstanden habe, also dann wollten halt einen dauerhaften Platz haben. Aber es gibt in Kroatien keine legale Grundlage für ein privates Museum. 

Ralph 

Zu dem Zeitpunkt. 

Lukas 

Zu dem Zeitpunkt. Das heißt, Sie haben mit diesem Museum sogar ein stückweit kroatische Gesetzgebung verändert? 

Ralph 

Ja, Sie haben definitiv Pionierarbeit geleistet und Drazen und Olinka, Die wurden ja dann quasi Geschäftspartner auch, und die mussten mit ihrem eigenen Geld halt dann dieses Museum hochziehen. 

Lukas 

Wie alt sind die denn, wenn ich fragen darf? Also von wann sprechen wir denn da? 

Ralph 

Naja, das Museum, das ich besucht habe, das gibt es seit 2010. 

Lukas 

Okay. 

Ralph 

Und dann kann man ja jetzt zurückrechnen, wann die erste Idee war. Ich glaube, 2004 oder so müsste das gewesen sein und ich würd die vom Alter her, das weiß ich jetzt nicht wie alt die sind. Ich würde die schätzen, auf Mitte 40 oder so vielleicht. 

Lukas 

Okay. Alles klar. Ja. 

Ralph 

2010 ist dann eben dieses Museum entstanden, das ich besucht habe. Das liegt auf dem Berg von Zagreb, in der sogenannten Oberstadt. Und von dort aus kannst du total schön über die Stadt gucken, über die Unterstadt und ist auch ganz witzig, so ein kleiner Funfact: Um den Berg hoch zu kommen, kannst du natürlich Treppen steigen oder du fährst mit der Zahnradbahn. 

Das ist die kürzeste öffentliche Bahnstrecke der Welt mit 66 Metern. 

Lukas 

Ah ja. 

Ralph 

Ja, das Museum, das ist, ich würde sagen, vergleichsweise klein. Wobei, wenn man jetzt den BNA also den BITTE NICHT ANFASSEN- Index nimmt, dann ist es vielleicht schon wieder ein überdurchschnittlich großes Museum. Es ist eine Fläche von rund 300 Quadratmetern und es gibt noch ein Cafe dazu, das man ja auch schon gut rausgehört hat im Hintergrund und einen Shop gibt es auch. 

Und natürlich eine Kasse. Und dann die Ausstellung. Durch die Ausstellung bin ich mit Adriana Juraic gegangen, das ist eine Managerin von dem Museum und die hat mich das so durchgeführt durch diese circa 80 Objekte, die da gleichzeitig ausgestellt sind. Das wechselt immer, weil die dann doch wieder im Depot sehr viele andere Gegenstände haben. Drazen hat es ja vorher schon angedeutet, dass das immer mehr geworden sind und mittlerweile haben die mehr als 4.000 Gegenstände. 

Du musst dir das so vorstellen Wenn du da reingehst in die Ausstellung, dann sind das erst mal weiße Wände und du hast weiße Podeste, auf denen kleine Gegenstände stehen. So wie jetzt zum Beispiel dieser Aufzieh-Hase. Ganz gewöhnliche Gegenstände eigentlich. Die können aber in der Größe total variieren. Also es gibt viel Spielzeug, es gibt aber auch Kleidung, an der Wand. 

Habe ich mal gerade gesehen, so ein Post-it Zettel und ganz ganz unterschiedliche Sachen eben. Bei all diesen Sachen geht es halt um vergangene Beziehungen, aber das Beziehungen ist wirklich allgemein gefasst. Das heißt, es geht es nicht um Partnerschaften, die auseinandergegangen sind, sondern ja alles mögliche. Aber das soll dir mal Adriana kurz von ihrem Lieblings Exponat erzählen. Das ist so ein Pizza KIT. Das ist eine Schachtel, wo man eine Pizza ganz einfach machen kann mit Pizzateig drin und Tomatensoße. 

Ariana Juraic 

So we have the box of Pizza maker. I think there something inside is flour. Okay, the girl is writing a story to a Pizza because during the years she has found out that she has allergies for the food and she found out that she can’t eat it. I think it’s lactose. She is allergic to pizza and she is like: please stay hot and tasty. I will always love you. 

Lukas 

Also es geht darum, dass sie Ihre Beziehung zu Pizza verloren hat. 

Ralph 

Genau aufgrund einer Allergie. Und es ist ja auch eine Beziehung. 

Lukas 

Und wie ist dann dieses Objekt in das Museum gekommen? 

Ralph 

Das funktioniert über Spenden, also Leute können auf die Website gehen, füllen dann ein Formular aus, schreiben alle Infos zum Objekt rein. Dann auch noch eine Story und das ganze kann man anonym machen. Du musst nicht mal deinen echten Namen angeben. Was aber auch heißt theoretisch kannst du irgendwas angeben. 

Lukas 

Wollte Ich grad sagen, oder? Also ich meine, da kann ich irgendwas hinschicken und sagen keine Ahnung, was habe ich gerade bei mir auf dem Schreibtisch stehen? Eine Tasse mit dem Löffel drinnen und dann kann ich sagen… Ja, wobei. Mir fällt jetzt nichts ein. 

Ralph 

Ja, wenn dir was Gutes einfällt, dann hast du die Chance, dass es dort auch ausgestellt wird. Das kann man ja schlecht nachprüfen. Wie soll man das dann nachprüfen? Okay, das sind ja so Sachen, die kann man ja nicht aus dem Objekt herauslesen, ob das jetzt zum Beispiel schon im Weltall war oder nicht. Wobei das kann man vielleicht rauslesen. 

Ralph 

Wir sind ja Physiker. 

Aber auf jeden Fall kriegen die sehr, sehr viele Spenden, sagt Ariana Juraic. 

Ariana Juraic 

We are receiving on a daily basis a lot of items. Maybe today 5, tomorrow will be 7. these are especially small items. But there was this guy in Los Angeles, they told me, a story about it. That he wanted to donate a real car, a jeep. So it was interesting. They couldn’t transport it here. Where would they store it. But it is an interesting story.  

Lukas 

Alter, ein Jeep, ein Geländewagen. 

Ralph 

Alles geht. Du kannst auch Hautschuppen hinschicken. 

Lukas 

Aber das ist ja Wahnsinn. Das ist ja, das ist ein Riesenaufwand. Wenn die da 5 bis 7 Objekte, die müssten noch unendlich viel Fläche dann haben. Wir entscheiden dann, was dann reinkommt und was nicht. 

Ralph 

Also erst mal müssen die das ja lagern irgendwo. Das ist ja dann schon mal das Problem. Und dann gibt es da Kuratoren, also Leute aus dem Team halt, die dann entscheiden Ja, jetzt können wir mal das reinpacken und nicht. Es geht ja erst mal darum, erstmal muss er die ganze Sache sichten und dann, wenn das halt eine gute Story hergibt und vielleicht auch thematisch zur Ausstellung passt, weil die ja immer wieder sich ändert, dann landet das eben dort im öffentlichen Bereich. 

Aber es ist auch so, dass nach wie vor gehen sie noch auf Tour und das sind dann oftmals ja andere Gegenstände als die, die man jetzt in der Haupt Filiale muss ich ja fast schon sagen, weil es gibt noch ein zweites Museum of broken relationships, das sie in Los Angeles gegründet haben. 

Lukas 

Und da kann dann der Jeep hingeschickt werden. Hat dich ein Objekt besonders berührt? 

Ralph 

Also das mit dem Pizza Maker, das war ja jetzt was Lustiges. Aber du kannst dir vorstellen, wenn Beziehungen auseinandergehen und wenn es zwischenmenschliche Beziehungen sind, dass sie oftmals auch sehr traurig und schmerzhaft sein können. 

Lukas 

Na klar. 

Ralph 

Und ein Objekt hat mich schon sehr berührt, also mich haben tatsächlich einige Objekte berührt. Aber eins hat mich schon sehr getroffen. Und zwar war das in so einer Vitrine, das waren gefaltete Kraniche aus Papier, ganz viele aufgefädelt an so einer Schnur, die von von oben herunterhängen. Und das waren 1.000 Stück angeblich. Und dann habe ich diese Tafel daneben gelesen. 

Da stand dann drauf 1000 Kraniche, Beziehungs Dauer, weil das steht auch immer drauf. Beziehungs, Dauer, sechs Monate. Ort: Triest, Italien und dann noch ein Text dazu und den kann ich dir mal vorlesen, dann kriegen alle, die das jetzt hören, kriegen ein Gespür dafür, wie diese Geschichten sich anhören können. Und die sind auf Englisch und Kroatisch. Und ich hab’s es jetzt mal auf Deutsch mit besten Wissen und Gewissen übersetzt. 

Ralph 

Und zwar geht der Text so: 

„Ich habe in Triest zwei Kinder geboren. Das erste Kind lebt gerade mit mir. Das zweite Kind ist in meinem Mutterleib gestorben. Zwei Monate vor Geburtsdatum. Das Gefühl von Schmerz und Trauer war überwältigend, aber ich kannte niemanden, mit dem ich in diesem fremden Land meine Agonie teilen konnte. Ich dachte, ich wäre nie wieder in der Lage zu lachen. Mein liebes Baby, das mit mir 24 Stunden am Tag kommunizierte, indem es sich in mir bewegt und getreten hat, war für immer fort. In der Zeit, als ich nichts machen konnte, weil ich mich so verloren gefühlt habe, absorbierte ich mich ins Falten von einem Kranich nach dem anderen, in der Hoffnung, dass mein Baby glücklich im Himmel lebt. Das pure Lächeln meines ersten Kindes haben mich zusammengehalten, aber ich konnte mich nie wieder mit meinem Ehemann verbinden, der im Gegensatz zu mir seine Gefühle rational in den griff bekommen hat. Schließlich bin ich mit meinem Kind zurück nach Japan gegangen.  

Ich werde nie wieder die stürmische Nacht vergessen, in der ich mein Baby verloren habe. Ich habe sogar einen Tannenbaum in Finnland gepflanzt und nach ihm benannt. Ein Baum, der jetzt vermutlich größer ist, als das Baby jemals sein würde, wenn es am Leben wäre.  

Ich habe diese tausend Kraniche bei mir behalten all die Zeit, aber jetzt habe ich entschieden, sie nach Zagreb zu schicken, zusammen mit all der Liebe, die ich für mein verlorenes Kind habe und mit meinem Gebet für Frieden. Mögen alle Kinder, die nicht geboren wurden, in Frieden ruhen und für alle Zeit glücklich im Himmel leben.“ 

Lukas 

Okay, das ist auf jeden Fall eine sehr berührende Geschichte. Aber das heißt, das ist quasi die eigentliche, zerbrochene Beziehung, die zum Ehemann und gar nicht die zum Kind. 

Ralph 

Für sie ist es schon die Beziehung zum Kind, war ja auch die Beziehung. Monate mit Sex Beziehung ist auch mit sechs Monaten angegeben, also okay. Und sie hatte ja quasi in der Beziehung zu diesem Kind in ihrem Bauch und da war die Beziehung natürlich weg. Als das Kind das nicht überlebt hat. 

Lukas 

Verstehe. Die Geschichte ist natürlich deutlich tragischer und tiefer als jetzt Die Geschichte zum Pizzakarton. 

Ralph 

Ja, das ist jetzt ein krasser Einschnitt.  

Lukas 

Aber Ralph, es gehört dazu. Ich meine, dass es so ist. Ich meine, das ist natürlich ein Extrembeispiel, aber ich denke mal, wenn du an deine gescheiterten Beziehungen denkst, wenn ich an meine gescheiterten Beziehungen denke, das ist immer super schmerzhaft. Natürlich kann es auch was Lustiges sein, aber es kann natürlich auch was total Tragisches sein, das ist ganz klar. 

Ralph 

Oder es kann auch was Versöhnliches sein, etwas, mit dem man dann trotzdem auf eine gewisse Art und Weise abschließen kann. Das hat mir ein Objekt gezeigt. Dabei handelt es sich um so eine kleine Dose, in der man normalerweise so Filmrollen von analogen Kamera irgendwie aufbewahrt. Worum es sich dabei handelt, das hat mir Ariana verraten. 

Ariana Juraic 

So the story is about a woman who met his partner, when he was widowed at 19 years old with a baby. So they made another baby, it was family of four in the end. And they spent together 33 years in a relationship. He got cancer, that took him in four months, so very sadly. And he said to his wife that when he died, that she gives all the ashes away in film canisters. So she put them in a lot of different film canisters and she was travelling around the world and she spread them or buried them all over the part in the caribbean ocean, indian atlantic and also here in croatian adriatic. So the story comes from the USA.  

Lukas 

Auch eine sehr schöne Geschichte. Oder Was heißt schön? Schön klingt so positiv, aber es ist so eine tiefe Geschichte.  So eine irgendwie bedeutsame Geschichte. 

Ralph 

Ja, ich weiß auch nicht, ob ich es vorher richtig benannt habe, weil es ist natürlich schon sehr tragisch, dass dieser Mann an Krebs vorzeitig quasi gestorben ist. Aber das Objekt und was sie quasi dann für ihn noch nach seinem Tod gemacht hat, hat so was, so was Friedliches in gewisser Weise. 

Lukas 

Ja, das ist ein guter Begriff oder halt einfach so irgendwie. Ich finde auch, vielleicht so eine gesunde Art des Abschiednehmens. 

Ralph 

Ja, genau. 

Lukas 

Ich glaube, wenn gescheiterte Beziehungen, wenn es auf eine irgendwie gesunde Art und Weise zu Ende geht oder auf eine friedliche Weise zu Ende geht, dann ist es, glaube ich, für alle Beteiligten einfacher. 

Ralph 

Dazu komme ich aber später noch. Ich wollte noch was zu der Geschichte sagen, weil die noch nicht zu Ende ist. Die Geschichte, die sie erzählt hat. Es ist nämlich so, dass irgendwann der Bruder des Verstorbenen ins Museum gekommen ist. Der ist dann gekommen und hat gefragt, ob diese Dose noch ausgestellt ist. Und dann haben sie gesagt Ja, und dann ist er in den Raum gegangen, hat sich die Dose angeguckt und hat sich dann lange Zeit hingesetzt und angefangen zu schreiben. 

Und dann ist er irgendwann halt aus der Ausstellung rausgegangen und hat einen Zettel an der Kasse dagelassen. Auf dem stand, dass er sehr dankbar dafür ist, dass sich das Museum so gut um seinen Bruder kümmert.  

Ich finde, das zeigt ganz gut, dass dieses Museum halt Emotion mal einen erreicht. Also viele Museen erreichen einen ja rational mit der Information, obwohl sie es auch versuchen, emotional irgendwie aufzudröseln. 

Aber da stehen ja wirklich die Emotionen im Vordergrund. Und dass das eine Herzensangelegenheit der Leute ist, die dort die Objekte hin spenden, das hat mir Drazen auch erzählt. 

Dražen Grubišić  

We got lot of feedback from people who donated something that it hepled them move on. Because just this act of sitting down, writing down your little story, packing the object and sending it away. You know, now you are free and can move on. It is a closure. We have rituals for a lot of things. And there is nothing when you break up. 

Lukas 

Das ist ein total wichtiger Ton, finde ich. Und da gebe ich ihm voll Recht. Er hatte eigentlich gesagt, wir haben für jeden Scheiß ein Ritual, aber wir haben keine wirklichen Rituale für das Abschiednehmen. Und Ralph, du weißt ja, wir haben ja noch ein anderes Podcast Projekt, wo es ja ganz viel um Abschiednehmen geht. Und ich glaube in diesem Podcast Projekt habe ich mich zum Ersten Mal mit Ritualen fürs Abschiednehmen auseinandergesetzt. 

Und das ist wirklich so! Ich glaube, dass das so heilsam sein kann, wenn du einfach den Abschied genauso ritualisiert wie du eine Taufe, eine Hochzeit, ein Geburtstag, keine Ahnung, was ritualisiert. Ich glaube, das ist ganz wichtig. Und ich könnte mir auch vorstellen, dass da Psycholog:innen womöglich genau das Gleiche sagen würden, dass es einfach so einen heilenden Effekt hat. 

Und ich könnte mir echt gut vorstellen, wenn du gerade den Trennungsschmerz durchmachst oder so und dann hast du so Projekte, weißt du, das hat ja auch so einen symbolischen Wert, es einfach wegzuschicken. Also du hast dich damit beschäftigt, du hast dich damit auseinandergesetzt, du akzeptiert es ja auch so ein bisschen die Gefühle, weil sonst hättest du ja nicht diesen Gegenstand. 

Ja und dann schickst du es einfach weg. Und ich glaube, dass das was total Befreiendes hat. 

Ralph 

Ich glaub, da glaubst du richtig, weil mich hat das dieser Ton von Drazen mit dem Ritual und so, das hat mich nämlich auch total zum Nachdenken gebracht, dass ich ja mit dem Ritual da hatte schon recht. Ja, wir haben für viele Sachen Rituale, aber jetzt, wenn so eine Beziehung auseinandergeht, ohne dass jetzt der andere stirbt oder so, da haben wir ja kein richtiges Ritual dafür. 

Jeder geht irgendwie anders mit um. Na, jedenfalls habe ich dann angefangen, so ein bisschen drüber nachzudenken. Gibt es da vielleicht doch irgendwas? Und habe dann recherchiert. Und dann bin ich auf Anne Freier gestoßen. Anne Freier ist Neurowissenschaftlerin und die hat ein Buch geschrieben mit den Namen “Science of Breakup. How love and Heartbreak Effect the Body and brain” 

Und ich habe mich dann bei Anne Freier gemeldet. Also ich hatte dann angeschrieben und sie war für ein Interview bereit. Das lustige ist ja, wenn du dich zurück erinnerst, wie ist das Museum of Broken Relationships entstanden? 

Lukas 

Weil die sich getrennt haben und dann nicht wussten, was sie mit diesem Aufziehhasen machen. 

Ralph 

Genau. Und bei Anne Freier und dem Buch ist es so, dass die auch eine Trennung hinter sich gehabt hat. Und dann hat sie angefangen, dieses Buch zu schreiben. Und von ihr wollte ich aber erst mal einen Schritt zurückgehen. Und ich wollte wissen warum tun denn Trennungen eigentlich so weh? Und ja, das hat sie mir gesagt. 

Anne Ffreier 

Die ganzen pathways in deinem Gehirn, die für deinen physischen Schmerz zuständig sind, überlappen sich ja mit den pathways, die für deinen emotionalen Schmerz zuständig sind. Das soll wehtun. Wenn du dich trennst, sollst du Schmerz haben, damit du dich aufrafft und jemanden neuen suchst. Rein aus anthropologischer Sicht gesehen, will die Natur nicht, dass du alleine bist, weil a wir Gruppentiere sind und in der Gruppe besser funktionieren und sicherer sind in der Gruppe. 

Und b natürlich, weil rein biologisch gesehen ist der Sinn des Lebens einfach nur fortpflanzen, dann sterben, aber fortpflanzen ist der eigentliche Sinn. Und das das geht als Mensch schwer alleine. 

Lukas 

Da hat sie einen Punkt. 

Ralph 

Und auch die Aufzucht von ein Baby geht halt bei Menschen schlecht alleine, weil diese Babys ja so unbeholfen sind und viel viel Sorge brauchen. Aber ob das jetzt ein anderer Partner ist oder ob das eine Gruppe macht, das ist eigentlich also anthropologisch, das ist egal, weil es gibt ja auch Kulturen oder vielleicht ethnologisch. Es gibt ja auch kulturelle Kulturen, wo Gruppen das Aufziehen von Kindern übernehmen. 

Aber aufgrund dieser Gemengelage macht es total Sinn, dass man sich schnellstmöglich wieder einen Partner sucht oder zumindest irgendwie Anschluss sucht. Und da hat mir Anne Freier auch gesagt, dass es genauso gut tun kann, jetzt nicht gleich den nächsten Partner, nicht gleich den nächsten Flirt oder so zu machen, sondern einfach ja sozialen Umgang zu haben mit Freunden. Aber es gibt auch noch andere Wege, um schnell über Trennungsschmerz hinwegzukommen. 

Das sind zum Beispiel neue Hobbies. 

Anne Freier 

Also wenn du schon immer mal stricken wolltest, dann hast du jetzt die perfekte Opportunity, Dich in dein Stricken irgendwie voll reinzuhängen und zu gucken, wie sehr es, dass es dir hilft, deine Person so ein bisschen neu zu konstruieren, weil man ja schon gerade bei einer langen Beziehung dann schon Teil seines Partners ist. So ein bisschen mit Co-Dependance und so was und das irgendwie wieder loszuwerden, dafür muss ich mich ändern. 

Und wie ändere ich mich? Indem ich neue Hobbies kreiere oder in dem ich vielleicht auch mal einen Job wechsle. Es muss jetzt nicht so traumatisch sein, aber oder dramatisch sein. 

Lukas 

Ich kenne es von Freundinnen, dass die dann erst mal zum Friseur gehen und sich irgendwie nen neuen Haarschnitt machen lassen oder zumindest Spitzen schneiden oder irgendwie so was. Wir haben jetzt ja schon viel über diese Hobbys gesprochen, dass man sich Stricken sucht oder dass dann die Freundinnen, die ich kenne, eben zum Friseur gehen. Hast du sie zufällig, das würde mich interessieren, diese Binsenweisheit gefragt, das dauert immer halb so lang, bis man über eine Trennung hinweg ist, wie die Beziehung gedauert hat? Also wenn ich jetzt mit einer Person vier Jahre zusammen war, dann würde die Trennung also bis man da komplett drüber hinweg ist, zwei Jahre dauern. Hast du sie da zufällig gefragt? 

Ralph 

Nach dieser Binsenweisheit habe ich sie nicht gefragt, aber sie hat mir gesagt, dass das wirklich sehr individuell ist, weil es kommt auch darauf an, wie sich die Leute trennen. Es ist schon so, hat sie gemeint, dass die aktiven Teile, also wer sich aktiv trennt, meistens sich auch leichter damit tut mit der Trennung als jemand, der verlassen wird. Und das kommt auch darauf an, wie intensiv die Beziehung war und auch, ob sie im Guten oder Schlechten auseinandergeht und was da halt vorgefallen ist, ob es Seitensprünge gab oder nicht. Also in der Regel ist es so, dass wenn man eine sehr gute Beziehung hatte und man die Trennung auch gut macht, dass man dann leichter drüber hinweg kommt, als wenn es abrupt und schmerzhaft ist. 

Lukas 

Ja, es ergibt Sinn, ja. 

Ralph 

Aber was ich sie gefragt hab ist, was sie von der Idee das Museum of broken relationships hält, also dass die Leute da persönliche Gegenstände hinschicken und die ja dann damit auch öffentlich machen, öffentlich zugänglich für andere. 

Anne Freier 

Man kann es ja sogar noch bei solchen Sachen sogar noch aufarbeiten, indem man sich mit dem Gegenstand beschäftigt bzw die Gegenstände natürlich auch dadurch verbannt. Na, du hast ja nicht mehr unbedingt im Haus, sondern jetzt in einem konkreten Space, der nicht mehr der ist, wo du täglich irgendwie zurückkommst. Also ja, ich würde sagen, das ist eine gar keine schlechte Idee. 

Lukas 

Ja, ich glaube auch, dass das keine schlechte Idee ist. Auf jeden Fall genau deswegen. Du beschäftigst dich damit und von daher glaube ich auch, Trennungen sind ja super individuell. Deswegen. Ich kann ja immer nur so wirklich über mich sprechen, weil ich glaube, auch dafür andere zu sprechen. Ich brauchte sehr, sehr viel Kommunikation nach Trennungen, egal welcher Art, ich musste dann immer mit vielen Leuten reden, mich viel damit beschäftigen, viel über Dinge reden und das es gibt ja Leute, die dann das so komplett ausklammern können, komplett wegschicken können oder so, aber ich muss da immer wahnsinnig viel reden, machen, tun und kommunizieren. Und dann geht es auch relativ gut, glaube ich bei mir. 

Ralph 

Ja, bei mir ist es ja so, dass ich ja Anfang vergangenen Jahres eine Trennung hinter mir hatte und da hat es mir sehr, sehr gut getan, dass ein Freund für mich da war, sodass ich tatsächlich mich ablenken konnte. Wie jetzt Anne auch gesagt hat, dass ich Beschäftigung hatte und zwar auch soziale Beschäftigung. 

Lukas 

Ja, also ich meine auch so was mit Kommunikation. meine letzte Trennung war Herbst 2022, da war es auch so, also ohne ein soziales Netz, ohne eine Kommunikation, ohne Freunde. Das wär richtig schlimm gewesen, wenn da mein soziales gewesen wäre, glaube ich. 

Ralph 

Könntest du dir vorstellen, einen Gegenstand von dir in das Museum zu schicken? 

Lukas 

Ich habe mir das die ganze Zeit jetzt schon überlegt. Tatsächlich. Und ich müsste überlegen, was es denn wäre. Um ehrlich zu sein, ich bin nicht so krass der Gegenstands Mensch, um ehrlich zu sein. Also auch so Deko Sachen oder irgendwie so so Anhängsel oder irgendwas was, das mache ich nicht. Ich meine, ich habe ein paar Kühlschrank Magneten, die ich da hinschicken könnte, aber da ist die Geschichte nicht gut genug. 

Ich müsste, ich müsste noch mal tief in mich gehen und mal gucken, ob es da irgendwas gebe, was ich hinschicken würde. Ich würde bestimmt was finden. Ja, und bei dir? 

Ralph 

Wüsste ich jetzt bezogen auf meine letzte Beziehung eigentlich – Ich will jetzt sagen eigentlich nichts, aber jetzt komme ich ins Nachdenken und man sollte eigentlich meinen, ich bin derjenige, der diese Folge vorbereitet hat. Ob ich nicht vorher mal drüber nachgedacht habe, aber tatsächlich nicht. 

Ich habe schon noch ein paar Gegenstände von dieser Beziehung in meiner Wohnung rumliegen. Nicht viele. Ich würde mal sagen eine Handvoll. Da fällt mir ein Stein ein, auf dem eine Sonne drauf gemalt und diesen Stein, den haben meine Ex und ich damals bekommen, als wir so einen Hütten Bau Kurs gemacht haben. Und natürlich wird mich der immer an diesen Hütten Bau Kurs erinnern. 

Nur das Ding ist, dieser Hüttenbau Kurs, der war scheiße. 

Der war richtig richtig mies, weil ich da so schlecht Anschluss gefunden hatte und wir, also meine Ex und ich uns auch da währenddessen nicht so gut verstanden hatten. Deswegen und eigentlich würde ich ja lieber gern was hinschicken, was irgendwie mich an eine gute Zeit erinnert. Keine Ahnung. 

Lukas 

Na ja, aber guck mal, du kannst es ja so und so sehen. Du kannst sagen ja, dieser Hütten Bau Kurs war scheiße und ja, du hast dich da unwohl gefühlt. Du kannst aber auch sagen, dass ihr trotzdem so lange eine gute Zeit hattet, dass ihr da überhaupt gemeinsam hingegangen seid. Also weißt, was ich meine? Dass ihr so viel gemeinsame Interessen dann trotzdem hattet, dass ihr euch beide ähnliche Dinge begeistern konnte. 

Und klar, vielleicht war das dann vor Ort scheiße. Aber letztlich spricht es ja schon dafür, dass ihr beide mit so einem gewissen Recht kommt. Ihr geht auf Hüttenbaukurs, es da muss ja schon bissl. 

Ralph 

Wir hatten natürlich die Ambition, dass wir eventuell dann aus dem Wissen irgendwann zusammen eine Hütte bauen. 

Lukas 

Siehste, und von daher ist es doch ein gutes und von daher ist es doch in dem Fall der Stein, ja sogar glaube ich nicht mal nur das Scheitern der Beziehung, sondern vielleicht auch das Scheitern von gemeinsamen Vorstellungen von gemeinsamen Projekten. Dass man sagt Hey, das ist vielleicht doch nicht das, was ich wollte und es ist doch voll in Ordnung. 

Also ich finde es doch was Schönes. Also selbst wenn die Woche scheiße war, finde ich die Geschichte mit dem Stein schön. 

Ralph 

Ja und vor allem war dieser Hütten Bau Kurs ja jetzt nicht der Trennungsgrund. Also das ging ja dann doch noch eine Weile. 

Lukas 

Die erste Trennung ist immer die schlimmste. Ich weiß nie, ob dir das auch so ging, aber bei mir war die erste Trennung furchtbar. 

Ralph 

Die war richtig schlecht. Bei mir auch. 

Lukas 

Da habe ich wirklich Jahre, glaube ich, gebraucht. Also um das so wirklich drüber hinweg zu sein, habe ich Jahre gebraucht. Und ich habe damals, da habe ich nach München gelebt. Dann habe ich mich damals mit meinem damaligen Mitbewohner getroffen, das war im Februar, Februar, März und in München lag überall Schnee. Wir haben in der Nähe von dem Park gewohnt und ich habe dann zu ihm gesagt Weißt du was, ich will jetzt ein Brandopfer darbringen mit ihm. Und dann sind wir mit einer mit einer Flasche Whisky und einer Musikbox…Ich habe ein paar Gegenstände genommen, die mich an die Beziehung erinnert haben. Also nicht alles. Ich habe auch noch ein bisschen was zu Hause, tatsächlich aber ein bisschen. Ich muss irgendwas machen. Und dann sind wir mitten in der Nacht um 3:00 auf diesen, auf einen berühmten Hügel in in der Münchner Stadt gegangen, wo der Schnee lag, weil da haben wir ein Feuer angezündet haben, da ich glaube, Motörhead reingemacht hatte, irgendwas haben die Flasche Whisky geleert und dann währenddessen ein paar Gegenstände verbrannt und es war unglaublich cool. 

Das war wirklich, wirklich cool. Aber was würde ich da jetzt hinschicken? weil es ist alles verbrannt. 

Ralph 

Na ja, wenn du die Asche noch hättest. Aber die hast ja dann wahrscheinlich auch nicht mehr. 

Lukas 

Ich habe noch ein paar von den Gegenständen, die habe ich, glaube ich noch. Ich glaube das noch bei meinen Eltern irgendwo auf dem Dachboden. Keine Anmerkungen. 

Ralph 

Ich habe auf jeden Fall auch noch sehr viele Gegenstände von verschiedenen Beziehungen. 

Lukas 

Aber das fällt mir gerade ein und das war so ein Läutern. Und vielleicht war ja auch dieses Verbrennen auch so ein bisschen so was wie zum Museum hinschicken müssen. Ein Gegenstand beschäftigt damit und dann sag es einfach und es war gar nichts. Also es war nichts irgendwie Krasses oder hasserfüllt. Es war die Trennung war zwar schmerzhaft, aber das war voll okay. 

Also da war auch kein böses Blut geflossen. Es war halt einfach so, wie es war. Schmerzhaft, aber okay. Und deswegen war das Feuer für mich nichts Gewalttätiges oder irgendwie so was oder nichts Bedrohliches, sondern einfach so was irgendwie reinigendes zu sehen. Dass es dann alles so nach oben steigt, ist alles nur Schall und Rauch. das fand ich cool damals. 

Ralph 

Das ist die transformative Kraft. 

Lukas 

Eine Frage: Hast du Anne Freier gefragt, ob Trennungen immer leichter werden, weil das heißt ja auch immer, dass die erste Trennung die schlimmste ist. Und je mehr kommen, desto einfacher wird’s. 

Ralph 

Ja, haben wir auch darüber gesprochen, aber auch das konnte sie nicht eindeutig beantworten. Das kann man so nicht sagen. 

Lukas 

Okay. 

Ralph 

Also wenn das so wäre, dann wäre es ja ein Leichtes für mich, mittlerweile. Dann würde ich das jetzt sofort vergessen. 

Lukas 

Okay, gut. 

Ralph 

Aber ist doch toll, oder? Über dieses Museum kommen wir beide jetzt ins Gespräch über vergangene Beziehungen. 

Lukas 

War mir nach fünf Minuten klar, als du das Museum vorgestellt hast. 

Ralph 

Ich will doch nur darauf hinaus, dass dieses Museum ein guter Katalysator vielleicht ist oder ein guter Grund, um mal über eigene Beziehungen auch nachzudenken und vielleicht in Erinnerungen zu schwelgen und anfangs war ja, um wieder zum Museum zurückzukehren Anfangs war ja gar nicht so klar, ob das mit dem Museum überhaupt was werden wird, weil er ja angewiesen ist auf die Spenden und was da kommt. 

Und da hat er ja keinen großen Einfluss drauf, aber es wurde dann eigentlich ganz gut, hat Drazen gesagt. 

Dražen Grubišić  

I was afraid it would be horribly boring. Because what we get will be plushy toys and love letters and it will be super boring. And then you get first 46 objects and everything is diverse. It is incredible how people write stories. They are able to put in 5 or 6 sentences something that sounds like a script for a movie that you would like to see and find out more. That’s how creative people are when they are in love and they will, and of course when they fall out. 

Lukas 

Das kann ich mir auch gut vorstellen. Ja, ich glaube auch, dass die Objekte, die hingeschickt werden, schon viel zu sagen haben. Vor allem, weil ich glaube, dass jemand, der da wirklich was hinschicken möchte, der muss sich damit ja auch so ein bisschen auseinandersetzen. Und ich glaube, wenn du das so der Typ bist, der dann so was hinschicken würde, ich kann mir dann schon gut vorstellen, dass das dann auch was wurde, die vorher Gedanken darüber gemacht hast. 

Dann ist es ja kein Kuscheltier oder irgendwie so was. Es kann natürlich sein, aber ich glaube, das ist schon eher wahrscheinlich die Ausnahme als die Regel. Ich glaube, das sind Objekte, von denen denkt man gar nicht, dass es solche Objekte sind. 

Ralph 

Ja, und was dann für Geschichten da rauskommen, das sind Geschichten, die nur das Leben so schreibt. 

Lukas 

Da gehe ich jetzt gerade nicht drauf ein. Wie viele Leute sind denn da so im Jahr? 

Ralph 

Oh, im Jahr weiß ich nicht. Ich kann nur sagen, in der Hochsaison sind’s pro Tag so 600 Besucherinnen. 

Lukas 

so viel. 

00:41:33:19 – 00:41:43:02 

Ralph 

Da das Museum jetzt nicht so besonders groß ist, muss man wahrscheinlich da auch Wartezeiten einplanen, weil es passen nur 50 Leute gleichzeitig rein. 

Lukas 

Ja, krass. 

Ralph 

Das jedenfalls, lieber Lukas, war das Museum of broken relationships, dass ich dir und allen, die zuhören heute vorgestellt habe. 

Lukas 

Ja, vielen lieben Dank. Es ist ein schönes Museum. Es ist eine tolle Idee. Es ist sehr intensiv gewesen. Ich würde es mir, glaube ich, wirklich gerne mal angucken, wenn ich mal in Zagreb bin. 

Ralph 

Ich kann es sehr empfehlen. 

Lukas 

Danke noch mal für die Zusatzinfo von Anne Freier. Auch sehr schön. Von daher würde ich sagen, lassen wir es damit bewenden. 

Ralph 

Würde ich auch sagen. 

Lukas 

Ja, in der nächsten Folge, Ralph, wird es wieder eine Kooperation geben, die erste Kooperation für das Jahr 2024. Und wir freuen uns, dass wir Iris vom Podcast “Im Museum” dafür gewinnen konnten. “Im Museum” ist ein Podcast, der sich hauptsächlich um österreichische Häuser dreht. 

Ralph 

Ich glaube sogar hauptsächlich Wien. 

Lukas 

Aber Iris war für uns unterwegs und hat ein Museum rausgesucht, was ihrer Meinung nach gut in unsere Reihe passt. Und das werdet ihr dann im März vorgestellt bekommen. 

Ralph 

Und wenn ihr jetzt noch nicht genug von uns habt, dann guckt doch gerne mal auf unserer Instagram Seite vorbei. Da findet ihr auch oftmals Zusatzinfos und auch Bilder von den Museumsbesuchen, die wir gemacht haben. Ja, wir freuen uns, wenn ihr auf Instagram uns schreibt. Ihr könnt es aber auch gern per mehr schreiben an Info@escucha.de 

Lukas 

Wenn ihr unsere Narretei weiterhin unterstützen wollt, dann könnt ihr das über Steady tun. Wir würden uns wahnsinnig freuen. Die Links dazu findet ihr auch in den Shownotes. Damit will ich sagen bis zum nächsten Mal. 

Ralph 

Bis dahin Ciao.