Das Till-Eulenspiegel-Museum

BITTE NICHT ANFASSEN! #24 – Till Eulenspiegel: 500 Jahre Punk, Schalk und Seiltänzer  

Show Notes 

Er ist der Punk des Mittelalters: Till Eulenspiegel. Seit hunderten von Jahren faszinieren die Geschichten über den Narren/Schalk/Streichemacher/Held?!? Ja, welche Bezeichnung trifft auf die Romanfigur eigentlich zu?   

Zum Ende des Jahres nimmt uns die selbstständige Museumsberaterin Annalena Knors mit ins Eulenspiegelmuseum nach Schöppenstedt in Niedersachsen. Sie zeigt uns, wie sich die Figur Till im Laufe der Zeit verändert hat, welche Parallelen sie zu türkischer Literatur aufweist und warum der Name Eulenspiegel gar nicht so unschuldig ist, wie er klingt. Unterstützung erhält sie dabei von Museumsleiter Benedikt Einert.  

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Hilfreiche Links: 

Hier geht’s zum Interview mit Luc Bernard, dem Betreiber des Digital Holocaust Museums: https://www.escucha.de/interview-luc-bernard/ 

Offizielle Homepage von Annalena Knors: https://www.corporate-inclusion.de/annalena-knors/ 

Foto zur Außenansicht des Museums: https://mliwxygmrkph.i.optimole.com/cb:Jakn~4a38a/w:auto/h:auto/q:mauto/f:best/https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Bild_1-1-scaled.jpg

Foto zu einem Ausschnitt des Ausstellungsbereichs im Museum: https://mliwxygmrkph.i.optimole.com/cb:Jakn~4a38a/w:auto/h:auto/q:mauto/f:best/https://www.escucha.de/wp-content/uploads/Bild_2-1-scaled.jpg

Wikipedia-Artikel zu Nasreddin Hodscha: https://de.wikipedia.org/wiki/Nasreddin 

Infos zum Roman “Tyll” von Daniel Kehlmann: https://www.rowohlt.de/buch/daniel-kehlmann-tyll-9783499268083 

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Infos zum Museum:  

Till-Eulenspiegel-Museum Schöppenstedt 

Nordstraße 4 

38170 Schöppenstedt 

https://www.eulenspiegel-museum.de/

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über BITTE NICHT ANFASSEN!:  

Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. 

Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. 

Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. 

Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. 

BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr. 

Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ 

 
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Kontakt: 
Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/  
E-Mail: info[at]escucha.de  

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Podcast-Credits:  
  

Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger  
Produktion: Escucha GbR  
Podcast-Grafik: Tobias Trauth; Till-Illustration mittels KI von Canva.com https://www.instagram.com/don_t_obey/  
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)  

Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! 

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Transkript 

Benedikt Einert 

Das ist etwas, was dieses Bild zeigt, finde ich, wie ich das noch nirgendwo gesehen habe. Also Till ist im Prinzip eine Randfigur auf dem Bild, schwebt und tanzt über den Dingen und unter ihm bricht das Chaos aus. 

INTRO 

Lukas 

Ein wunderschönen guten Tag und herzlich willkommen zu einer neuen Folge einer fantastischen Folge von Bitte nicht anfassen Museum mal anders. Für alle, die uns noch nicht kennen Unser Prinzip ist relativ einfach erklärt Wir gehen einmal im Monat zu einem Museum, das sich auszeichnet, weil es ein bisschen kleiner ist, alternativer, skurriler, aber vor allem liebenswert. Wir gehen da hin und stellen euch die Museen, die Macherinnen und vielleicht auch einzelne verrückte Objekte vor. 

Ralph 

Ja, wir, das bist du, Lukas und ich, Ralph. Und in der vergangenen Folge, da habe ich ja das Digital Holocaust Museum im Spiel Fortnite besucht, woraufhin du einiges an Kritik geäußert hattest.  

Lukas Oh ja.  

Gleichzeitig hast du vorgeschlagen, wir sollten vielleicht mit Luc das Ganze noch mal besprechen und das nicht einfach so stehen zu lassen, sodass er sich auch noch mal erklären kann und auf die Kritikpunkte eingehen kann. 

Und das haben wir natürlich gemacht. Ja, das Interview mit Luc, das findet ihr auch, wenn ihr jetzt zum Beispiel auf die Shownotes geht, da verlinken wir das. 

Lukas 

Er hört einfach noch mal rein. Ich glaube, dass er total interessante Sachen, die noch mal gesagt hat, ist, auch noch mal so ein bisschen eingeordnet hat. Ich glaube trotzdem, dass man da noch einiges machen müsste in dem Museum. Aber ich habe mal einen Kontakt, ein paar Leute hier in Deutschland weitergeleitet, die sich mit politisch historischer Bildung auseinandersetzen. Von daher gucken wir mal, ob wir da ein bisschen mehr Kontextualisierung und Multiperspektivität reinbekommen. 

Ralph 

Und heute wäre es ja eigentlich so, dass du dran wärst. Lukas Aber ja, wenn die große Ehre, eine Gästin begrüßen zu dürfen, nämlich Annalena Knors. Sie ist freie Museums-Beraterin und wir haben sie nach dem DIGAMUS-Award kennengelernt. Also der Transparenz halber muss ich sagen, Annalena Knors war in der Jury, aber wir haben sie vorher nicht kennengelernt, sondern eben danach erst. 

Wir hatten da vorher keinen Kontakt, das heißt, wir konnten auch keinen Einfluss darauf nehmen, ob wir jetzt diesen Award gewinnen oder nicht. Ist mir ganz wichtig zu sagen Ja, Annalena, herzlich willkommen! 

Annalena 

Ja, vielen Dank! Hallo ihr beiden! Ja, das war wirklich super spannend, euch in diesem Rahmen auch kennenzulernen. Ich kannte euch vorher nicht und war ziemlich begeistert. Und ja, beim Podcast auch abonniert seitdem. Und ja, es ist auch mir eine große Ehre, mit euch heute hier diese Folge ja miterleben zu dürfen. 

Lukas 

Ja nicht nur miterleben zu dürfen, weil du musst diese Folge ja für uns quasi übernehmen. Und das ist natürlich praktisch, weil das letzte Mal habe ich mich schon zurückgelehnt und jetzt lehne ich mich wieder zurück. Ich könnte mich dran gewöhnen. 

Ralph 

Aber bevor wir jetzt zu dem Museum kommen, kannst du dich kurz vorstellen? Was machst du denn so in der Museumswelt? 

Annalena 

Beratung im weitesten Sinne, dass Museen etwas zugänglicher werden für Leute, die es besuchen möchten, die die Inhalte spannend finden und für Leute, die dort arbeiten können und möchten, dass das möglich ist. Das klingt jetzt super abstrakt, um es vielleicht ein bisschen anschaulicher zu machen Wenn wir ans Publikum denken, gibt es vielleicht Personen, die auf eine Fremdsprache angewiesen sind, um die super spannenden Inhalte auch zu offen wahrnehmen zu können, nutzen zu können. Dass diese Fremdsprache in dem gesamten Museum das Erlebnis eine Rolle spielt, also auf der Website beispielsweise Social Media. Also wie werde ich überhaupt aufmerksam dann auch vor Ort? Sind Ausstellungs Texte auch in einer anderen Sprache als beispielsweise in Englisch verfügbar und das schauen wir uns näher an und kombinieren es aber auch mit anderen Zugangs Faktoren, also beispielsweise Kontrast, reiche Gestaltung, Schriftgrößen, Sitzgelegenheiten, Raum, viele, viele Aspekte. 

Und da wird auch deutlich, dass es, dass es relativ komplex ist. 

Ralph 

Und welchen Eindruck hast du denn so? Wie zugänglich sind dann die Museen in Deutschland? Schwierige Frage.  

Annalena 

Ja, ja, sehr. Weil das ist ein unglaubliches Spektrum. Tatsächlich. In der Tendenz habe ich das Gefühl, dass sich da gerade sehr viel bewegt und auch bewegen muss. Also bei mir gehen ja in der Regel, wenn wir jetzt diese Publikums Seite betrachten, freiwillig ins Museum, mal abgesehen vom Klassenausflug. Das heißt, es muss attraktiv sein. Und Museen konkurrieren natürlich auch mit anderen attraktiven Freizeitangeboten. 

Annalena 

Und auch im Personalbereich betrifft auch mittlerweile in Museen der Fachkräftemangel. 

Lukas 

Annalena, Was mich jetzt noch interessieren würde Gibt es so Museumsbesuche, die dir dann ganz besonders im Gedächtnis geblieben sind oder wo du dir gedacht hast Wow, das ist was, was mich irgendwie so positiv beeindruckt hat. 

Annalena 

Mir fallen einige Museen ein in Großbritannien. Ich war 2015 einmal länger dort unterwegs und habe mir, ich glaube, es waren so etwa acht, neun Museen angeschaut. Und wenn es so etwas gäbe wie die Top Ten, die mir gefallen würden, dann wären die, glaube ich, alle darunter. Weil so was werde ich natürlich sehr, sehr neugierig. Wie machen die das? Was werden da für Strukturen gelegt im Hintergrund, damit das möglich wird? Für mich ganz persönlich in diesem Moment und es war oft eine Mischung aus sehr, sehr angenehmem, lockeren Service. Sehr gut und klar strukturierten Inhalten mit viel Möglichkeit, mich zu vertiefen. Ich wurde ganz oft neugierig gemacht. Also eine schöne Mischung aus Ich war orientiert und total neugierig. 

Lukas 

So, und dann würde ich sagen, das ist schon mal ein perfekter Übergang eigentlich für das Museum. Dass du für uns in dieser Folge besucht hast. Ich hoffe einfach, dass es auch sehr viele dieser Kriterien erfüllt, die ein Museumsbesuch bei dem Gedächtnis bleiben lassen. 

Annalena 

Ich habe mich für ein Museum entschieden, was sich in einer Kleinstadt befindet. Bei Braunschweig. 

Ralph 

Kommt ja oft vor. 

Annalena 

Ein ein Museum, was sich mit einer literarischen Figur beschäftigt. Und da würde ich echt gerne einmal einen Eindruck zeigen. Es ist eine Aufnahme, die entstanden ist auf dem Marktplatz dieser kleinen Stadt. Und das muss ich vielleicht auch noch offenlegen an dieser Stelle. Also ich selbst bin fast ganz blind und wenn ich in Museen unterwegs bin, dann in der Regel in Begleitung. 

Annalena 

Und dabei unterstützen mich zwei verschiedene Personen und in diesem Fall war ich mit Peter Kampinski unterwegs und den hört er jetzt auch in dieser Aufnahme. 

Peter Kampinski 

Der eine sprach Dieser Schuss, mein, der andere sprach Du lügst, der ist mein und vielen, also einander in das Haar und bekunden sich, einander zu schlagen. Der eine lag unten, der andere oben. Der eine schrie. Der andere weint. Der dritte lacht. 

Lukas 

Also, was mir aufgefallen ist Dein Begleiter. Ich glaube, Peter hieß er Genau. Peter hat auf jeden Fall eine gute Vorleser Stimme. 

Ralph 

Auf jeden Fall. Der Text ist schon ein bisschen älter, zumindest so, wie es klingt. 

Annalena 

Ja, das stimmt. 

Ralph 

Aber ich persönlich hab noch gar keine Ahnung, ob sie gehen könnte. Keine Ahnung. 

Lukas 

Also, es ist eine Kleinstadt in der Nähe von Braunschweig, das heißt, es ist Niedersachsen. So, es geht um was Literarisches, Das heißt, es muss ja um irgend möglicherweise um das Museum von irgendeinem Dichter, eine Dichterin. 

Ralph 

Ja, oder eine Figur, dachte ich gerade. Vielleicht ist auch ne literarische Figur irgendwie diese Es ist. 

Lukas 

Ist es denn nicht? Ist denn nicht Hameln auch da in der Nähe? Ist es nicht irgendwie mit dem Rattenfänger? Das ist doch da auch Niedersachsen, oder bin ich jetzt bescheuert? 

Annalena 

Ihr seid. 

Ralph 

Ich weiß es. 

Annalena 

Ich glaube nicht. Tatsächlich in Niedersachsen aber ich kann tatsächlich schon verraten es ist. Es ist nicht der Rattenfänger. Das Museum hängt auch nicht mit dem Autor oder der Autorin zusammen, sondern ganz arg mit der Figur, um die es geht, die, wenn sie gelebt hat, im Mittelalter gelebt hat. 

Ralph 

Ja, es gibt doch da den. Den aber ist es in Niedersachsen der Till Eulenspiegel. An dem denke ich gerade Ist es nicht auch aus dem Mittelalter Jackpot? 

Annalena 

Ja, es ist Till Eulenspiegel. 

Ralph 

Aber ich weiß halt total wenig über den. Deswegen freue ich mich umso mehr, da jetzt was zu erfahren. 

Annalena 

Schön, denn spontan Gefühl zu Till Eulenspiegel Also wie findet ihr ihn? Also auch wenn er nicht allzu viel über ihn wisst, sympathisch? Ist es für euch eine positive Figur, oder? Ja. 

Lukas 

Also für mich ist es ein Hofnarr, also das Paradebeispiel eines Narren. Und das löst bei mir eigentlich immer sehr viel Positives aus, weil ich mir immer dann so denk, Keine Ahnung, einfach eine sehr lustige, eloquente, aber auch vielleicht so ein bisschen so eine bauernschlaue Person, die trotzdem immer auch so recht smart ist. Irgendwie. 

Ralph 

Ja, ist bei mir ähnlich. Ich denke auch, dass es eher eine positive Figur ist. Habe ich den in Erinnerung, dass der auch mit seinen Streichen so den den Leuten den Spiegel vorhält? Irgendwie. 

Annalena 

Sehr, sehr spannend. Ja, aber was man einfach für ein Gefühl auch zu ihm hat und und so ging es mir auch, dass ich dachte, das ist bestimmten ja ein sehr witziger Typ auch. Also für mich war er auch einfach jung, jung und witzig und ich war wirklich sehr, sehr begeistert, immer mehr einzutauchen, habe sogar ein Buch angefangen, was sich mit Eulenspiegel beschäftigt. 

Annalena 

Und das passiert mir wirklich selten, dass ich da noch mal so tief eintauche. 

Lukas 

Hast du das mit von Daniel Kehlmann? Glaube ich, dass Tyll. Ja, das habe ich gelesen, dass er hier. 

Annalena 

Na ja, und spiegelt auch eigentlich das große Museums Thema wieder. Also wie wird Till Eulenspiegel im Laufe der Jahrhunderte, seitdem das Buch zu Till Eulenspiegel und so 1515 veröffentlicht wurde? Wie wird er im Spiegel der Zeit betrachtet? Durch die laufenden Jahrhunderte, Sich das näher anzuschauen, das ist im Wesentlichen auch Inhalt, das muss ich haben. Es also verschiedenste Perspektiven auf diese literarische Figur und das macht das finde ich auch so enorm, ja multiperspektivisch. 

Lukas 

Wie hast du das Museum denn so wahrgenommen? Das war dann so ein erster Eindruck, als du da reingegangen bist. 

Annalena 

Wir haben uns dem Museum Stück für Stück genähert oder auch ich ganz stark aus der Ferne durch Recherche und hatte dort einen Eindruck. Auch natürlich gewisse Erwartungen. Also besonders der Ort, wo das Museum liegt, dass ist Schöppenstedt. Bei Braunschweig etwa 5000 Einwohner in Leben dort und die Stadt. Also es ist wirklich eine Stadt, ist auch schon super alt. 

Ich glaub es ist im elften Jahrhundert erwähnt worden. Der Grund, warum das Museum dort liegt, ist, dass der Geburtsort von der Figur Till Eulenspiegel ganz nah bei Schöffenstett liegt in dem Ort Kneitlingen, so etwa drei Kilometer entfernt. Und es gibt ein zweites Museum in Deutschland, in Mölln. Das soll der Ort sein, wo Till Eulenspiegel, wenn er gelebt hat, so um 1350 gestorben ist. 

Im Buch hat er, wenn diese Zeitspanne, also der Geburt, ihn und seinen Tod in Wellen extrem viel Zeit in ganz Europa verbracht, war ihn in Polen unterwegs, in Rom, beim König von Dänemark, in Braunschweig, bei Marburg. Und dort spielen all diese Geschichten. Das sind 96 Geschichten und also diese Szene, die wir, die wir gehört haben, die Peter eingesprochen hat, das ist eine der wahrscheinlich bekanntesten Szenen, die Seiltänzer Szene. 

Annalena 

Da steigt Till Eulenspiegel auf ein Seil ist er sehr, sehr tänzerisch unterwegs und beeindruckt auch seine Zuschauenden. Und dann hat er die Idee, dass die Bürger ich glaube, es spielt in Magdeburg tatsächlich, da bin ich mir jetzt aber auch nicht ganz hundertprozentig sicher, ihm ihre Schuhe geben ihren rechten Schuh und er sammelt diese Schuhe und ist dann mit diesen Schuhen auf dem Seil unterwegs und schüttet sie dann auch wieder aus. 

Annalena 

Und dann sind alle in der Verlegenheit, ihren Schuh wieder zu finden. Und das führt dazu, dass das ein großes Chaos ausbricht und in der Geschichte auch zu Prügeleien sogar führt, zu großen Unmut, bis alle wieder ihren rechten Schuh haben. Und das ist diese, diese erste Szene, die wir uns angeschaut haben. Und insgesamt 96 fand dann auch ganz spannend, noch mal noch mal mehr zu hören, wie das sich vielleicht im Laufe der Jahrhunderte verändert hat. 

Annalena 

Also da hat auch der Museumsleiter Benedikt Einert etwas zu erzählt. Es könnte man es vielleicht einmal kurz gemeinsam anhören. 

Benedikt Einert 

Also es gibt ein paar Episoden, also wir sprechen da von Historien. 96 gibt es in diesem Volksbuch, davon gibt es ein paar, die sind so populär, dass sie bis heute erzählt werden und bis heute auch funktionieren. Also hier in der Region wäre das zum Beispiel die Geschichte, wie Eulen und Meerkatzen bäckt, schiebt also Eulen und Meerkatzen in den Ofen. 

Und das ist etwas, was bei unseren Gästen immer sofort den Blick auf sich zieht, weil sie in der Regel, wenn sie hier aus der Region kommen, das schon mal gehört haben. Und dann gibt es welche, die auch überregional bekannt sind. Die haben sich schon gesagt, die Seiltänzer Episode zum Beispiel ist das, oder wie er behauptet, er könnte einem Esel das Lesen beibringen. 

Die, die, die kennt man üblicherweise. Und dann gibt es aber auch ganz viele mehr, die in Vergessenheit geraten sind, weil wahrscheinlich die Art und Weise, wie die Pointe funktioniert, wie Humor funktioniert, die tatsächlich in der überwiegenden Zahl auch gar nicht lustig sind und deshalb überhaupt kein Humor da drinsteckt, einfach nicht mehr funktionieren. Die möglicherweise deshalb, vielleicht auch aus anderen Gründen, weil zum Beispiel sich Moralvorstellungen ändern, einfach nicht mehr erzählt werden oder auch nicht mehr bekannt sind. 

Lukas 

Ich habe jetzt aber trotzdem noch mal eine Verständnis-Rückfrage. Gerade wenn wir über Till Eulenspiegel reden, dann reden wir jetzt nicht über den Autor der Geschichten, sondern über den Protagonisten der Geschichten. Das heißt, diese Geschichten muss ja irgendjemand geschrieben haben. 

Annalena 

Das stimmt. 

Lukas 

Weiß man denn, wer das geschrieben hat? 

Annalena 

Jein. Soweit ich das ablesen und rekonstruieren kann, die Ausgabe, die dann wirklich auch ganz schnell zum Bestseller geworden ist, auch so ein bisschen durch den Buchdruck beflügelt. Im 15. Jahrhundert diese diese Ausgabe von 1515 ist eine Ausgabe, in der es kein kein Autor gibt. Das wird oft so formuliert Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit war es der Stadtschreiber Hermann Bothe aus Braunschweig also, der diese Geschichten zusammengefasst hat. 

Annalena 

Und es wurde dann in Straßburg gedruckt und auch ganz schnell schon in viele Fremdsprachen übersetzt. Aber auch dieses wahrscheinlich zeigt schlicht auch ganz deutlich, dass es was Größeres vielleicht geht, um auch ein Bedürfnis nach Geschichten, aber auch nach Geschichten, die nicht mehr Moralvorstellungen oder so was hinterfragen. Und da fand ich auch ganz spannend, dass eine solche Figur in ganz vielen Sprachen und Kulturkreisen es ist, die dort gibt, also in Ostafrika beispielsweise oder auf Sri Lanka, in der Mongolei vielleicht am bekanntesten oder uns am vertrautesten, weil so geografisch relativ nah ist die Figur Nasreddin Hodscha. 

Lukas 

Nasreddin Hodscha, wenn ich das richtig verstanden habe. Ich habe diesen Namen noch nie gehört. 

Annalena 

Ging mir auch, so muss ich gestehen. 

Ralph 

Ich auch nicht. 

Annalena 

Und aber gleichzeitig war ich dann überrascht, auch bei der Recherche zu lesen, dass er zum Beispiel in der Türkei eine große Rolle spielt. Also ich glaube auch als Figur direkt vor dem Hauptbahnhof steht, ich meine in Istanbul und dort auch vielen Leuten bekannt ist. Und das fand ich auch sehr, sehr interessant, dass es diese Art von von literarischer Figur zu einer ähnlichen Zeit an vielen Orten der Erde gab und gibt. 

Das fand ich ganz, ganz spannend. 

Ralph 

Aber es sind die Geschichten dann sehr ähnlich, Weißt du das? 

Annalena 

Ja, das ist eine gute Frage, wer da vielleicht wen auch beeinflusst hat. Aber das hier ist glaube ich schon recht ähnlich. Also ich habe mir von Nasreddin Hodscha auch nur so zwei, drei Geschichten angehört. Es geht tatsächlich auch gerade in diesen originalen, beispielsweise den Text von von Hermann Bote um 1515 auch ziemlich derb zu. Es gibt dann eine Facette, die sehr unbekannt ist, dass nämlich Till Eulenspiegel in dem Volksbuch, das von ihm erzählt, ein Schalk ist. Also nicht zwangsläufig das, was man heute einen Narren nennen würde, wie wir ihn uns heute vorstellen würden, sondern er ist ein Schalk. Und dass das meint er in der Zeit der Zeitgenossen dieses Buches, dass eine Person die Böse ist, die auch gegen die Moralvorstellungen seiner Zeit schon verstoßen hat, die möglicherweise mit dem Teufel im Bunde ist. 

Und genau dafür gibt es eben einen Raum, der diese Geschichte erzählt, der auch erzählt, warum dieses Buch aufgrund eben dieser Zeichnung des Charakters auf diese Art und Weise immer mal auch der Zensur unterlag oder verboten wurde oder jedenfalls von den Autoritäten kritisiert worden ist. 

Lukas 

Also quasi der Punk des Hochmittelalters oder des Spätmittelalters, sozusagen derjenige, der sich auch da so ein bisschen auf die Gesellschaft scheißt. So hätte ich das verstanden. 

Ralph 

Punk ist total negativ für den Punk. 

Annalena 

Und auch positiv für den Schalk. 

Gutes Stichwort. Lukas. Das fand ich auch interessant bei dem Wort Till Eulenspiegel oder wie es im Mittelhochdeutschen heißt Dull Ulenspiegel. Also ist es in Kurzform, wenn ich das richtig verstanden habe, von Dietrich oder Ägidius. 

Annalena 

Eulenspiegel oder Eulenspiegel hat mehrere Bedeutungen. Also Uhle ist ein Wort für Eule, tatsächlich. Und Spiegel auch für Spiegel. Und also diese Komponente, die ja auch so ein bisschen schon schon beide erwähnt hat und dieses Spiegel vorhalten, das spielt damit ist und soll Zustand auch abzugleichen. Und die Eule als ein ein Tier, dem auch viele verschiedene Eigenschaften zugeschrieben werden. 

Annalena 

Also einmal im Sinne von Weisheit, dass man einen Blick hat. Überblick. Aber auch ein etwas unheimliches Tier, was eher so die mittelalterliche Lesart war und was ich auch echt. 

Annalena 

Auch witzig fand, war, dass Eulen im Niederdeutschen so viel heißt, wie Wissen und Spiegel heißt so viel wie Gesäß oder Hinterteil auch jetzt in der Sprache, die die Jäger sprachen und kennen. Also es geht tatsächlich in vielen dieser Geschichten auch super derb noch mal zu. Es gibt viele sexuelle Andeutungen, auch bei Nasreddin Hodscha und auch in anderen Geschichten weltweit. Das ist schon auch Thema. 

Was ich ganz interessant finde bei dem Museum ist auch, was Benedikt Einert erwähnt, dass es wirklich so verschiedene Perspektiven gibt, die angeboten werden. Also hier spricht er diese diese Lesart eines bösartigen Scheichs an, aber es gab auch viele andere Perspektiven, die ziemlich gleichwertig dargestellt waren und das hat mir super gut gefallen. 

Lukas 

Hast du noch eine? 

Annalena 

Zum Beispiel zum Beispiel den Eulenspiegel als Held oder in Spiegel als Narr? Und das war dann oft auch mit dem Fragezeichen verbunden. Die Ausstellung selbst, also die Dauerausstellung, die jetzt seit 2017 besteht, also relativ neu ist, war da auch ganz, ganz angenehm gestaltet, mit verschiedensten Farben, sodass man von Raum zu Raum ganz gut auch mal wieder eintauchen konnte oder auch überspringen konnte, wenn einem so eine Überschrift nicht so ganz angelacht hat auf den ersten Blick. 

Ralph 

Till Eulenspiegel als Held. Wie darf er sich denn dann vorstellen? Also der geht dann auf Abenteuer und weiß sie nicht, Rettet keine Prinzessin, besiegt die Drachen, oder Ich weiß nicht. Ja. 

Annalena 

Ich muss gestehen, dass ich da zu diesem Raum jetzt kein konkretes Beispiel habe. Aber es gibt. Es gibt schon Geschichten, wo er so ein bisschen diesen, diesen Punk auch darstellt. Also wirklich jemand, der der cool ist, den man bewundert, der auch natürlich auch bewusst so die die Finger in die Wunden legt, aber der das auch vielleicht darf, dem ich das zugestehe. 

Annalena 

Es gibt so eine Passage in dem Buch von Daniel Kehlmann Was ich, was ich auch begonnen habe, die mir da total aufgefallen ist, die in so eine Richtung geht in der Lesart. Also in dem Buch spielt Till Eulenspiegel ja, im 17. Jahrhundert, also zurzeit des 30-jährigen Krieges. Aber das war so eine Szene, die mir noch mal sehr deutlich gemacht hat. 

Annalena 

Das ist eine Projektion. Eine Fläche ist diese literarische Figur, und wenn er mögt, kann ich euch die Passage auch noch mal kurz in Anführungszeichen vorlesen. 

Lukas 

Klar. 

Ralph 

Ja, gerne. 

Annalena 

Till Eulenspiegel über uns drehte sich langsam und nachlässig. Nicht wie jemand, der in Gefahr ist, sondern wie jemand, der sich neugierig umsieht. Der rechte Fuß stand links auf dem Seil, der linke quer, die Knie waren ein wenig gebeugt und die Fäuste in die Seiten gestemmt. Und alle, die wir hochsahen, begriffen mit einem Mal, was Leichtigkeit war. Wir begriffen, wie ein Leben sein kann für einen, der wirklich tut, was er will, an nichts glaubt und keinem gehorcht. Wie es wäre, so ein Mensch zu sein. Begriffen wir und wir begriffen, dass wir nie solche Menschen sein würden. 

Lukas 

Ich muss gestehen, ich habe das Buch hier in einem Bücherschrank gleich um die Ecke. Ich weiß gar nicht, wann ich das gelesen habe, aber es ist auch noch gar nicht so alt, gell? Ist es, glaube ich, das aktuellste von Kehlmann? Glaube ich sogar. Aber ich weiß gar nicht, warum ich mich da gar nicht mehr dran erinnern kann. Ich weiß, ich habe das wohl gemocht. 

Ralph 

Tja, so ist das. 

Annalena 

Manchmal ist auch die Seiltänzer Szene und ich, ich habe irgendwie auch gemerkt, dass ich auch so berührt war. Gerade durch diese Passage an nichts glaubt und keinem gehorcht. Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch über die Jahrhunderte vielleicht uns Menschen bewegt hat. Dieses Ja, man muss sich manchmal irgendwie einordnen, auch in Gesellschaft. Man ist nicht so unabhängig, wie man vielleicht manchmal gerne wäre, aber man wäre es vielleicht doch gerne. 

Lukas 

Oder man bewundert halt die Menschen, von denen man den Eindruck hat, dass sie das besser hinbekommen als man selbst. Besser also, dass die halt so keine Ahnung. Ich glaube, Menschen, die so ein ganz starkes diesen Autonomie Drang haben und den so auch selbstbewusst irgendwie durchziehen und dabei authentisch sind. Ich glaube, dass so was schon immer bewundert wurde und wahrscheinlich auch immer bewundernswert bleibt. 

Lukas 

Könnte ich. Also ich zumindest finde sowas immer recht bewundernswert. 

Annalena 

Hm. 

Ralph 

Ja, ja, ich auch. Aber in der Passage. Also ich meine, Eulenspiegel kommt halt sehr wie ein Held rüber. Ich weiß gar nicht, wie das dann ein Buch ist, wie das sich dann durchzieht. Aber er ist schon eine Figur also, zu der man jetzt auch metaphorisch aufblickt, weil er eben dann sich nicht unterordnet. Dann zieht sich das durchs ganze Buch durch, oder wie ist das dann? 

Annalena 

Oh, da könntest du vielleicht noch mehr zu sagen. Ich muss gestehen, ich bin erst bei Seite so etwa fünf, was. 

Ralph 

Du hast es es ja vergessen. 

Lukas 

Ich finde es total krass, weil ich habe dieses ich weiß ja gar nicht, das hat noch. Es hat einen Einband mit einem mit einem Gemälde drauf und ich glaube, dieses Schriftstück L ist Giftgrün. 

Ralph 

Ich habe das auch schon mal gesehen. 

Lukas 

Also das. Und ich habe das richtig gerne gelesen, weil ich sowieso ein Kehlmann Fan bin. 

Ralph 

Ist das dann so bei dem Kehlmann Roman, dass der diese 96 Geschichten als Grundlage nimmt, die ein bisschen umformuliert und, wie du sagst, ins 17. Jahrhundert überträgt? Oder ist das komplett was anderes? 

Annalena 

Ich habe den Eindruck, dass es tatsächlich eine Mischung ist, also eine eigene Interpretation und einige Szenen auch auch dort stattfinden. Oder auch einige Orte, die die, die dann besucht werden, einfach zu einer anderen Zeit. 

Ralph 

So wie diese Steiltanzszene jetzt gerade oder. 

Annalena 

Ich glaube, es ist nicht nicht, nicht ganz, ganz angelehnt an diese 96 Geschichten. Ich war total überrascht, wer, wer alles, auch seine eigene Interpretation von Till Eulenspiegel, ja dazu inspiriert war, also zum Beispiel Christa Wolf oder Richard Strauß hat eine Oper geschrieben oder Erich Kästner hat zwölf von diesen Historien ganz gut verpackt. Ich glaube, die anderen waren auch ein bisschen zu anzüglich. 

Hat er eine Auswahl getroffen. Das zeigt das Museum auch ganz schön bin ich. Da gibt es super viele Beispiele an an Ausgaben, die zu sehen sind oder an Filmausschnitten oder Plakate von von Ausstellungen. 

Ralph 

Gab es irgendwas, was dich besonders überrascht oder beeindruckt hat? 

Annalena 

Tatsächlich fällt mir die Auswahl ein bisschen schwer, aber was mir sehr in Erinnerung geblieben ist, ist ein Objekt, was einen im ersten Raum empfängt, auch ziemlich zentral arrangiert. Das ist ein Buch, das ist eine Ausgabe von Till Eulenspiegel von 1555. Und das ist wirklich sehr, sehr früh und sie haben es in einer Vitrine dargestellt und dann aber auch eine Möglichkeit, um Seite für Seite mal blättern zu können, weil man es natürlich auch auch nicht nicht berühren darf aus konservatorischen Gründen. 

Annalena 

Und an einem Bildschirm hinter dieser Vitrine, in dem das Buch liegt, wird dann in Anführungszeichen immer umgeblättert und man sieht dann jede einzelne sogenannte Historie auch mit Zeichnungen versehen. Und das ist echt ganz spannend, da noch mal einzutauchen und in diesem allerersten Raum geht es vor allem auch um das Buch und auch, wie es ins Museum gekommen ist. 

Annalena 

Also die Geschichten von Till Eulenspiegel spielen in der Region. Aber das ist natürlich die spannende Frage, warum ausgerechnet dann auch in Schöppenstedt dieses Museum entstand. Und da gab es einen ein Herrn im 29 Jahrhundert, Erich Lehmkuhl, Schöppenstedter, der dann aber eine Zeit lang auch in Essen verbracht hat. Und der hat aus Interesse, aus eigenem Interesse eine Privatsammlung angelegt zu Till Eulenspiegel, und diese dann 1947 der Stadt übergeben. 

Annalena 

Und dann zog diese Sammlung erst einmal ins alte Feuerwehrhaus ein. Da ist jetzt auch noch heute zu sehen die Dauerausstellung und wurde dann aber ergänzt durch einen entspannenden Neubau 1996. Der sieht auch ein bisschen aus wie so eine stilisierte Narrenkappe, wurde mir beschrieben. Und so kam das Till Eulenspiegel Museum nach Schöppenstedt. 

Ralph 

Ich habe es noch nicht ganz verstanden. Vielleicht war es auch zu viel Information für mich. Also wie ist das Museum jetzt noch mal aufgebaut? Kannst du noch mal kurz wiedergeben? Also es gibt ja Till Eulenspiegel, verstanden als Held und als Narr und Schalk. Und dann hat man alte Ausgaben drin, weil es ja aus dieser Privatsammlung entstanden ist. Gibt es dann auch was zur Forschung an sich? 

Annalena 

Ganz guter Punkt. Also es ist so, dass das das Museum, ich sage mal relativ klein ist, also etwa 450 Quadratmeter Ausstellungsfläche und man betritt den Neubau zunächst, und das ist auch ein Bereich, wo man sich Kassenbereich befindet und aber auch Veranstaltungen stattfinden können und auch schon so erste Exponate stehen, die so ein bisschen neugierig machen auf den Eulenspiegel. 

Annalena 

Als Figur. Und dann gibt es die Möglichkeit, in den ersten Stock zu gelangen und dort betritt man dann das Nachbargebäude. Dieses ehemalige Feuerwehrhaus und dort befindet sich die Dauerausstellung. Und hier geht es ganz stark darum, um diese. Man spricht dann ja immer von Rezeptionsgeschichte. Nicht immer sehr abstrakter Begriff, aber wie wird die Figur Till Eulenspiegel, also wie ist entstanden und wie wird sie interpretiert? Im Laufe der Jahrhunderte? Und ja, vielleicht auch die Frage, wie sie uns heute inspiriert. Und das wird in dieser Dauerausstellung dargestellt. Forschung spielt, glaube ich, insoweit auch auch eine Rolle, das dass diese diese Lesarten auch immer wieder unterfüttert sind mit wissenschaftlichen Perspektiven. Es gibt auch viele künstlerische Aspekte in der Ausstellung zum Beispiel gibt es Bronze Skulpturen, also jeweils zu einer Historie, die sind auch verteilt innerhalb des gesamten Gebäudes und der Ausstellung nur mit Nummern versehen. 

Annalena 

Und dann kann man in einem Katalog auch noch mal nachschauen, welche Figur es genau ist. Aber das ist auch so ein ganz starker künstlerischer Ansatz, der hier ergänzt wird. Also das hat mir wirklich auch richtig gut gefallen. Also diese Mischung aus so übergeordneten Themen und dann die Möglichkeit, noch mal tiefer einzutauchen, also zu verstehen, dass es zum Beispiel diese Bronze Skulpturen gibt. 

Annalena 

Und wenn ich Interesse habe, dann kann ich noch mal nachschauen und weiß wo. Aber ich ich kann selbst entscheiden, was mich an Till Eulenspiegel noch mal packt oder was ich gerne überspringen Mag. 

Ralph 

Also es funktioniert quasi losgelöst. Man muss nicht in einer bestimmten Reihenfolge da durch dieses Gebäude gehen. 

Annalena 

Ja, das ist wirklich ganz angenehm. 

Ralph 

Apropos durch dieses Gebäude gehen, weil wir hatten ja am Anfang davon gesprochen, dass ja auch immer sehr auf Zugänglichkeit achtest. Wie war es denn dann in diesem Museum? 

Annalena 

Auffällig zugänglich. 

Annalena 

Ja, da war ich auch auch einfach sehr, sehr positiv überrascht. Ich habe mir das Museum auch nicht in Hinblick auf die Zugänglichkeit ausgesucht und habe dann auf der Webseite auch schon viele Informationen gefunden, die ich auch total angenehm aufbereitet fand. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt. Also wie weit kann ich einen Museumsbesuch planen? Also wenn ich jetzt zum Beispiel ein kleines Kind habe, finde ich da die Informationen in Bezug auf einen Raum oder ob ich vielleicht ins Nachbar Kaffee gehen kann oder so? 

Annalena 

Oder finde ich da die Informationen, ob ich mir einen Rollstuhl borgen kann, wenn ich nicht gerade ein Bänderriss habe oder so? Oder was es vielleicht auch für Personen gibt, die die nicht sehen können oder so, das war da sehr, sehr gut vermittelt. Das hat mich echt, echt sehr angesprochen und auch vor Ort war es sehr überzeugend. Also die Zugänglichkeit fußt tatsächlich ganz wesentlich darauf, dass die Inhalte sehr klar definiert sind, also dass man quasi so etwas Zugang schaffen kann, was vorher benannt wurde, also dass das möglichst die gleichen Inhalte für möglichst viele auch verfügbar sind. 

Annalena 

Das fand ich da sehr, sehr überzeugend, auch durch diese Aufteilung der Räume. Dadurch ist es leichter, auch die Zugänglichkeit dann mit einzubinden. 

Lukas 

Ist es dann und ein statisches Museum oder geht es dann auch so ein bisschen mit der Zeit? Also hat es auch Projekte, Entwicklungsmöglichkeiten für die Zukunft, was dann noch mal so ein bisschen verändert wird, oder bleibt es dann immer relativ in dieser Dauerausstellung? 

Annalena 

Was ich echt ganz interessant finde ist, dass das so touristisch auch viel verknüpft ist mit dem Museum. Also es gibt zum Beispiel eine Fahrtroute oder eine Wanderrouten, sogar eine Auto Route. 

Die sich mit diesen Orten beschäftigt, die mit Till Eulenspiegel zusammenhängen. So, so in der Region. Darauf verweist auch das Museum. Das gibt es. Es gibt auch einen Themen Spielplatz zu Till Eulenspiegel in Meppen steht und es gibt eine Art Outdoor Museum. Und zu diesen einzelnen Historien, und die finden sich immer wieder im Stadtbild wieder. Und das war auch eine der Stationen, wo Peter zu Beginn auch die Szene vorgelesen hat. 

Annalena 

Die Seiltänzer sind diese Stationen steht direkt vor dem Rathaus und stellt und so wird aktuell so ein bisschen kombiniert auch die Region mit dem Museum. Was ich auch ganz interessant fand, dass es auch so wissenschaftliche Kooperation gibt und Veranstaltungen. Benedikt Einert hat von einer Veranstaltung jetzt im September erzählt, wo Kolleginnen aus der Türkei zu Besuch waren und wo es ganz konkret um Nasreddin Hodscha und Till Eulenspiegel so im Vergleich ging. 

Annalena 

Und gleichzeitig habe ich so auch herausgehört, dass er sich da noch ein bisschen mehr wünscht. Also im Moment ist er auch dort weitestgehend alleine tätig und hat vor einem Jahr diese Stelle übernommen von von seiner Vorgängerin, die ja gut 30 Jahre auch dieses Museum weiterentwickelt hat und auch die die Dauerausstellung mit auf die Beine gestellt hat. 

Ralph 

Es ist auf jeden Fall faszinierend, wie lange sich das hält. Wenn es überlegst, dass Daniel Kehlmann erst vor ein paar Jahren ein Buch über den Eulenspiegel rausgebracht hat, dass es immer noch im Museum gibt und das halt nach 500 Jahren, wo es jetzt Eulenspiegel gibt. 

Lukas 

Das ist halt eine Figur, die halt einfach größer ist als die Geschichte, die da geschrieben wurde. Ich habe immer den Eindruck, es so Geschichten, die so ein bisschen Kultur bildend auch sind oder ganz wichtig für eine Kultur sind. Es sind ja selten die Geschichten und man sagen kann Ja, das ist diese eine Hälfte, die für diese eine Geschichte steht. 

Lukas 

Wenn du jetzt überlegst, bei der Odyssee oder bei der Ilias, weiß man ja auch nicht, ob es Homer jemals gegeben hat, ob es diese ganzen historischen Figuren jemals gegeben hat. Aber jeder kennt diese Geschichte, und diese Geschichte ist irgendwie auch schon 1000 Mal umfunktioniert, adaptiert, an den Zeitgeist angepasst worden. Keine Ahnung, oder? König Artus und die Ritter der Tafelrunde hat jeder schon mal gehört. 

Lukas 

Man weiß nicht, ob sie es jemals gegeben hat. Keine Ahnung, ja. Und ich könnte mir vorstellen, dass das halt bei Till Eulenspiegel auch so was ist. Nur dass da halt vielleicht weniger politische Tragweite und weniger Macht drin ist, sondern halt mehr Alltagsgeschichte, mehr Alltags Mythen. 

Ralph 

Keine Ahnung. Die Frage ist ja was macht so eine Geschichte so über dauernd? Das ist ja eigentlich die große Frage dahinter, weil es gibt ja sicherlich unzählige Geschichten, die dann quasi im Laufe der Geschichte ja hinten runtergefallen sind. Aber der Eulenspiegel hat sich halt dann als ein Beispiel jetzt gehalten. 

Annalena 

Das stimmt. Ja, offen gestanden glaube ich tatsächlich auch, dass es hier um Macht geht. Till Eulenspiegel ist zum Beispiel auch bei bei dem König von Dänemark und und ist dann dort Hofnarr und hält ihm den Spiegel vor. Das ist dann so eine Position, die ist dann auch sehr festgelegt, eine Rolle, die man dann hat. Aber ich kann mir gut vorstellen, dadurch, dass es diese Geschichten gibt, auch so manche Verhältnisse infrage stellt und so ein bisschen rüttelt an der gesellschaftlichen Ordnung voll. 

Lukas 

Aber Till Eulenspiegel zieht jetzt nicht mit einem Heer in den Krieg, weiß, was ich meine. Das meinte ich jetzt mit so alltäglichen Protest. Also wenn der zum Beispiel keine Ahnung die Odyssee anguckt, da geht es ja die ganze Zeit letztlich nur darum, da wird erobert, da wird sich gegenseitig umgebracht. Er gibt Heldentaten in der Schlacht. Keine Ahnung, was er blutrünstiges und ich habe den Eindruck, nachdem was du erzählt hast, geht es ja bei Till Eulenspiegel, der ja trotzdem auch diesen mythischen Charakter hat. 

Lukas 

Diesen epischen Charakter hat aus meiner Sicht natürlich auch um Spiegel vorhalten, um Machtverhältnisse infrage stellen. Aber da geht es jetzt nicht darum. Till Eulenspiegel möchte jetzt das Königreich Dänemark erobern. Wer weiß, was ich mein. So. So meinte ich. 

Ralph 

Das ja, dass. 

Annalena 

Das stimmt. Es hat mich ja nicht nicht was sehr gewaltvoll ist oder was was was ganz großes subtiler darstellt, weil ich dem total, weil ich glaube, manche dieser dieser Ebene, die du angesprochen hast, die haben auch so was, was vielleicht national Stärkendes oder Identitätsstiftendes. Und Till Eulenspiegel ist. 

Ralph 

Gleich ein. 

Annalena 

Wichtiges Stück, ein bisschen auf der Ja, stimmt schon, auf so einer kleineren Ebene. Wir waren insgesamt etwa anderthalb Stunden zu Besuch im Till Eulenspiegel Museum, und am Ende sind wir noch mal gemeinsam in die Ausstellung gegangen. Und es gibt einen ein Gemälde, eine Tuschezeichnungen, die Benedict Einheit gezeigt hat, die ihn besonders bewegt von Josef Hegen Part von 1942. 

Annalena 

Und das fand ich noch mal ganz spannend. Auch hier die Seiltänzer Szene und ja, dort ist auch noch mal zu hören, welche Leidenschaft auch dahintersteckt. Und ich freue mich einfach total, dass man sie haben auch weiter im Blick zu behalten und vielleicht noch mal in einigen Jahren zu besuchen. Auf jeden Fall werde ich weiter lesen und wir können uns gemeinsam noch mal diesen letzten Ton anhören, wo Benedikt Einert in der Ausstellung vor diesem Bild steht. 

Benedikt Einert 

Das ist etwas, was dieses Bild zeigt, finde ich, wie ich das noch nirgendwo gesehen habe. Also Till ist im Prinzip eine Randfigur auf dem Bild. Er schwebt und tanzt über den Dingen und unter ihm bricht das Chaos aus. Und das ist etwas, was diese Figur, finde ich, für mich fast ausmacht. Dass er also jemand ist, der über den Dingen schwebt, der vielleicht auch außerhalb von Gesellschaft ist, der seine Späße macht und der es schafft, damit alles, was man für fest gefügt und für selbstverständlich hält, durcheinanderwirbeln. 

Lukas 

Das finde ich eine schöne Zusammenfassung dessen, was ich von dieser Folge so ein bisschen mitgenommen habe, glaube ich. So ein guter Rundumschlag. 

Ralph 

Ja, ich fand es sehr, sehr spannend und ich werde jetzt euch nach der Folge trotzdem noch ein bisschen weiter drüber nachdenken. Über die Figur von Till Eulenspiegel weiß ja, weil es einfach interessant fand, dass sich das so lange gehalten hat, wie es, wie wir gerade vorhin ja schon kurz diskutiert hatten und ich das ein bisschen rausfinden möchte, woran das liegt. 

Lukas 

Ja, es ist die Zeitlosigkeit. Ich glaube, es ist wahnsinnig schwer, etwas Zeitloses zu schaffen. Egal was es ist, egal, ob das eine zeitlose Geschichte ist, egal, ob das ein zeitloses Accessoire ist. Zeitlose Musik. Keine Ahnung, was das ist unglaublich schwer. Und ich glaube, das ist die Kunst dahinter. Und ich könnte mir vorstellen, dass die Figur Till Eulenspiegel zeitlos ist. 

Lukas 

Und deswegen überdauert sie. Und deswegen wird sie so sehr mystifiziert. 

Ralph 

Wahrscheinlich, weil weil wir nach wie vor in einer Gesellschaft mit Regeln und Normen leben, in der es dann so was wie Till Eulenspiegel gibt, der sich halt drüber hinwegsetzt und der halt mal ausbricht. Vielleicht. 

Annalena 

Vielleicht ja. Und vielleicht gehen wir alle auch noch einmal wieder auf ein Seil steigen oder zumindest auf die Slackline und was wagen. 

Lukas 

Und Schuhe auf andere Leute werfen. Liebe Anna Lena, vielen lieben Dank, dass du uns mitgenommen hast. Zum Till Eulenspiegel Museum nach Schöppenstedt in Niedersachsen. Ich habe auf jeden Fall Lust, einmal vorbeizuschauen. Und vielleicht, wenn ich mal wieder mit dem Outfit unterwegs bin in der Gegend halte ich dann mal. 

Ralph 

Danke dir und ich werde auf jeden Fall mal das Buch lesen von Daniel Kehlmann. Das reizt mich sowieso schon länger und hat mich jetzt noch mal bestärkt darin. 

Annalena 

Ja, ich wollte auch unbedingt Danke sagen. Also es hat mir großen Spaß gemacht, mit euch einfach zu plaudern auch und diesen Besuch Revue passieren zu lassen. Das hat einfach großen Spaß gemacht. 

Lukas 

Schön, jederzeit. Ja, und wenn ich euch jetzt bitte nicht anfassen gefällt, dann könnt ihr uns unterstützen. Wir betreiben dieses Format komplett ehrenamtlich und es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, dass ihr uns bei Steady abonniert und dann zum Beispiel unser Sprit Geld subventionieren könnt. Außerdem gilt natürlich wie immer Empfehlt uns weiter, gebt uns fünf Sterne Bewertungen, empfehlt uns all eure Verwandtschaft der kompletten Familie, all eure Bekanntschaft, dem Ralph. 

Ralph 

Ja, wem noch? Allen Social Media Kontakten? Vielleicht Den Nachbarn? Nachbarinnen? Ja, der Gemeinde. 

Lukas 

Oder natürlich auch euren lokalen Museen. Wir freuen uns natürlich immer über Feedback und über Kritik. Ach ja, genau. Wir müssen ja kurz überlegen. Ralph, machen wir die im nächsten Folge. 

Ralph 

Also weil du bist ja du dran. Deswegen musst du das jetzt entscheiden. 

Lukas 

Ja, in der nächsten Folge wird es um ein einen Alltagsgegenstand gehen, der in so ziemlich allem, was wir heute benutzen, drin ist, der total unscheinbar ist, aber der verrückt ist. Das kann ich schon mal sagen. Und vor allem auch, der wahrscheinlich auch in einer veränderten Form unsere Zukunft maßgeblich beeinflussen wird, wie vielleicht wenige andere Erfindungen. Und dazwischen ein Museum. 

Lukas 

Schon ein bisschen länger her, aber das ist jetzt die perfekte Folge dafür. 

Ralph 

Okay. Na, das wird ja dann die Folge im neuen Jahr. Ui, da stimmt. 

Ralph 

Neues Jahr, neue Folge, neuer Gegenstand. Ja, genau. Jawohl. Aber dann vielen Dank für alle Leute, die uns zugehört haben. Und bis zum nächsten Mal.