Zwoelfer-Special Folge 2: Glas aus Waldsassen für die Metropolen dieser Welt – von Pfeifen, Bläsern und Häfen

BITTE NICHT ANFASSEN! #Zwoelfer-Special 2: Glas und Glasschmelzöfen

Show Notes 

Wer durch den Flughafen in Orlando läuft, durch Paris schlendert oder die Uhrzeit vom Big Ben in London abliest, der hat – vermutlich unbewusst – schon Glas gesehen made in Waldsassen, in der Oberpfalz. Die Firma Lamberts ist eine von weltweit drei Firmen, die auf traditionelle Weise Flachglas herstellen. In dieser Folge geht es um die Geschichte von Glas, um den Unterschied zwischen Glasbläsern und Glasmachern und um die Frage: warum hat sich denn ausgerechnet hier so eine Industrie angesiedelt?

Dazu haben wir das Stiftlandmuseum in Waldsassen besucht, einen Abstecher zur Firma Lamberts gemacht und sind in das Glasschmelzofenmuseum in Plößberg gegangen. Denn ohne Ofen kein Glas. Und auch ohne Wald kein Glas. Zumindest früher. Warum das so war, erfahrt ihr in der aktuellen Folge.

Die Kooperation von das zwoelfer und dem Podcast „BITTE NICHT ANFASSEN!“ wird gefördert von der Landesstelle für die nichtstaatlichen Museen in Bayern.

#podcastdeutsch #museenentdecken #wissenschaft #museum #oberpfalz #bayern #handwerk #Glas #Ofenbau #Waldsassen #Plößberg

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Hilfreiche Links: 

Zum Agricola Ofen: https://de.wikipedia.org/wiki/Probierofen

Mehr Infos zu Georgius Agricola: https://www.georgius-agricola.de/leben.html

Zum Waldglas: https://de.wikipedia.org/wiki/Waldglas

Zum Floatglas: https://www.youtube.com/watch?v=57TE8lHSzBE

Offizielle Homepage der Firma Lamberts: https://lamberts.de/start

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Infos zum Museum:

Stiftlandmuseum Waldsassen
Museumstraße 1
D-95652 Waldsassen

https://waldsassen.de/rathaus/staedtische-einrichtungen/stiftlandmuseum

Museen im Rathaus (Schmelzofenbaumuseum Plößberg)
Jahnstraße 1
D-95703 Plößberg

https://ploessberg.de/

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über BITTE NICHT ANFASSEN!:  

Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. 

Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. 

Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. 

Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. 

BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr. 

Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ 

 
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Kontakt: 
Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/  
E-Mail: info[at]escucha.de  

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über „Das Zwoelfer – Museen im Landkreis Tirschenreuth!“:

Wir sind die Museen im Landkreis Tirschenreuth und hier gibt es viel zu sehen, staunen und entdecken. 12 Monate im Jahr gibt es ein vielseitiges Programm: Sonderausstellungen, Veranstaltungen und Aktionstage zum Mitmachen.

Das Stiftland und der Steinwald haben einiges zu bieten und auch die Museen in unserem Landkreis sind immer wieder einen Besuch wert. Nicht nur in den größeren Städten wie Tirschenreuth, Waldsassen, Mitterteich, Kemnath und Erbendorf finden Sie mancherlei Museumsschätze, sondern auch in Bärnau, Bad Neualbenreuth, Mähring, Plößberg und nicht zuletzt auf der Burg in Falkenberg gibt es viel Neues und Altes zu entdecken.  

Wir laden Sie ein auf eine spannende und abwechslungsreiche Entdeckungsreise durch die Museen im Landkreis Tirschenreuth und wünschen Ihnen dabei einen angenehmen Besuch, bleibende Eindrücke und interessante Begegnungen. Wir freuen uns auf Sie!

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Dann schaut doch auf unserer Steady-Seite vorbei: https://steadyhq.com/en/bitte-nicht-anfassen  

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Podcast-Credits:  
  

Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger  
Produktion: Escucha GbR  
Podcast-Grafik: Tobias Trauth; https://www.instagram.com/don_t_obey/  
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)  

Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! 

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Transkript 

Transkript

Transkript

Sprecher 1

Ja das Archaische, das Feuer und die, die Kollegen draußen, die das Glas aufblasen und 5000 Farben von den Schattierungen her und das Glas oder einfach ganz eigene Brillanz und Körperhaftigkeit, also einfach eine eigene Seele.

Sprecher 2

Hallo und herzlich willkommen zu Bitte nicht anfassen. Museum mal anders. Mein Name ist Ralph

Lukas

und mein Name ist Lukas und wir stellen für euch weirde Museen vor, die aber alle sehr liebenswert sind. Und in diesem September ist alles ein bisschen anders, denn ihr hört Folge zwei unseres Zwoelfer Specials.

Ralph

Wer vor ihr eins nicht gehört hat, da ging es ja um die Biertradition in der nördlichen Oberpfalz mit dem Namen Zoigl und Lukas. Du hast ja da einiges erzählt. Zum Zoigl wiederhergestellt wird, was sie in auszeichnet. Und du hast ja auch eine Werkstatt besucht, in der Fässer hergestellt werden.

Lukas

Ja, auf jeden Fall eine sehr coole Folge, nicht nur für Bier Fans, sondern für alle, die sich auch so ein bisschen für ja lokale Geschichte interessieren. Und es ist auf jeden Fall so, dass diese Tradition da jetzt auch zu einem richtigen Touristenmagneten geworden ist.

Also von daher hört da gerne mal rein.

Ralph

Und ich weiß jetzt auch, dass ich wahrscheinlich immer einen falschen Zoigl getrunken habe. Richtig. Ja, genau. Das ist jetzt auf meiner Bucketlist der Dinge, bevor ich sterbe, echten Zeugen trinken.

Lukas

Unser Prinzip ist es so, dass wir uns gegenseitig immer Museen vorstellen. Ich war jetzt in der letzten Folge dran. Das heißt, dass ich mich für diese Folge entspannt zurücklehnen kann, denn da hast du was für mich vorbereitet.

Ralph

Richtig. Wie vergangenes Mal angekündigt, geht es bei mir auch wieder um Handwerk, aber um ganz anderes und um auch ein ganz seltenes Handwerk, an dessen Ende ein Produkt steht, das Du und auch viele andere Menschen auf der ganzen Welt schon mal gesehen haben. Und zwar produziert von einem Unternehmen in der Oberpfalz. Da hören wir gleich einen Ton rein.

Unbekannter Sprecher 1:

Wir haben zum Beispiel die Zifferblätter von Big Ben geblasen. Das sind mundgeblasene Gläser aus Waldsassen. Es gibt in den bekanntesten Flughäfen Orlando Airport, London, Stansted, wo auch immer, Glas, Kunst mit Glas aus der Oberpfalz, aus Waldsassen, aus unserer Hütte. Es gibt aktuell auch wieder Projekte im arabischen Raum, die wir noch nicht nennen dürfen, aber die jetzt dieses Jahr bekannt werden werden. Es gibt auch zum Beispiel hier in der Oberpfalz die Walhalla in Regensburg.

Lukas

Ja, krass. Also Moment, es war Big Ben. Es war, äh, Projekte in im arabischen Raum, die noch nicht genannt werden können. Und es war auch ein Flughafen und Flughäfen. Genau richtig. Ja, krass.

Ralph

Die Walhalla in Bayern. Ja, und da kommen auch noch viele andere dazu, die er jetzt nicht genannt hat. Zum Beispiel Notre Dame oder auch der Kölner Dom.

Lukas

Krass. Und da haben sie die Gläser gemacht,

Ralph

Da haben die die Gläser gemacht und es geht in der heutigen Folge um welches Handwerk? Glasbläserei genau, Es geht um Glasbläserei.

Es geht’s aber im Speziellen um die Glasmacherei, denn da gibt es einen Unterschied. Den kann ich auch gleich erwähnen. Dann haben wir es hinter uns, sozusagen. Dann weißt auch gleich, was gemeint ist, also Glasblasen.

Damit ist er gemeint, dass jemand so ein Rohr hat, in das er hinein bläst, Luft hineinbläst. Und dann, am anderen Ende dieses Rohrs, hat man Glas, das dann wie ein Ballon aufgeblasen wird. Darum spricht man von Glasblasen. Heute geht es ums Glasmachen. Da wird die Technik des Glasblasens benutzt, aber es wird nicht ein ein rundes Glasstück oder ein ein kugelartiges Glasstück hergestellt, sondern Flachglas.

Bei diesem Handwerk spricht man vom Glasmachen.

Lukas

 Wie will man Flachglasblasen? Du kannst ja schlecht in Quadraten blasen oder in rechteckigen Blasen.

Ralph

Na ja, man bläst das schon, aber es wird dann im Prozess flach gemacht. Aber das erzähle ich dir später. Alles klar. Es soll außerdem auch darum gehen, warum denn gerade ein Unternehmen in der Oberpfalz damit so bekannt geworden ist.

Welche guten Gründe es dafür gibt, dass sich genau hier in der nördlichen Oberpfalz das Glasmacher Handwerk angesiedelt hat. Und ich beginne die Folge in Waldsassen. Das liegt rund 70 Kilometer östlich von Bayreuth, und dort gibt es das Stiftlandmuseum. Kurz zum Namen. Das kommt daher, weil es in Waldsassen ein Kloster gibt, einen Kloster Stift und das hatte im Mittelalter sehr viele Ländereien, die dann als Stiftland bezeichnet worden sind.

Und im Museum da gibt es eine ganz, ganz breite Palette an Ausstellung Stücken und es ist auch sehr groß und ich möchte nicht vorenthalten, was es da alles zu sehen gibt.

Franziska Beck

Unfassbar viele Gewerke, die man hier im Stiftlern Museum zeigt, vom Brotbacken, Metzgerei, Flachsverarbeitung über alle möglichen anderen Handwerksberufe, zum Beispiel der Büttner, also der Fassmacher. Wir haben uns sogar eine eigene Dorfschule. Also wir haben hier querbeet alles, würde ich sagen, aus dem Stiftland, aus der Region.

Lukas

Okay, also auch hier ist wieder der Fassbinder Kontext sehen, auch im Stiftland

Ralph

ja also wen du gerade gehört das ist Franziska Beck sie ist Museumsfachkraft und zuständig für die Sammlungsarbeit im Stiftland Museum, die Sammlung ist wirklich sehr umfangreich. Sie hat es ja auch schon beschrieben.

Konkret sind das vier Stockwerke und ganz viele Räume, durch die man durchgehen kann. Da kann man echt ein paar Stunden drin verbringen. Es gibt auch einen Raum, der sich eben mit dem Glasmachen auseinandersetzt und im speziellen halt den Beruf des Glasmachers. Und in diesem Raum erfährt man auch, warum die Tradition des Glasmachens denn in dieser Region angesiedelt ist.

Dazu Franziska Beck

Franziska Beck

Im Bayerischen Wald oder im Ostbayern war es einfach so die Frage: Was kann man denn machen? Was haben wir eigentlich für Rohstoffe vor Ort? Brennholz natürlich. Sonstige Ausgangsstoffe für Glas konnte man da entsprechend auch zum Beispiel durch die Eisenbahn hierher überführen. Also das wird dann ein Vorteil, sagen wir an dem Standort. Aber andere Gewerke, die es vielleicht in anderen Regionen geben hat, haben hier wenig Sinn.Macht einfach vom Aufwand her zum Beispiel.

Lukas

Okay, also was ich jetzt noch verstanden habe es gibt wahnsinnig viel Wald und damit wahnsinnig viel Brennholz. Genau. Und man kann da mit der Eisenbahn gut hinfahren und er kann dann halt Rohstoffe hinbringen. Äh, okay, aber jetzt mal kurze Frage. Ich dachte Glas ist doch Sand. Das heißt, man braucht doch eigentlich erst mal Sand oder geschmolzene Sand und jetzt weniger das Brennholz.

Oder liege ich da falsch?

Ralph

Du brauchst schon beides. Das hast schon Recht Glas besteht aus Sand, aber nicht nur. Es gibt ja noch andere Bestandteile. Hast du eine Ahnung, was da sonst noch dazugehört?

Lukas

Nee, ich dachte, das ist halt Sand, der geschmolzen wird. Und wenn der dann wieder abkühlt, wird er zu Glas.

Ralph

Ja, im Endeffekt schon. Aber es ist zu schwierig, diesen Sand zu schmelzen, weil er eine zu hohe Temperatur hat. Und darum braucht man gewisse Flussmittel. Heißt, das Material in die die Temperatur, die die Schmelztemperatur senken. Und da nimmt man Asche her und Kreide.

lukas

Das heißt, wenn der Sand bei einer so und so hohen Temperatur schmelzen würde, machte das früher, wenn man das zugibt.

Ralph

Ja, ja, man sinkt um rund 200 bis 300 Grad. Die Temperatur zum Schmelzen.

Also man braucht dann eine Temperatur von 1500 Grad immer noch sehr viel. Also nicht so einfach im Backofen daheim zu machen.

Lukas

Aber das heißt jetzt hier, meine Fensterscheiben sind auch Sand und Kreide.

Ralph

Heutzutage ist es so, dass man anstatt der Asche industriell erzeugtes Soda nimmt. Das ist Natriumkarbonat, nicht zu verwechseln mit Backpulver. Das ist wieder was anderes. Genau. Aber im Prinzip ja. Also die frühesten Nachweise von Glas, Die reichen zurück bis in die Pharaonenzeit In Ägypten, nämlich um 1800 vor Christus. Und die ersten Erzeugnisse waren dann Perlen, die man geschmolzen hat. Und erste Hohlglasgefäße, also sowas wie Gläser, aus denen man trinkt, die gibt es seit 1500 vor Christus. Und das erste bekannte Rezept, das stammt aus dem siebten Jahrhundert vor Christus, aus der Bibliothek des assyrischen Königs Assurbanipal.

Und da steht eben auch schon drin, das mit Sand, Asche und Kreide und auch noch im Verhältnis. Also da heißt es Nimm 60 Teile Sand, 180 Teile, Asche aus Meerespflanzen und fünf Teile Kreide und erhältst Gas. Ja und wie gesagt, im Endeffekt ist dieses Rezept so im Großen und Ganzen bis heute erhalten geblieben. Man hat ein paar Stoffe ausgetauscht und die Verhältnisse auch angepasst.

Es hat dann noch relativ lange gedauert, bis dann das Glas blasen erst erfunden worden ist. Also vorher hat man das geschmolzen und hat das dann wieso Teigwülste um und um Tonformen herum gelegt und dann hat man gewartet, bis das halt wieder abgekühlt ist. Jedenfalls im ersten Jahrhundert vor Christus haben dann die Phönizier das Glasblasen erfunden und ich mach jetzt ein Zeitsprung ins 17. Jahrhundert, weil da ist es dann auch interessant für die Oberpfalz vor der Industrialisierung.

Da gab es vorwiegend Waldglas in der Gegend und das wurde in sogenannten Wald Glashütten erzeugt. Das waren halt quasi diese Betriebsstätten, die sind dann immer gewandert, weil das Holz in der Umgebung dann ausgegangen ist. Und wie du schon richtig gesagt hast. Es gab halt sehr viel Holz, Holz und auch Wald in der Oberpfalz ist ja noch immer so und der Verbrauch war was enorm hoch, dass man immer wieder wandern musste.

Also eine Hütte hat da pro Jahr 20 bis 30 Hektar Wald verbraucht. Und dazu muss ich aber sagen, nicht nur als Brennholz, sondern für die Herstellung von Asche. Also man hat da Pott asche hergestellt, das ist ja ein Bestandteil des Glases und das hat halt das meiste Holz tatsächlich verbraucht. Okay, und das bekannteste Waldglas ist so grünlich gefärbtes Glas und das kennste bestimmt auch.

Das soll ja aber Franziska Beck kurz mal erklären, für was man dieses Waldglas auch verwendet hat.

Franziska Beck

Butzenscheiben sind runde Glasscheiben mit einem leicht wulstigen Rand und in der Mitte praktisch auch so ein kleiner Wulst.

Lukas

Butzen scheiben, hat sie gesagt. Das Wort sagt mir jetzt gar nicht. Wieso meint er, dass ich das kann?

Ralph

Weil das noch oft in alten Wirtshäusern zu sehen ist oder in alten Gebäuden generell, dass sie da oder in Rathäusern zum Beispiel, Da hat man oft noch so Butzenscheiben drin. Es musst dir vorstellen, das sind halt so runde Scheiben aus Glas, die eingefasst sind in so Bleiruten oder so Metallrahmen. Ja, es wirkt ein bisschen wie ein Mosaik. Ja, nur dass das halt alles runde Scheiben sind, die sich da einfügen.

Lukas

Ich glaube sogar, dass meine Oma ganz früher mal so Butzenscheiben hatte beim Hauseingang zumindest sah das auch so aus.

Das war waren so runde, wulstige Dinger, die dann mit so Metallgerüsten zusammengehalten worden sind. Es war immer von von Innenseite sah es dann so ein bisschen so aus, als hätte man irgendeine Weinflasche, als hätte man den Boden von so einer Weinflasche dahin gehalten. Und dann kam so, so, so grünes Licht rein, grünliches Licht rein.

Ralph

Ja, das ist ein sehr guter Vergleich, weil man darf sich von dieser Wulst da jetzt nicht zu sehr in die Irre führen lassen. Ist jetzt auch nicht so extrem wulstig, sondern es sieht eher aus wie so ein Flaschenboden. Ah okay, alles klar. Und zur Herstellung komme ich jetzt auch gleich noch. Die Industrialisierung, die hatte ja dann auch enorme Auswirkungen auf die Oberpfalz. Also vorher hat man eben dieses Waldglas da hergestellt und das Textilhandwerk war auch in der Oberpfalz vorher noch sehr verbreitet.

Dann kam ja mit der Industrialisierung die ganzen Maschinen, die mussten umstellen und ein anderes Handwerk, das es in der Region gab, trat dann in den Vordergrund. Und um zu erklären, um welches Handwerk es sich da handelt, springen wir jetzt mal in den Ort Plößberg. Der hat 3500 Einwohner und liegt auch wieder östlich von Bayreuth, rund 60 Kilometer davon. Und dort habe ich Benno Krottenthaler getroffen.

Benno Krottenthaler ist inzwischen in Rente, hat viele Jahre als Konstruktionsleiter gearbeitet und Glas Schmelzofen entworfen. Und er hat mich durch das Aufgepasst das Glas und Schmelzofen Bau Museum geführt. Also das ist ein Titel, der gut in unsere Reihe passt. Ja, kurz und knackig, oder? Das Glas und Schmelzofen war Museum. Ja, genau. Und er ist einer der beiden ehrenamtlichen Leiter.

Und das Museum? Das muss sich sehr so vorstellen. Es gibt zwei Räume. Und in dem einen Raum geht es um die Glasprodukte und in dem anderen Raum geht es um die Öfen, die man zur Herstellung des Glases braucht.

Lukas

Also das heißt, diese Öfen hat man ab dem Zeitpunkt gebraucht, wo man mit dem Wald Glas nicht mehr weitergekommen ist, sondern mit dem Waldglas einfach zu viele Ressourcen verbrannt hat.

Und dann hat man sich überlegt okay, wir müssen industriell Glas herstellen, brauchen dafür aber Öfen. Und da hat sich dann diese Industrie angesiedelt. Habe ich das richtig verstanden?

Ralph

Jein. Also es war so, dass diese Öfen schon vorher hergestellt worden sind. Aber die Leute, die vorher im Textilhandwerk tätig waren, die hatten jetzt keine, keine Aufgabe mehr. Dann ist eben das Handwerk der Ofenbaumeister so, hat an Popularität gewonnen.

Okay. Und dann sind die halt umgesattelt darauf. Wenn man dann in den Raum reingeht, dann sticht einem gleich so eine ganz bestimmte Konstruktion ins Auge. Das ist so ein kegelartiger Ofen, den Benno Krottenthaler die auch mal beschreiben soll.

Benno Krottenthaler

Zunächst einmal, wenn wir beginnen, ist ein kleines Modell. Das ist das sogenannte Agricola Ofen. Dann haben die Venediger schon betrieben. In der Zeit im 16. Jahrhundert hat sich das entwickelt, ganz einfach aufgebaut unten der Befeuerungsraum ist natürlich ein Nachbau. In Wirklichkeit schaut natürlich anders aus. Dreifach so groß der Schmelzraum mit kleinen Tiegel zu der Zeit noch, dann oben der Kühlraum.

Lukas

Okay. Ähm. Also was ich verstanden habe, das ist ein kegelartiger Ofen, den befeuerste unten dann hasste in der Zwischenebene Tiegel. Ich nehme meinen Tiegel, wenn ich das richtig verstehe. Das sind diese Formen, oder wo man dann den Sand rein macht, dann würde das schmelzen, richtig?

Ralph

Ja. Also es sind wie so Eimer im Endeffekt, nur dass die aus Stein bestehen, die müssen ja diese Hitze aushalten können.

Das ist dann oft Schamottstein. Genau. Und dass wir das Tiegel oder auch als Hafen bezeichnet, das ist beides das Gleiche. Okay, und da füllt man den Sand rein. Also das Sandkreide Aschegemisch, heizt es dann auf und es schmilzt dann. Das schmilzt dann. Genau. Und dann hätte man oben noch wie so ein Regal, wo man das abstellen kann. Damit kühlt aha alles klar und er hat auch das bezeichnet als Agricola Ofen.

Agricola Ofen heißt er deswegen, weil er nach Georgius Agricola benannt ist. Das war ein Deutscher, ja, ich würde sagen Universalgelehrter, der im 16. Jahrhundert gelebt hat, der viel herumgereist ist und dann auch nach Venedig zum Beispiel, weil zu der Zeit war Venedig ein herausragender Ort für Glasproduktion. Und der hat dann eben ein Buch geschrieben zum Berg und Hüttenwesen, und darin ist so ein Ofen beschrieben und das war damals echt was, was sehr Neues und auch sehr Innovatives.

So ein Buch zu schreiben, weil handwerkliches Wissen eigentlich bis dahin mündlich weitergegeben worden ist. Und was auch ganz interessant ist, also das ist in Lateinisch verfasst. Dieses Buch, dass er dann auch so Sachen drin hat wie Umweltschutz, das finde ich ja ganz, ganz löblich. Aber auch Geister, Kobolde und Drachen, die im Zusammenhang stehen mit den Rohstoffen und mit dem Berg und Hüttenwesen, also Metaphysik und Naturschutz und Bauanleitung.

Alles drin, alles richtig schöne Zeichnungen sind auch drin, richtiger Renaissance, Mann. Und was man im Museum in diesem Raum auch noch sieht, das sind die Werkzeuge, die man gebraucht hat zum Glasmachen. Also ich hatte ja ganz am Anfang schon vom Glasblasen und dem Rohr erzählt, das man dafür braucht. Aber es gibt ganz viele unterschiedliche Rohre für verschiedene Arten der Tätigkeiten und je nachdem, was man halt für eine Art von Glas herstellen möchte, da zählt es gleich aus auf.

Benno Krottenthaler

Und nicht wundern, wenn du nicht alles verstehst. Ich hab’s ja sogar gesehen, dass mir das gezeigt hat und habe auch nicht alles so wirklich verstanden. Aber ich fand es trotzdem spannend zu hören, was da alles so eine eigene Bezeichnung hat und was es da alles gibt.

Benno Krottenthaler

Das ist eine Hohlglaspfeiffe für kleine Artikel, natürlich mit einem Loch drin. Und hier wird zum Beispiel für zum Herstellen von Kelchglas. Das ist eine Pfeife für größere Artikel. Das ist ein Abfemmeisen. Das heißt, wenn ich mit der Arbeit beginne, dann muss ich das Glas oben säubern. Beim Hafen natürlich. Es ist eigentlich eine rheinische Pfeife, die hat nun eine konische Form, dass ich gleich mir Klaus aufnehmen kann.

Lukas

Okay. Also ich glaube wirklich, da muss man vor Ort sein und sich diese Instrumente wahrscheinlich anschauen.

Ralph

Es klingt auch bisschen wie Witz, oder? Also wenn man sich das anhört. Als Außenstehender könnte ich mir vorstellen, dass jemand einfach irgendwelche Worte erfindet. Ja, aber es ist wohl eine Fach eine Nomenklatur. Von daher ist es halt so

Ralph

Auch heute gibt es im Plasberg noch vier große Firmen, die Glass Schmelzöfen herstellen und die auch weltweit verkaufen. Also nach Australien, Indien, Brasilien, also in mehr als 75 Länder. Und das sind dann aber jetzt nicht so Agricola Öfen wie der Benno Krottenthaler vorgestellt hat, sondern das sind dann moderne, richtig, richtig große Anlagen, sogenannte Floatglasanlagen. Float, so aus dem Englischen. Wie sagt man da fließen, schweben, gleiten, irgendwie so was. Und das funktioniert so, dass man das Glas schmilzt und das kommt dann als teigige Masse auf.

So ein längliches Board aus flüssigem Zinn. Aufgrund des Dichteunterschieds und der Oberflächenspannung schwimmt dann das Glas oben und vermischt sich jetzt nicht mit dieser Zinnlösung und dann kühlt sie oben ab. Es ist ein bisschen wie Öl und Wasser, weißt du, Öl ist ja auch okay und dann vermischt sich nicht mit Wasser. Und so entsteht dann eine flache Scheibe. Die wird dann halt auch wieder mit Maschinen direkt handlich geschnitten und dann schnell verpackt und dann kann es verkauft werden.

Lukas

Also das heißt, unser Glas ist jetzt Fensterscheiben, oder für keine Ahnung, Möbel oder was weiß ich benutzen. Das wird in diesem Verfahren dann hergestellt.

Ralph

Ja okay, weil man einfach in großen Mengen so Glas herstellen kann. Flachglas Okay, genau.

Es gibt aber noch Unternehmen, die auf traditionelle Art und Weise Flachglas herstellen, in dem sies halt blasen. Und ganz am Anfang hast du einen Ton gehört, wo es um das Glas vom Big Ben geht und auch an Flughäfen. Und das ist das Unternehmen, um das es geht. Das ist die Firma Lambertsund die stellt das eben noch auf ganz klassische Art und Weise her.

Robert Christ

Also ich kann mich noch erinnern, als ich den ersten Tag hier begonnen habe, bin ich in der Früh in die Hütte rausgegangen, als junger 15-jähriger und hab mir dann diese diese Eindrücke zu Gemüte geführt, dass einfach in die Hütte rauszukommen und dann bin mir vorkommen wie bei Schneewittchen und den sieben Zwergen in den Minen. Das waren also alles dunkle Öfen und alles hat gefunkelt.

Und ja, das Archaische, einfach das Feuer und die, die Kollegen draußen, die das Glas aufblasen und 5000 Farben von den Schattierungen her. Und das Glas hat einfach ganz eigene Brillanz und Körperhaftigkeit, also einfach eine eigene Seele.

Ralph

Wen du da gerade gehört hast. Das ist Robert Christ und er als Prokurist bei Lamberts, eben dieser Firma in Waldsassen. Und es ist so was ich vorher nicht wusste, dass die Glasmacher ja sehr, sehr früh mit der Arbeit beginnen, nämlich um 3:30 in der Nacht. Oh Gott, ja, ja, die haben dann gegen 9:30 Feierabend. Wenn es bei uns erst losgeht.

Das ist so, weil die in ihrer Arbeit eben großer Hitze ausgesetzt sind, weil die Öfen halt sauheiß sind. Und gerade im Sommer wär das einfach zu anstrengend für die Leute. Die müssten ja so viel auch trinken. Und dann aber das festgelegt, dass man in der Nacht eben anfängt. Und ich wollte ja trotzdem mal sehen, wie wird das Glas hergestellt?

Das heißt, ich musste dann doch relativ früh dahin, aber nicht um 3:30, sondern zu einer relativ humanen Zeit um 8:00 in der Früh.

Reportage vor Ort

Guten Morgen.

Ralph:

Vielleicht können Sie gleich mal beschreiben, wo wir uns jetzt befinden, als.

Robert Christ

Wir stehen jetzt mitten in der Ofenhalle der Glashütte Lamberts. Das ist ein eindrucksvolles Gebäude. Es wird auch bezeichnet als die Kathedrale der Glaskunst, auch mit den ganzen Fenstern. Es ist eine eigene Holzkonstruktion in einer damalig nahezu einzigartigen Art und Weise, wie es gebaut worden ist. Die sehr, ja hohe Halle mit 18 Metern. Wir haben 28 Meter Breite und eine Länge von 70 Meter.

Und wenn Sie jetzt hier stehen und dann auf die Öfen schauen und ja, das Feuer und die Kollegen, die es ausblasen, dann ist das schon eindrucksvolle Szene.

Lukas

Okay, was ich jetzt aus beiden Tönen zum herausgehört habe er ist anscheinend ziemlich begeistert von seiner Arbeit und spricht Ja, es scheint jetzt ein mythischer Ort zu sein, so ein mystischer Ort zu sein, wo es überall funkelt. Und du hast diese Hitze, dass diese Öfen und diese Männer, die da irgendwie Glasblasen, ähm, so wie du es beschrieben hast, stelle ich mir das so ein bisschen vor wie so eine alte Bahnhofshalle.

Kennst du die zum Beispiel vom Kölner Hauptbahnhof oder vom ja, vom Kölner Hauptbahnhof? Die so aussehen wie Flugzeughangar mit diesen Eisenkonstruktionen. Und da dazwischen stehen dann so diese Öfen, So stelle ich mir das so ein bisschen vor.

Ralph

Ja, Hangar klingt nicht schlecht. Also das glaube ich. Kommt gut hin. Ja, es sind halt hohe Decken und man hat da oben noch so Balkenkonstruktionen drin, das ist also Träger.

Ja, ja, so darfst du sie es auch vorstellen. Ich fand es sehr faszinierend, da rein zu gehen und das zu sehen. Er hat halt wirklich was, wie soll ich sagen, ein bisschen was aus der Zeit gefallenes. Eine moderne Fabrikhalle sieht ganz anders aus. Und es gibt da eben diese Öfen und verschiedene Stationen an die, an denen die Leute arbeiten.

Und an einer Station wurde dann eben das Glas wirklich erst so bearbeitet. Man muss zuerst mal aus dem Ofen holen, das geschmolzene Glas und dann wird ja geblasen. Und an dieser einen Station, da stand ein Team von drei oder vier Leuten, ich weiß nicht mehr ganz genau, da gibt es da noch einen speziellen kleineren Ofen, den die haben.

Das ist die sogenannte Trommel, weil es halt ein bisschen aussieht wie so eine Wäsche Trommel beispielsweise und in der wird dann das Glas noch mal je nach Farbe unterschiedlich erhitzt, weil man gibt da Färbemittel dazu. Also es sind oft Metalloxide wie Eisen, das färbt das Glas zum Beispiel grün oder Silber für gelb und Gold für rosa und die brauchen eben unterschiedliche Temperaturen und da wird das dann noch mal geschmolzen.

Ja, und was die Arbeiter dort genau machen, das soll dir Robert Christ noch mal beschreiben. Und falls du es nicht verstehst, fragt er noch mal nach. Dann kann ich das auch noch mal mit eigenen Worten zusammenfassen.

Robert Christ

Also wir stehen jetzt hier am Ofen und wir sehen es. Das Glasmacherteam, das Glasscheiben bläst, wobei natürlich eine Scheibe zu blasen nur über die Form des Hohlkörpers geht und dazu wird ein Ballon aufgeblasen, das heißt der sogenannte Anfänger oder auch die Kölblmacher, bei anderen Gläsern beginnt das Glas dadurch, dass er an die Glaspfeife das Glas heran dreht und dann formt und dann hier dieses diesen Posten sogenannten Pfosten aufbläst und den Glasmacher Meister übergibt.

Und der Glasmachermeister, das sehen wir jetzt gerade. Er bläst den Ballon weiter auf und gibt dem Ballon dann seine endgültige Größe. Aus dem Ballon selbst wird dann 1/2 Zylinder erstellt. Dadurch, dass das vorne geöffnet wird und aus dem Halbzylinder ein Zylinder und dieser wird dann längsseitig aufgeschnitten und wird dann wieder aufgeklappt, nachdem er erwärmt worden ist. Und so entsteht dann ein flaches Glas, wenn dieser Zylinder dann gestreckt worden ist. Ja, und so wird mundgeblasenes Flachglas gefertigt.

Ralph

Ums noch mal zusammenzufassen. Also erst mal muss das Glas ja ans Rohr reingebracht werden. Also an diese Pfeife wird dann aufgeblasen zu einem Ballon, dann übergeben an den Glasmacher Meister, der bläst noch mal größer und dann hat der so eine Konstruktion. Also das ist wie so eine Form im Endeffekt die so bogen förmig ist, sage ich jetzt mal so ein Halbrund und da legt er das Glas rein und kann es dann dadurch durch drehen halt noch mal so nachformen, das einfach recht gleichmäßig wird und das wird dann vorne aufgeschnitten, weil es ist ja ein geschlossener Ballon vorher noch, das wird dann aufgeschnitten und man hat dann einen Zylinder und diesem Zylinder schneidet man dann der Länge nach auf. Und wenn wir den der Länge nach aufschneidet und ausklappt, dann entsteht ein flaches Glas. Ja, das halbwegs vorstellen ja jetzt schon. Ja und dieses flache Glas, das kühlt dann aus, wird vermessen und geht dann an die Kunden raus. Genau. Und dann findest du es halt irgendwann, beispielsweise im Big Ben

Lukas

Was ist denn jetzt der Vorteil von diesem Handgeblasen in Glas im Vergleich zum industriell hergestellten Glas? Weil ich nehme mal an, die ganzen Farbstoffe könntest du doch auch in dieses andere Verfahren reinbringen.

Ralph

Das ist richtig, Das sieht einfach anders aus. Also ich weiß nicht, ob das jetzt der Vorteil ist, aber zumindest ist das halt so die Eigenart davon. Das sieht ganz anders aus. Wenn du das einmal gesehen hast, dann erkennst du das überall wieder kann ich dir versprechen, das ist so, das ist nicht so charakterlos wie andere Gläser, andere also das Fensterglas an sich ist ja finde ich immer sehr neutral.

Was das ich mein ja, das ist einfach durchsichtig, der Sinn des Glases. Genau. Und bei Lambertz ist es aber so, das ist in der eher Kunstgläser muss man sagen.

Es wird eigentlich immer gefärbt in ganz, ganz vielen verschiedenen Farben und dann halt für künstlerische oder künstlerisch wertvolle Sachen eingesetzt. Das sieht einfach anders aus. Es hat mehr, wie soll ich sagen, das hat mir Textur, Textur oder Kontur.

Das ist nicht so gleich.

Lukas

Aber das heißt, dieses Glas wird dann auch wirklich nur für ziemlich prestigeträchtige Projekte verwendet, weil ich nehme auch an, dass das schweineteuer dann ist.

Ralph

Man kann sich das als Privatperson auch kaufen, das geht schon auch, muss mal ein paar 100 € hinlegen, aber dann kannst du auch so ein schönes Glas haben und das kannste, weil sie nicht irgendwo hinhängen oder irgendwo aufstellen, draußen, wie du halt magst, weil es wird aber auch in Verwaltungsgebäuden eingesetzt. Und Robert Christ hat auch gesagt, dass immer mehr Shops das für sich entdecken, was irgendwie so so exquisite Mode Shops zum Beispiel, dass sie sagen ach, wir wollen dieses Glas, weil dann wirkt unser Shop irgendwie noch mal interessanter, dann drapieren wir, da weiß ich nicht, Schuhe oder Taschen drauf oder so, alles klar.

Lamberts ist die einzige Firma in Deutschland, die so mundgeblasenes Flachglas herstellt. Und weltweit, das muss man wirklich anerkennend mit viel Anerkennung eigentlich schon sagen. Hey, Weltweit gibt es nämlich nur drei Firmen, die das insgesamt so machen.

Lukas

Krass, Wo sind die anderen zwei?

Ralph

Eine ist in Frankreich und eine irgendwo außerhalb von Europa. Das weiß ich gar nicht mehr. Und damit das Handwerk nicht in Vergessenheit gerät und sogar noch mehr Aufmerksamkeit erhält, ist die Technik inzwischen Teil des immateriellen UNESCO Weltkulturerbes geworden. Und im Stiftland Museum, um jetzt endgültig den Kreis zu schließen, da findet man auch ganz viel von der Firma Lamberts ausgestellt. Da gibt es Fotos vom Prozess, es gibt aber auch fertige Gläser. Es gibt Pfeifen, aber nicht so viele wie im Schmelzofen Baumuseum. Und ja, angefangen das Glas auf diese Ballone kann man das sehen? Ja, und wen das interessiert, der kann sich auch über die Touristeninformation in Waldsassen für eine Führung anmelden in der Firma und das würde ich echt empfehlen. Also wenn man in der Gegend ist, schaut euch das an, es ist total interessant und eindrucksvoll.

Lukas

Wenn ich wieder da bin, dann schaue ich mir das mal an, das klingt wirklich gut.

Ralph

Dann schau dir das an und dann geht es auch durch die Stadt durch, durch Waldsassen. Und dann wirst du sehen, dass da überall Lamberts Glas hängt. Alles klar damit, Lukas hätte ich jetzt so ein Rundumschlag in Sachen Glas gemacht?

Lukas

Ja, danke. Ich habe auf jeden Fall viel gelernt. Also erstmal, was Glas überhaupt ist. Jetzt kann ich ein bisschen klugscheissen, dass es so da und Sand ist und auch die Geschichte ist echt spannend. Ich hab halt Glas immer mit Venedig in Verbindung gebracht und mit Murano und dieses berühmte Murano Glas, was vielleicht von dieser Insel daherkommt und so, aber ich wusste nicht, dass es in der Oberpfalz auch diese Glasbläser Tradition gibt. Und vor allem wusste ich nicht, dass es immer noch diese diese Hidden Champions gibt. Also diese kleinen Firmen, die irgendwie so Weltmarktführer sind und was Krasses machen und irgendwie auf einem, also irgendwie voll abseits der großen Städte irgendwie so, aber, aber das gibt es ja wirklich häufig und überall. Und das ist halt mal wieder ein Beispiel, dass es das ist. Also auf jeden Fall vielen Dank. Ich habe da viel dazu gelernt.

Ralph

Ja, gerne. Ich meine, ich habe auch sehr, sehr viel dazu gelernt und es bleibt mir natürlich die Frage, was hören wir dann das nächste Mal? Weil da bist du wieder dran.

Lukas

Ja, das nächste Mal geht zum Thema was auf jeden Fall nichts mit Handwerk zu tun hat, sondern es wird politisch, es wird historisch. Es geht um Menschen, die sehr mutig waren, die für ihre Überzeugungen eingestanden sind. Und es geht um Menschen, die das auch bisweilen sehr, sehr, sehr teuer bezahlt haben. Und es geht auch darum, was das Ganze mit einem katholischen Massenphänomen zu tun hat und mit angeblichen Wunderheilungen und einer ganz berühmten Frau. Also es wird auf jeden Fall sehr umfangreich, aber es wird alles, es steht alles unter einem großen thematischen Überpunkt.

Ralph

Dann vielen Dank an alle, die uns bis hierher zugehört haben. Wir freuen uns natürlich immer über Feedback. Gerade jetzt zu dieser Sonderstaffel. Schreibt uns doch eure Meinung dazu. Was haltet ihr davon, dass wir jetzt pro Folge zwei Museen vorstellen oder auch, dass wir jetzt wöchentlich veröffentlichen? Wir profitieren von eurem Feedback und nehmen das auch sehr ernst.

Lukas

Und wenn es dieses Format gefällt, dann sind wir immer über fünf Sterne Bewertungen dankbar. Wir sind über Weiterempfehlungen dankbar. Über Feedback, über alles Mögliche. Also teilt dieses Format mit Leuten, die es interessieren könnte.

Ralph

Das war die zweite Folge unserer Kooperation mit Das Zwoelfer Museen im Landkreis Tirschenreuth. Und das Ganze wird gefördert durch die Landesstelle für nicht staatliche Museen in Bayern.