In einem kleinen Dorf in Mecklenburg betreibt ein Verein den Action Sommer für Kinder und Jugendliche.
Lukas durfte dort einen einwöchigen Podcast-Workshop mit Kindern halten. Er war nicht nur vom Projekt verblüfft, sondern von der Begeisterungsfähigkeit und vom Einfallsreichtum der Kinder bei kreativen Herausforderungen. Ein Kurzbericht mit Hörspiel.
(von Lukas Fleischmann)
Juli ist Ferienzeit in Deutschland und das stellt viele Eltern natürlich vor die Frage, wohin mit den Sprösslingen. Gerade in ländlichen Regionen ist das oft gar nicht so einfach und sehr ländlich geht es in Welzin (Passow/Mecklenburg-Vorpommern) zu. Das kleine Dorf mit rund 70 Einwohnern liegt mitten im Nirgendwo und gäbe es nicht Action Touren – Leben lernen e.V., so wäre in dieser Gemeinde nichts mit Freizeitangebot. Doch seit der Berliner Verein das Areal um das alte Gutshaus im Jahr 2008 gekauft hat, kommt immer mehr Leben zurück nach Welzin. Seit mehreren Jahren gibt es dort als Institution den so genannten Action Sommer, der sechs Wochen lang Workshops verschiedenster Art anbietet. Ich war 2022 als Workshopleiter dabei.
Über Kontakte durch andere Projekte ist der Verein auf uns gestoßen mit der Bitte nach einem einwöchigen Podcast-Workshop mit Kindern bis zwölf Jahre. Das sind zwei bereits zwei Charakteristika, die eher ungewöhnlich für unsere Arbeit sind. Erstens sind unsere Workshops tageweise und dann eher mit Erwachsenen. Zweitens bereiten wir unsere Workshops normalerweise sehr genau vor, hier musste ich improvisieren, da es nicht klar war, wie viele Kinder dabei sein würden und welche Skills sie von Haus aus mitbringen.
Aber natürlich ließ ich mich auf das Experiment ein. Also fuhr ich von Bonn mit unserem mobilen Equipment nach Welzin. Aus der Backstage-Hütte, in der normalerweise am Wochenende die Bands untergebracht sind, die auf dem Welziner Kultursommer spielen (gleicher Verein, zweites Event), baute ich das temporäre Tonstudio Welzin.
Im Prinzip war es wie ein klassisches Podcast-Studio aufgebaut: digitaler Mixer, diverse Mikros, Sprecherkabine und mehrere Workstations für Schnitt und Produktion. Insgesamt vier Kinder zwischen neun und zwölf Jahren hatten sich für diese Woche angemeldet, wobei es ihnen überlassen war, ob sie am nächsten Tag noch einmal auftauchen wollten.
Dabei erstaunte mich nicht nur die Verbissenheit, mit denen sich Vinzent, Frieda, Mattis und Elisa an die Arbeit machten, sondern auch das technische Know-How und die Experimentierfreudigkeit. Bereits ab dem ersten Tag begaben sie sich mit professionellen Field-Recordern auf die Suche nach Tönen.
Der Plot der Geschichte: jedes Kind suchte sich ein Tier aus und erzählte eine Geschichte aus der Perspektive des Tieres oder eine Geschichte über das Tier. So sollte eine kleine Sammlung von Kurzgeschichten entstehen. Die Challenge: Töne finden, die den Erzähltext untermalen oder als Effekte bzw. Übergänge dienen können. Im Prinzip war das klassisches Sounddesign mit vorangegangenen Überlegungen zum Storytelling. So begann die Geschichte über den Fuchs, das Pferd, die Katze und den Hund. Hatten wir ursprünglich drei Tage für die Produktion dieser Mini-Kurzgeschichten eingeplant, waren wir sowohl mit Skript als auch mit Tönen am Ende des zweiten Tages fertig.
Also mussten wir als Team improvisieren, da wir auf einmal viel mehr Zeit hatten. Darum bauten wir die Geschichte des Zauberbuchs ein. Dieser Plot verband die Kurzgeschichten miteinander, die die Kinder bereits am Tag vorher selbst eingesprochen, geschnitten und produziert hatten. Dabei führte eine Erzählerin (Frieda) hörbuchartig durch die Geschichte. Der Erzählung nach findet sie nach einem Gespräch mit ihrer Oma auf dem Dachboden ein Zauberbuch, das beweisen soll, dass sie aus einer Magierfamilie kommt.
Diese magische Reise fügt sich auf wundersame Weise mit den Kurzgeschichten über die Tiere zu einem kleinen Hörbuch zusammen – natürlich mit Plot Twist am Ende.
Meine Erkenntnisse dieser Woche: Unterschätze niemals Kinder. Sie müssen keine 17 sein, um fantastische kreative Arbeit leisten zu können. Zweitens: Bleib offen im Kopf und lerne zu improvisieren. Auch im Umgang mit erwachsenen Kunden müssen wir uns stets anpassen können und vielleicht die ein oder andere Rahmengeschichte finden. Und drittens: Bleib geduldig und beharrlich. Denn klar, manchmal hat die Arbeit auch ganz schön genervt. Vor allem dann, wenn die Kinder lieber ein Eis wollten, als am Computer Töne zu schneiden. Aber das Durchstehen dieser Situationen hat sich dann am Ende super auf unser Gesamtwerk ausgewirkt. Aber hört doch am besten selbst mal rein:
Hörspiel: Das Zauberbuch - eine magische Reise
Achja, wer jetzt noch mehr über das Projekt wissen möchte, der kann sich auch den Artikel durchlesen, den die Schweriner Volkszeitung über den Podcast-Workshop und das Projekt in Welzin verfasst hat.