Das Laurel und Hardy Museum Solingen

BITTE NICHT ANFASSEN! #12 – Das Laurel & Hardy Museum Solingen 

Show Notes 

Es ist Cocktail-Time! Wir feiern das Ende des Jahres mit einem großen Schluck Filmgeschichte: dem Slapstick-Duo Stan Laurel und Oliver Hardy oder wie sie hierzulande genannt werden, Dick und Doof. 

Zu Ehren der beiden Komiker betreibt Wolfgang Günther das Laurel & Hardy Museum in Solingen. Eine Sammlung voll mit Filmplakaten, Merchandise und persönlichen Gegenständen der beiden. Darüber hinaus hat er den ersten Fanclub dazu in Deutschland gegründet. 

In dieser Folge ergründen wir, wie das Museum entstanden ist, wie Dick und Doof zueinander gefunden haben, was ihren Reiz ausmacht und wir gehen der Frage nach: Warum lachen wir eigentlich? Dazu erhalten wir Einblicke in die Humorforschung von Professor Willibald Ruch von der Universität Zürich. 

Achja und was Cocktails mit Dick und Doof zu tun haben, erfahrt ihr auch noch. 

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Hilfreiche Links: 

Sehenswerte Dokumentation zu Stan und Ollie (u.a. mit Wolfgang Günther): Laurel und Hardy – Die komische Liebesgeschichte von Dick & Doof Doku (2011) 

Wikipedia-Artikel zu “The Artist”: https://de.wikipedia.org/wiki/The_Artist_(Film)  

The Music Box auf YouTube: The Music Box – 1932 with Laurel and Hardy 

Offizielle Website der Sons of the Dessert: https://sonsofthedesertinfo.com/  

Literaturempfehlungen von Willibald Ruch: 

Ruch, W. (2008). The psychology of humor. In V. Raskin (Ed.), A primer of humor (pp. 17-100). Berlin, Germany: Mouton de Gruyter.  

 Ruch, W. (2016). Humor und Charakter. In B. Wild (Ed.), Humor in Psychiatrie und Psychotherapie (2nd edition) (p. 8-31). Stuttgart, Deutschland: Schattauer 

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Infos zum Museum:  

Postanschrift 
Locherstraße 17 

42719 Solingen 
https://www.laurel-hardy-museum.de/  

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über BITTE NICHT ANFASSEN!:  

Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. 

Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. 

Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. 

Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. 

BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr. 

Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ 

 Wenn ihr als Museum darüber nachdenkt, ob Podcasting etwas für euch ist – hier sind 10 gute Gründe dafür: https://www.escucha.de/gruende-fuer-museumspodcasts/
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Kontakt: 
Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/  
E-Mail: info[at]escucha.de  

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Podcast-Credits:  
  

Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger  
Produktion: Escucha GbR  
Podcast-Grafik: Tobias Trauth https://www.instagram.com/don_t_obey/  
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)  

Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! 

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Transkript 

Lukas 

Hey, was machst du morgen? Wir haben Laurel und Hardy- Fanclub Treffen . Oh, neun Cocktails! Ja, ist Vereinssatzung. Ich kann nicht anders. Ich kann nicht anders. (Lachen) 

Ralph 

Okay, dann muss ich Urlaub machen. (Lachen) 

(Intro) 

Lukas 

Einen wunderschönen guten Tag, Ralph. 

Ralph 

Grüß dich. 

Lukas 

Ein neuer Monat. Eine neue Folge Bitte nicht anfassen. Das Qualitätsmerkmal für kleine Museen, für absurde Museen, für skurrile Museen. Die Idee ist die: Wir besuchen einmal im Monat ein Museum für euch, wobei der andere nicht weiß, in welches Museum der jeweils andere Partner geht. Und dann erzählen wir uns davon. 

Ralph 

Ja, so ist es. Wir wollen mit dem Podcasts auch die Leute hinter dem Museum zeigen und wollen natürlich auch ein bisschen ergründen, Warum ist das jetzt wirklich besuchenswert dieses Museum? Und was stecken da eigentlich für tolle Themen drin, von denen man vielleicht vorher gar nicht wusste? 

Lukas 

Im letzten Monat war ich für euch im Zusatzstoffe Museum in Hamburg, da ging es ganz viel um die Geschichte von Lebensmitteln. Es ging darum, was wir eigentlich alles zu uns nehmen und ob das alles so gut oder schlecht ist. Aber hört da selbst mal rein. Und das bedeutet, dass in diesem Monat Ralph, da warst du unterwegs. 

Ralph 

Das heißt, du kannst dich zurücklehnen, einen Cocktail trinken und mir zuhören. Heute werde ich dich mitnehmen in die wundervolle Messerstadt Solingen, wo ich zu einem Museum gereist bin, bei dem du heute erfahren wirst über eines der berühmtesten Paare Hollywoods. Wir werden einen kleinen Ausflug zu den Beatles unternehmen und was ganz, ganz Grundlegendes beantworten, nämlich die Frage Warum lachen wir eigentlich? Da kommt noch ein Special Guest zu Wort heute.  

Ich reise gern mit dem Zug an und dann mit den öffentlichen Verkehrsmitteln konnte ich auch in Solingen ein bisschen rumfahren und dann kommst du auf ein Gelände, wo du erst mal durch so ein Gartentürchen gehst, da gehst du auch auf Pflastersteinen ein Stückchen weiter und dann triffst du auf zwei lebensgroße Figuren.  Die eine Figur ist sehr groß und schmal, die andere Figur ist auch groß, aber eher breit. Und beide tragen einen schwarzen Anzug, so Bowler Heads, also Melonen. Und der korpulente Mann, der hat noch einen Schnauzer. Vielleicht ist auch jetzt schon der, wie sagt man… 

Lukas 

Der Groschen gefallen. 

Ralph 

Richtig, richtig! 

Vielleicht ist jetzt schon der Groschen gefallen und du weißt, worum es geht. 

Lukas 

Ja, ich könnte mir vorstellen, es geht um Dick und Doof oder um, ich glaube Laurel und Hardy, Stan Hardy und Ed Laurel. Irgendwie sowas, ne? 

Ralph 

Stan Laurel und Oliver Hardy und der Ed Hardy ist der mit dem T-Shirt. 

Lukas 

Ja stimmt. Ist auch lustig. 

Ralph 

Die haben mich quasi begrüßt und haben mich dann auch weitergeleitet zum Museumsgebäude selbst. Das ist ein ganz kleines Gebäude. Wenn du das betrittst, dann bist du halt sofort umgeben von von Laurel und Hardy. Also aus allen Poren trieft es da richtig raus. Du hast Plakate, du hast kleine Figürchen, du hast anderen Merchandise wie Becher, Tassen usw. alles mit Aufdruck von Laurel und Hardy und dann begrüßt dich auch noch der Museums Betreiber Wolfgang Günther. Das ist so ein älterer Herr, der hatte einen Dreitagebart, Brille und natürlich auch ein Bowler Head auf. Der betreibt dieses Museum, das Laurel und Hardy Museum in Solingen, zusammen mit seiner Frau Vera. Und wie das Ganze dazu kam, dass er dieses Museum gegründet hat, das geht zurück bis in seine Kindheit. Und das soll er mal erzählen. 

Wolfgang Günther 

Ich komm  aus der Zeit noch – Kino für Jugendvorstellungen, sonntags, morgens, samstags, mittags oder auch mal mit den Eltern zum Vater ins Kino zu gehen. Und damals waren die Filme von Stan und Ollie, von Dick und Doof immer dabei, kann man fast sagen. Da liefen sie im Kino als Vorfilm oder man sah auch mal einen der langen Filme von den beiden. Und Dick und Doof waren damals schon mit die beliebtesten Komiker des Films überhaupt. 

Lukas 

Okay, also es scheint, dass er sehr gerne schon seiner Kindheit Dick und Doof Filme geguckt hat. 

Ralph 

Und zu dieser Zeit waren das ja auch schon alte Filme, muss man sagen. Und auch, dass er erzählt hat, der hat das in Vorfilm gesehen, so was gab es ja eigentlich, oder? Aber das gibt es ja eigentlich gar nicht mehr, oder kannst du dich daran erinnern, jemals im Kino gewesen zu sein und da gab es einen Vorfilm? 

Lukas 

Nee, es gibt immer nur Werbung, aber kein Vorfilm. 

 Ralph 

Das hat eben auch mit der Vermarktung tatsächlich zu tun. Also es ist halt einfach lukrativer, das an Werbung zu verkaufen. Ja, und dann war es so, dass Wolfgang Günther eben generell ein großer Filmfan ist und angefangen hat, Filme zu sammeln. Und irgendwann dann ist es halt ein bisschen ausgeartet und im Speziellen eben bei Dick und Doof, Laurel und Hardy. Er hat dann nicht nur gesammelt, sondern er hat sich auch diese Filme angeguckt, mit Freunden zusammen und es hat sich dann rumgesprochen, dass er so eine große Sammlung hat. Und irgendwann dann standen fremde Leute vor der Tür. 

Wolfgang Günther 

Kam ein Reporter und dann kam noch mal ein Reporter und so hat sich das entwickelt, bis wir praktisch dann über Nacht, sage ich jetzt mal ein bisschen übertrieben, meine Frau und ich über Nacht zum Museum wurden und plötzlich standen in unserer Wohnung wohlgemerkt, standen plötzlich Reisebusse vor der Tür. 

Lukas 

Okay, das heißt, wenn ich das richtig verstanden habe, die haben angefangen, Filmvorführungen zu geben, das hat sich so rumgesprochen und irgendwann sind auch Reisebusse angekommen. 

Ralph 

Ja. 

Lukas 

Aber wie? Wer hatte diese Reisebusse organisiert? Wie kann es sein, dass auf einmal ein Reisebus da war? 

Ralph 

Also das weiß ich nicht. Ich muss dazu auch sagen, das war ja in der damaligen Wohnung von den beiden und dann haben die auch entschieden, nee, das kann nicht so weitergehen und haben sich eine andere Räumlichkeit gesucht, in der es jetzt eben dieses Museum gibt, sodass die jetzt nicht mehr privat von Leuten in Anführungsstrichen belästigt werden, besucht werden. 

Lukas 

Und die leben jetzt von dem Museum? 

Ralph 

Nein, das ist nur ein Hobby.  

Okay, also da haben wir schon erfahren, woher die Sammelleidenschaft von Wolfgang Günther rührt, und habe auch schon Dick und Doof angesprochen. Laurel und Hardy, die beiden sind ein Begriff, aber ich weiß gar nicht, wie viel weißt du denn von denen? 

Lukas 

Also ich meine, dass so die Schaffenszeit von denen in den Dreißigern war oder hauptsächlich dreißiger und 40er, dass es halt Stummfilme waren, weil ich glaube, dass es damals noch gar nicht die Vertonung gegeben hat. Aber da will ich mich jetzt nicht festlegen, ich habe ja als Kind manchmal geguckt, ich glaube, das ist ein alter Klassiker, oder? Das ist ja eigentlich immer witzig. 

Ralph 

Ja, die beiden haben zusammen insgesamt über 100 Filme gedreht, also eine beachtliche Anzahl, und das ging schon ein bisschen früher los, als du es gesagt hast. Also schon in den Zwanzigern, und ging dann bis in die 50er Jahre. Und ich erzähl mal ein bisschen was über die beiden, weil ich das Leben von denen auch spannend find. Der Dünne, also Stan Laurel, der ist ja gebürtiger Engländer, und der hat mit 16 Jahren angefangen, Theater zu spielen, während Oliver Hardy Amerikaner ist. 

Der kommt aus Georgia und hat mit 18, also ähnliches Alter, hat er angefangen, am Theater zu arbeiten. Da war der sogenanntes Mädchen für alles. Und dann ist es so gewesen, dass Stan Laurel 1913 mit seiner Theatergruppe nach Amerika gekommen ist. Und in seiner Theatergruppe befand sich noch ein anderer Typ, der eigentlich sehr bekannt ist, nämlich Charlie Chaplin.  

Lukas 

Ah, okay. 

Ralph 

Und Stan Laurel, der war in dieser Gruppe der Ersatz für Charlie Chaplin, also die Zweitbesetzung. Und dann war es so, nachdem Chaplin eben nach Amerika gekommen ist, wurde der entdeckt und hat dann bald die Truppe verlassen, um sich auf Film zu spezialisieren. Also weg vom Theater. Und daraufhin hat sich die Gruppe erst mal aufgelöst. Stan, der blieb aber dann in Amerika und hat eine eigene Comedy Gruppe gegründet. 

Währenddessen war Ollie in verschiedenen Filmproduktionen schon tätig und hat da immer den Schurken gespielt, also immer den Bösewicht, und 1921 haben sich die beiden dann in einem Film getroffen, wo Stan der Hauptdarsteller war und Oliver Hardy eben der Schurke, der ihn überfallen hat. 

Lukas 

Also Oliver Hardy ist jetzt Doof äh Dick. 

Ralph 

Dick, ja. Da war dann aber noch nicht klar, was da für eine lustige Dynamik zwischen den beiden herrscht. Und dann ist ein bisschen Zeit vergangen, in der Stan auch nicht als Schauspieler unter Vertrag genommen worden ist, sondern als Regisseur und Gagschreiber. Also da hat man schon sein komödiantisches Talent entdeckt. Eines Tages kam es dazu, dass Oliver Hardy, also Dick, eine Hauptrolle gespielt hat oder spielen sollte. Der hat sich aber kurz vorher verletzt, so dass der dann einspringen musste, also Doof; und der Film, der lief so gut. Und der Produzent, der fand beide eben gut, dass er gesagt hat, Okay, ich will mal gucken, wie die beide miteinander harmonieren. Und dann hat er schnell rausgefunden, dass die einen Comedy Duo abgeben. Die haben dann auch recht bald ihren Look kreiert. 

Also diese Anzüge, die der eine zu groß, der andere ist zu klein und dazu diese Melonen und haben auch ein sehr unterschiedliches Arbeitsverhalten an den Tag gelegt. Also das merkt man ja den Filmen nicht an, aber Stan Laurel, der war ein echter Workaholic und und der hat die ganze Zeit gearbeitet und war auch so ein so’n Schürzenjäger. 

Ja, und der Ollie, und der Oliver Hardy dagegen, der war immer froh, wenn die Drehs vorbei waren, weil dann ist er zu Pferderennen gegangen, wo er gewettet hat oder war auch auf dem Golfplatz und da kann Wolfgang Günther auch was erzählen. 

Wolfgang Günther 

Der ging lieber um Fünf Uhr auf den Golfplatz, weil er ein ganz hervorragender Golfspieler war. Der gewann immer diese Turniere der Hollywoodstars damals in den dreißiger Jahren. Nur kleine Geschichten, auch zwischendurch, der oder der Stan Laurel, der war ja auch oft mal als Regisseur eingesetzt oder zumindest auch als Hilfs Regisseur. Und wenn es in einem Film, eine Szene gab, in der Ollie sich immer wieder richtig sehr gern aufregte. Und wenn es eine Szene gab, in der Ollie sich so richtig aufregen musste, richtig echauffieren soll, dann hat der Stan Laurel als Regisseur diese letzte Szene an den letzten Tag als Ende des Tages gelegt, weil der Ollie wollte auf dem Golfplatz und hat sich erst richtig aufgeregt. 

Lukas 

Okay. Ja, also das natürlich. Hört sich nach schönen Anekdötchen an, aber ist es gesichert? Oder sind es so Geschichten, die Wolfgang Günther jetzt irgendwie so erzählt? 

Ralph 

Also dass Oliver Hardy ein sehr guter Golfspieler war und auch Preise gewonnen hat, das ist gesichert. Und Wolfgang Günther hat meines Wissens, also wenn ich mich richtig erinnere, der hat sogar einen Pokal von ihm im Museum ausgestellt und ich habe da noch ein bisschen recherchiert, dass das wird schon so gestimmt haben. Ob das jetzt mit dem Aufregen so war oder nicht, das kann ich natürlich nicht beurteilen. 

Lukas 

Alles klar. 

Ralph 

Du hattest ja schon den Stummfilm angesprochen und die beiden haben es geschafft, vom Stummfilm in den Tonfilm erfolgreich überzusetzen. Weil das war ja keine Normalität, sondern ganz viele Schauspieler und Schauspielerinnen haben das eben nicht geschafft. Diesen Schritt von Stummfilm zu Tonfilm. 

Lukas 

Da gibt es einen tollen Film darüber, und zwar einen tollen, relativ aktuellen Film. Hast du schon mal die Artist geguckt? Ich glaube, da geht es doch genau darum, dass ein Schauspieler seine Karriere verliert, weil er auf einmal sprechen muss. Und das kann er gar nicht richtig. 

Ralph 

Ja, da sieht man auch, wie das dann gemacht worden ist, wie die die Mikrophone angebracht hatten. Und so weiter. 

Lukas 

Wann war denn da der Übergang? Also ab wann gab es denn dann offiziell Tonfilm? 

Ralph 

Wir befinden uns ja jetzt gerade in der Zeit 20er Jahre, also der erste Tonfilm, den gab es Anfang der 20er Jahre. 

Lukas 

Ach, so früh schon? 

Ralph 

Ja. 

Lukas 

Krass. Okay. 

Ralph 

Die beiden haben dann auch entsprechend des Tonfilms dann eine eigene Melodie bekommen und zwar den Tanz der Kuckucksvögel. Ich weiß nicht, ob du den kennst, da können wir auch mal kurzen Ausschnitt einspielen, oder? 

(Kuckucks-Song) 

Lukas 

Ich habe die Melodie noch nie gehört, aber ich habe jetzt eine Frage, weil du sagst Tonfilm und Stummfilm, es gibt einen Unterschied, weil Musik im Hintergrund, die gab es schon länger. Aber dass die Stimme der Schauspieler aufgenommen wurde und quasi drunter gelegt wurde, also wir reden jetzt darüber? 

Ralph 

Wir reden darüber, dass Stan Laurel und Oliver Hardy auch gesprochen haben in den Filmen. 

Lukas 

Alles klar, okay. 

Ralph 

Aber du hast natürlich recht. Ja, beim Stummfilm, da gab es auch schon Musik und als Stummfilme gezeigt worden sind, also live vorgeführt worden sind, da hat ja dann auch oftmals jemand Klavier oder Orgel oder so gespielt. 

Lukas 

Noch mal zurück zu der Melodie: Die sagt mir gar nichts. Noch nie gehört. 

Ralph 

Ja, macht nichts. Aber diese Melodie, die bleibt den beiden halt auch über die weiteren Jahre erhalten. Also dann erkennt man die daran. Und was ich auch nicht wusste; vorher, die haben ja sogar einen Oscar bekommen. Also ich wusste auch gar nicht, dass es die Oscars gibt, aber die hatten dann eben einen Oscar bekommen für den Film the Musicbox. 

Ralph 

Dann geht es um Dick und Doof, die beide eine Kiste mit einem Klavier eine endlos lange Treppe hochtragen müssen. Ganz witzig. Und dafür haben die einen Oscar bekommen. 1932. 

Lukas 

Gibt es die irgendwie auf YouTube oder so, weil dann könnte man denen die Show nutzen stellen. 

Ralph 

Bestimmt ja. 

Lukas 

Alles klar. Super. 

Ralph 

Ich nehme mal beides auf. Nein, leider nicht. (Lachen) 

Ja, und nach dem Oscars, da haben die beiden dann sich eine kleine Auszeit gegönnt und sind verreist. Dazu hat Wolfgang Günther auch eine kleine Anekdote. 

Wolfgang Günther 

Stan, der ja Engländer war, der wollte noch mal nach England. Also sein Vater lebte noch da und der Olli wollte mit nach England, weil er, wie gesagt, ein hervorragender Golfspieler war. Gesagt, getan. Sie fahren im Zug von Los Angeles nach New York, schiffen sich ein und kommen in England im Hafen von South Hampton an. Wie sie in den Hafen fuhren, sahen sie, dass der ganze Hafen, alle Kais waren voll schwarz, voll Menschen. Und diese ganzen sechs Wochen in England, das war praktisch nur PR Auftritte in Kinos, in Rathäusern. Und so weiter. Die hatten nicht einmal einen Golfschläger in der Hand gehabt. War gar nicht möglich. Und am Ende dieser sechs Wochen haben Sie dann in London diese Platte produziert. Der Stan hat mal eben ein Sketch geschrieben, der jetzt auf der ersten Seite der Platte zu hören ist und auf der Rückseite ist dann diese Erkennungsmelodie, vom großen Salon Orchester gespielt, zu hören und diese Platte, 1932 in London produziert, ist die einzige Platte, die die beiden jemals selbst besprochen haben. Es gab später natürlich Platten mit Ausschnitten aus ihren Filmen, aber selbst besprochen haben sie es nie mehr. Und produziert wurde diese Platte, aufgenommen in dem Studio, aus dem später die Abbey Road Studios wurden. 

Lukas 

Wow. Okay, also das ist eine coole Geschichte. Das heißt, wenn ich es richtig verstanden habe, die wollten eigentlich Urlaub in England machen, aber offensichtlich war der Ruhm schneller als ihre Atlantik Überfahrt. Das heißt, die wurden schon von Fans belagert. Das mit der Platte habe ich jetzt nicht so ganz verstanden. Das heißt, sie haben da eine Platte eingesprochen? Das versteh ich nicht so ganz, weil sie sind doch Filmstars. 

Lukas 

Was heißt also Platte, ist also Schallplatte oder? 

Ralph 

Eine Schellack Platte. 

Lukas 

Ein Tonträger? 

Ralph 

Wolfgang Günther hat eben diese Schellack Platte in seiner Sammlung, hat sie mir gezeigt und die Geschichte dazu erzählt, die wir jetzt gerade gehört haben und wie gesagt, das ist die einzige Platte, die die beiden selbst besprochen haben. 

Lukas 

Und da ist ein Audio Sketch drauf. 

Ralph 

Ja richtig. 

Lukas 

Okay. 

Ralph 

Aufgenommen in den Abbey Road Studios, also in dem Vorläufer der Abbey Road Studios und daher ja, die Verbindung, die ich am Anfang gesagt habe zu den Beatles. 

Lukas 

Weil die quasi auch am selben Ort waren und am selben Ort Tonträger erstellt haben. Alles klar? Ja, cool. 

Ralph 

Und nach dem –  in Anführungsstrichen – Urlaub sind die natürlich wieder zurück nach Amerika gereist, haben dort weiter Filme produziert, auch mal längere Filme, weil angefangen haben die ja mit eher kürzeren Filmen und dann auch längere Film Filme, die halt in die Kinos kommen sollten. Und in den 40er Jahren sind die beiden dann auf Tournee gegangen, nicht nur in Amerika, sondern eben auch nach Europa. 

1944 gab es eine Tournee nach England, die dann ausgedehnt wird, nämlich auf Dänemark, Frankreich, Schweden und Belgien. Und die sind dann fast ein Jahr unterwegs. 

Lukas 

Und spielen da ihre Sketche live vor. Oder wie muss man sich das vorstellen? 

Ralph 

Ja, die gehen auf die Bühne und halten Reden. Sie machen halt Sketche. 

Lukas 

Und war das dann alles auf Englisch. 

Ralph 

Ja. 

Lukas 

Na ja, keine Ahnung, weil ich könnte mir vorstellen, wenn ich mir das 1930 oder so Deutschland angucke oder Belgien oder Frankreich oder wo auch immerbin ich nicht davon ausgegangen, dass das Publikum automatisch Englisch versteht, ja. 

Ralph 

Da kommt bestimmt zugute, dass die Komik, die die beiden betreiben, nicht unbedingt auf Wortspielen oder so basiert, auf Wörtern, sondern eher aus Bewegungen und Slapstick eben. 

Lukas 

Also gut. 

Ralph 

Ja, die waren dann eben auch eine längere Zeit in Paris, nämlich in dem Revue Theater Lido. Das war eigentlich bekannt dafür, dass da Damen in sehr aufreizenden Kostümen auftreten und da Dick und Doof sich vorzustellen, ist schon ein ganz schöner Kontrast. Dann sind Sie aber weitergereist. Es folgen eben diese erfolgreichen Tourneen. Filme drehen sie dann in der Zeit gar nicht mehr so viele. Der letzte gemeinsame Film, den Sie machen, ist von 1951, und das ist eine ausländische Produktion, also eine europäische Produktion, und die heißt Atoll K. Sechs Jahre später stirbt dann Oliver Hardy. 

Lukas 

Und wie geht es dann mit Stan weiter? 

Ralph 

Stan ist dann auch als Gagschreiber zwar noch aktiv, sein Gesundheitszustand verschlechtert sich aber auch nach dem Tod von Oliver Hardy und 1965 stirbt er dann an einem Herzinfarkt. 

Lukas 

Aber das heißt, Laurel und Hardy haben nie unabhängig voneinander Filme gedreht. Die waren dann immer zusammen ab dem Zeitpunkt, wo die einmal zusammen waren? 

Ralph 

Also nach dem Tod von Oliver Hardy hat Stan Laurel schon noch Filmangebote bekommen, aber er hat die alle abgelehnt. Er wollte nicht mehr ohne Dick auftreten und war eigentlich nur noch für Interviews oder Gespräche zu haben. 

Lukas 

Weil überleg mal, was das für eine krasse Beziehungsebene ist. Wenn du irgendwie mit jemanden so viele Jahrzehnte verbringst, überall. Immer nur gemeinsam auftrittst, obwohl es ja offensichtlich ganz unterschiedliche Persönlichkeiten waren und dann stirbt dein Partner. Das ist schon irgendwie, das ist eine ziemliche Zäsur. 

Ralph 

Ich habe in den Recherchen auch herausgelesen, dass die beiden wirklich eine enge Beziehung geführt hatten, also auch abseits der Filme. 

Lukas 

Also die waren auch befreundet. Ja, weil es gibt ja auch so berühmte Fernseh Paare wo immer gerätselt wird, verstehen die sich jetzt oder nicht? Oder wie sind die abseits der Bühne? 

Ralph 

Ja oder hassen die sich? 

Lukas 

Ja, zum Beispiel Joko und Klaas, da weiß man nie, was die machen und die haben sich jetzt voneinander getrennt, mehr oder weniger. Also die machen doch Sachen zusammen, aber trotzdem letztlich ihren größten Ruhm hatten die ja als Joko und Klaas. Und da wusstest du ja nie, ob die sich jetzt mögen oder nicht. Die haben ja auch damit kokettiert. 

Ralph 

Das ist ja auch so tragisch, dass Stan Laurel gar nicht auf die Beerdigung von Oliver Hardy gehen konnte, weil der Arzt ihm abgeraten hatte, aus gesundheitlichen Gründen. 

Lukas 

Krass. Wieso denn das? 

Ralph 

Na ja, weil der halt auch schon sehr alt war zu dem Zeitpunkt. 

Lukas 

Okay, krass. 

Ralph 

Und er hat ja dann auch noch sechs Jahre gelebt und dann ist er ja auch verstorben. 

Lukas 

Hatten die eigentlich Familie? 

Ralph 

Ja, beide waren verheiratet. Stan Laurel war ja der Draufgänger, der Schürzenjäger. Der war mehrmals verheiratet, ich glaube fünf Mal oder so, und er hat auch mehrere Kinder. Und Oliver Hardy hatte meines Wissens keine Kinder.  

Das muss man sich mal überlegen. Die beiden sind ja in den Sechzigerjahren gestorben und jetzt haben wir 2022 und noch so viele Jahrzehnte danach kennen wir alle Dick und Doof oder Laurel und Hardy. Es gibt sogar Sammler wie Wolfgang Günther und es gibt eben auch Fanclubs. Wusstest du, dass es da richtig so eine Fanclub Mania gibt um Dick und Doof? 

Lukas 

Nein. 

Ralph 

Na dann, trinkst du erst mal einen Cocktail drauf. Das hat nämlich tatsächlich mit den Fanclubs zu tun. Also es ist so, dass sich der erste Fanclub von Dick und Doof 1965 oder 1964 gegründet hat. Also auf jeden Fall kurz vor dem Tod von Stan Laurel. Auch mit dessen Unterstützung hat sich dieser Club gegründet. Was es damit auf sich hat, erzählt kurz mal Wolfgang Günther. 

Wolfgang Günther 

Dieser Club wurde gegründet in New York, von einem College Professor, der einfach Stan Laurel mal besucht hat und später viel öfters besucht hat. Die beiden wurden Freunde und er hat gesagt: Ich möchte gerne in New York mit ein paar Freunden einen Club gründen und, Hardy, mach für uns mal, wenn du willst noch ein paar Texte. Und er hat dann für diesen Club eine Satzung geschrieben. 

Ralph 

Und diese Satzung ist tatsächlich sehr interessant. Es gibt eine Passage, die beschreibt, wie ein jährliches Treffen ablaufen soll. Und zwar beginnt es dann erstens mit einem Cocktail, zweitens mit einem Business Meeting mit Cocktails, dann danach gibt es Abendessen mit Cocktails, danach Besprechungen und Cocktails, dann Cocktails, dann Kaffee und Cocktails. Dann kommt man sich im Film von Laurel und Hardy an, danach gibt es eine Kritik dazu, Cocktails und danach gibt es noch mal eine Kritik zu der Filmkritik und Cocktails. 

Und ja, am Ende dann noch mal einen auf den Club. 

Lukas 

Also wir haben dann insgesamt gesoffen. 

Ralph 

123456789 Stück. 

Lukas 

Neun Stück. Ja gut, je nach Cocktail, komatös saufen, glaube ich. 

Ralph 

Und dieser, dieser Fanclub, der bezeichnet sich als die Wüstensöhne, Sons of the Desert. Das ist ein Film von Laurel und Hardy gewesen, in dem die beiden in so eine Loge, also auch in so eine Art Club eintreten, der sich eben so nennt. Das Erkennungsmerkmal dieses Clubs ist ein Fez, den man sich auf den Kopf setzt. 

Lukas 

Fez ist dieser Hut, den man vor allem aus der Türkei kennt oder dieser spitz zulaufende rote Hut, der meistens aus Filz ist und Bommel dran ist. 

Ralph 

Ja, genau. Und dieser Fanclub, der hat sich dann im Laufe der Jahrzehnte noch erweitert. Also es gibt dann Clubs in verschiedenen Ländern und auch regionale und örtliche Gruppen. Und in Deutschland zum Beispiel gibt es sieben Clubs und diese Clubs, die bezeichnen sich als Zelte, eben auch wieder in Anlehnung an diesen Film. Und eines davon liegt in Solingen. Wer hätte das gedacht, gegründet von Wolfgang Günther. 

Ralph 

Und diese Clubs, die benennen sich auch nach Filmen von Laurel und Hardy, so dass der Club von Wolfgang Günther two Tars tent heißt also zwei Matrosen, auf Deutsch Teerjacke, und dann haben sie noch eine Nummerierung. Dann heißt es nämlich zweitens Oase Nummer 63, weil das eben der 63. Club ist, der gegründet worden ist. 

Lukas 

Und gibt es dann eine jährliche Vereinigung aller Laurel und Hardy Fanclubs oder wie muss man sich das vorstellen? 

Ralph 

Es gibt auf jeden Fall Fantreffen, auch europaweit und in den örtlichen und regionalen Clubs gibt es natürlich öfter Treffen. Und es gibt auch Newsletter, die die rausgeben, Magazine. Und so weiter. Und der Club von Wolfgang Günther, der hat 140 Mitglieder. 

Lukas 

Okay, also eine ganz beachtliche Zahl. 

Ralph 

Auf jeden Fall. 

Lukas 

Aber ist es nicht irgendwann mal so, wenn du dich mit Laurel und Hardy beschäftigst? Ich meine so reichhaltig das Film Angebot ist und so reichhaltig diese Personen sind, ist es denn nicht mal langweilig? 

Ralph 

Das Ding ist halt als Sammler gibt es ja immer wieder was Neues, was du deine Sammlung hinzufügen kannst und selbst nach diesen 60 Jahren, in denen die beiden schon verstorben sind, gibt es trotzdem noch Gegenstände, die Wolfgang Günther sich besorgt. Es sind auch Drehbücher aufgetaucht nach einiger Zeit. Es gibt tatsächlich noch verschollene Sachen, von denen Wolfgang Günther hofft, dass sie noch auftauchen. 

Und der sammelt ja auch private, private Dinge der beiden. Er hat zum Beispiel mir einen Scheck gezeigt von Stan Laurel oder Fotos oder Briefe an Fans. Und so weiter. Also es scheint so, als wäre für ihn das Thema noch nicht abgeschlossen. Und es ist ja auch so ein get together. Dadurch, dass du halt diesen Club hast und auch. 

Lukas 

Eine Gelegenheit zum Saufen. Hey, was machst du morgen? Wir haben Laurel und Hardy- Fanclub Treffen . Oh, neun Cocktails! Ja, ist Vereinssatzung. Ich kann nicht anders. Ich kann nicht anders. 

Ralph 

Okay, dann mach ich Urlaub.  

Lukas 

Da wär ich gerne mal dabei. Ich glaube, das ist ziemlich witzig. 

Ralph 

Glaube ich auch. Wir können die mal anfragen für das nächste Treffen. 

Lukas 

Ja, bitte. Da müssen wir dabei sein. Das ist interessant. Ich hab echt Bock. 

Ralph 

Und es ist auch so, dass Wolfgang Günther nicht nur diese Gegenstände im Museum zeigt, sondern in einem Raum, da hat er ganz viele Stühle und zeigt dann über einen Beamer auch Filme von Laurel und Hardy. Und als ich dort war, wurde tatsächlich auch einer gezeigt, in dem Stan Laurel ein Boxer war. Und der hat halt im Boxring ordentlich drauf gekriegt. 

Da habe ich auch die Atmo mal eingefangen vom Publikum. 

(Atmo wird eingespielt, zu hören ist Musik und und in unregelmäßigen Abständen Gekicher) 

Lukas 

Das Gekicher steckt an, obwohl ich selber keine Ahnung habe, worum es in dieser Szene ging. 

Ralph 

Ja, ja, es war eben besagte Boxkampfszene. Das war ja nicht Wolfgang Günther, den du gehört hast, sondern das war ein anderer Besucher, der da war. Es waren während meiner Zeit, ich glaube zwei, drei andere Leute da und ich fand das schon auch lustig, das zu sehen, aber ich musste jetzt nicht so herzhaft lachen oder kichern oder so was, was ich meine und habe mich dann aber gefragt Ja, warum ist das so? 

Es ist tatsächlich so eine Frage, die mich dann beschäftigt hat, weil man fühlt sich ja dann doch vielleicht irgendwie komisch, wenn alle anderen lachen, aber du selbst nicht. Ja und habe mich gefragt Na ja, also es war ja ein älterer Herr auch, der das angeguckt hat. Der kannte wahrscheinlich auch mehr Dick und Doof Filme als ich und hat vielleicht auch andere Erinnerungen daran. 

Ich wollte das aber genauer wissen, warum das so ist und habe tatsächlich noch einen zweiten Interviewpartner für diese Folge gewinnen können, nämlich Professor Willibald Ruch, seines Zeichens Psychologe an der Universität in Zürich. 

Lukas 

Aha. 

Ralph 

Und der forscht zum Thema Humor. Und von ihm wollte ich halt wissen, ob Humor zeitlos ist oder nicht. 

Willibald Ruch 

Also was wir halt wissen von der Forschung, ist Humor ist sehr individuell. Was Sie lustig finden, muss ich nicht lustig finden. Da gibt es auch Alters Effekte. Also ich glaube alle Kinder lachen, wenn sie Tabu Worte aussprechen. Mit zunehmendem Alter zeigt sich halt die Persönlichkeit mehr und wir unterscheiden uns sehr in dem, was wir lustig finden. Und ich glaube nicht, dass es da so per se einen Zeit Trend nur gibt, sondern halt auch einen Teil, der halt mit der eigenen ja kognitiven Komplexität zusammenhängt. Also wie, wie einfach darfs sein? Oder wie verworren, verschroben, fein konstruiert? Mag ich denn etwas, damit ich drüber lachen kann? 

Lukas 

Ja, sehr schön, dass wir auch dieses Mal wieder Input aus der Wissenschaft bekommen. Cool, wenn es da Leute aus der Wissenschaft gibt, die uns da zusätzlich noch Rede und Antwort stehen. Wenn ich jetzt den Professor richtig verstanden habe, dann ist quasi Humor komplett individuell, aber von unserer sozialen Prägung abhängig und von unserem Alter und unserem Erfahrungshorizont. 

Ralph 

Also es hat eigentlich nichts mit der Zeit zu tun aus der der Humor ist, sondern es ist, wie du sagst, was Individuelles oder konkret halt eine Frage des Alters. Also als Kind findest du was lustig, was du als Erwachsener vielleicht nicht mehr lustig findest. Und ich wollte es dann aber auch im Umkehrschluss wissen, warum denn die Besucher im Museum den Film jetzt so witzig fanden und ich halt nicht. Und darauf hat Willibald Ruch auch eine Antwort. 

Willibald Ruch 

Das optimale Niveau, also gefordert zu werden, meine geistigen Fähigkeiten werden gefordert, ich sollte nicht überfordert werden und nicht unterfordert werden. Und das Problem könnte sein, dass ich nach einer gewissen Zeit einfach unterfordert werde und von daher verarbeite ich das gar nicht so tief. Der Effekt ist natürlich schon, wenn etwas zu einfach wird, wenn ich es zu schnell verstehe, dann gehe ich gar nicht so in die Tiefe beim Verarbeiten und die Inkongruenz muss ja groß sein, damit ich dann auch wirklich intensiv auch eine Lösung suche. 

Und wenn das zu gering ist, dann engagiere ich mich gar nicht. Von daher ist die Lösung auch nicht so ein Heureka Moment. Also das sagen zumindest die kognitiven Studien, dass ich halt so ein optimales Verarbeitungsniveau haben muss. Und das wird gestört durch ein Thema, das mir nicht behagt oder wenn es zu vorhersehbar ist oder zu kompliziert. 

Lukas 

Das musst du mir noch mal kurz so ein bisschen zusammenfassen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich da alles verstanden habe. 

Ralph 

Ja, also Willibald, der hat ja den Begriff Inkongruenz genannt, der ist jetzt hier wichtig. Das heißt so viel wie nicht deckungsgleich. Und im Beispiel eines Witzes ist es so, der Witz lebt ja davon, dass er eine Pointe hat, also eine Auflösung. Und eine Auflösung, die man nicht erwartet, mit der man nicht rechnet. Und wenn man jetzt einen Witz hört, dann hört man ja einer Geschichte zu. Man baut dann so eine Erwartungshaltung auf, Spannung wird aufgebaut. Ja, und wenn eine Pointe kommt, dann ist das so ein Dreh, den man halt nicht erwartet. Also die Inkongruenz noch mal, um das zu beschreiben, ist der Unterschied zwischen dem, was man erwartet und was wirklich eintritt. Und daraus erfolgt eben dieser Humor. Also im konkreten Fall von Laurel und Hardy ist es so, dass die zum Beispiel da Gags haben, wo einer auf einer Bananenschale ausrutscht oder so. Du siehst vorher die Bananenschale und dann rutscht darauf aus oder jemand hebt eine Torte auf und wirft die jemand anderen ins Gesicht. 

Ralph 

Für mich war dieser Gag halt irgendwie altbacken. Also man erwartet ja eigentlich schon, wenn die Schale daliegt, dass da jemand drauf ausrutscht und deswegen fand ich das jetzt nicht lustig, weil sich das ja gedeckt hat mit meiner Erwartung. So, und wenn du jetzt Monty Python oder so hast als krasses Beispiel, das ja irgendwie manchmal so, dass so ein so total Nonsens Humor, dann finde ich den halt auch wahrscheinlich lustiger als Laurel und Hardy. 

Lukas 

Weil man so gar nicht weiß, in welche Richtung das geht. 

Ralph 

Ja genau, man wird da total überrascht. 

Lukas 

Ja, ergibt Sinn. 

Ralph 

Jetzt hat ja Willibald Ruch davon erzählt, wie Humor entsteht. Und ich habe auch kurz über den Humor von Laurel und Hardy erzählt. Jetzt ist ja trotzdem die Frage Wie ist es bei mir? Weil ich habe nicht drüber gelacht, so herzhaft in diesem Film. Ich konnte ein bisschen schmunzeln, das war es aber auch alles. Und ich habe dann auch überlegt, über was lache ich denn eigentlich sonst? 

Lache ich überhaupt über irgendwas? Und ich lache ja schon manchmal, das musste jetzt zugeben, manchmal, ganz selten, da lache ich schon mal! 

Willibald Ruch 

Ja, das stimmt. 

Ralph 

Und bei mir ist das aber eher so Situationskomik oder halt, wenn ich mit Leuten irgendwie zusammen bin, aus Gesprächen heraus oder so. Willibald Ruch, der hat ja zu dem Thema Humor geforscht und hat auch herausgefunden, dass das was über uns aussagt, worüber wir lachen. Und ich wollte natürlich wissen, was sagt denn das über mich aus, dass ich über solche Dinge lache? 

Und das war seine Einschätzung. 

Willibald Ruch 

Es gibt so fünf große Komponenten, und was Sie jetzt beschreiben, ist eine dieser Komponenten, nämlich mag ich Konserven Humor oder soll ich es möglichst live, flexibel, kreativ sein? Und es gibt halt Leute, die mögen sozusagen die Wiederholung und die mögen Witze, die ähnlich sind zu solchen, die sie schon kennen. Und das soll in einer Konservenform also in Witzen oder Cartoons vorkommen, während andere lieber spontan lustige Bemerkungen machen oder wo es um einen schnellen, schlagfertigen Austausch mit anderen geht. Das kenne ich auch gut. Und ja, das hat wahrscheinlich auch mit Ihrer, sage ich mal, mit Ihrem Grad an Kreativität oder Offenheit für neue Erfahrungen zu tun. Also wenig Kreative werden wahrscheinlich eher feste Strukturen mögen und kreativere Leute sind dann sensibler auf das, was spontan passiert. 

Lukas 

Okay, das heißt, er hat gesagt, du bist nicht humorlos, sondern einfach nur kreativ. 

Ralph 

Ja, mir hat diese Antwort natürlich sehr gefallen. 

Lukas 

Das kann ich mir gut vorstellen. Ja, aber es ist ja auch so, zum Beispiel, wenn wir über Humor reden. Vielleicht kannst du dich an diese Diskussionen vor ein paar Jahren noch erinnern über das kommende Programm von Mario Barth, was ja letztlich auch total vorhersehbar ist, weil es ja immer nur darum, dass er mit Geschlechterklischees um sich geworfen hat. Aber er hat damit Stadien gefüllt, also da hat er hat ja mehr Hunderttausende Menschen, wahrscheinlich sogar Millionen Menschen. Wenn du das zusammenrechnest, hat er mit dem immer gleichen Stereotyp in Stadien rein gelockt. Also das heißt, es muss ja also Konservenhumor muss ja funktionieren, zumindest für gewisse Schichten in der Bevölkerung für Schichten. Hört sich so wertend an, aber halt zumindest für eine gewisse Art und Weise, wie Humor von Leuten wahrgenommen wird oder empfunden wird. 

Ralph 

Ja, in unserer Gesellschaft scheint es so, dass eben sehr viele Leute etwas mit dem Humor von Mario Barth anfangen können. Aber ich glaube, das liegt auch daran, weil das so ein, wie soll ich sagen, ein alltäglicher Humor irgendwo ist. Also klar, es geht die ganze Zeit eigentlich nur um Mann, Frau, was ist der Unterschied und wie doof ist die eine Person, das eine Geschlecht. 

Aber das sind halt Themen, mit denen viele Leute was anfangen können und wenn ich jetzt irgendwie überleg, Monty Python noch mal, um darauf zurückzukommen Was gibt es zum Beispiel… Ritter der Kokosnuss oder so, wo teilweise total schräger Humor ist, wenn ein Kaninchen plötzlich anfängt, die Leute zu killen, dass da vielleicht nicht jeder was mit anfangen kann. 

Lukas 

Ich finde es aber auch sehr lustig. Noch ein Shout Out an meinen Kumpel Matze aus München, wo ich jedes Mal lachen muss, wenn ich bei ihm zu Besuch bin. Ich bin auf Klo, weil der hat nämlich aus den Monty Python Sketch vom Ministry of Silly Walks hat er Screenshots gemacht und hat die an seine Klotür gemacht. 

Das ist so witzig, falls du den Sketch kennst. Für alle anderen: Wir werden das auch hoffentlich in die Show Notes reinstellen. 

Ralph 

Wir verlinken die Adresse von Matze, dann könnt ihr euch mal ein eigenes Bild davon machen. 

Ralph 

Ja noch kurz zur Forschung von Willibald Ruch. Er hat auch untersucht, welche Arten von Humor es gibt und was das in der Interaktion mit Menschen bewirken, was sie auslösen. Also zum Beispiel gibt es ja Witze auf Kosten von anderen, dass man sich über andere lustig macht und die runter buttert.  

Die führen dazu, dass sich halt dann die Distanz zwischen den Leuten vergrößert. Während, wenn man sich jetzt über sich selber lustig macht in Gesellschaft von anderen, dann verringert das die Distanz. Das ist ein Riesenthema, diese Humor Forschung. Also er hat auch was über Ironie geforscht und Ironie und Sarkasmus, was das ist und wer jetzt mehr darüber wissen will. 

Ich würde sagen, wir verlinken einfach mal zwei Buchempfehlungen von Willibald Ruch in Shownotes und dann könnt ihr selbst entscheiden, ob ihr das lesen wollt oder nicht. 

Lukas 

Sehr gerne. Das klingt gut. Jetzt haben wir so ein bisschen die Metaebene angesprochen. Ich würde aber noch mal ganz zurück zum Museum. Für wen ist dieses Museum geeignet? Wo würdest du sagen, gibt es eine Zielgruppe? Eine spezifische? 

Ralph 

Also Wolfgang Günther hat gesagt, das hat sehr viele Familien. Kommen jetzt gerade so Großeltern mit den Enkeln. Ich glaube, da funktioniert der Humor auch sehr, sehr gut. Da können die Generationen was mit anfangen, die können sich halt dann kurz mal die Ausstellung angucken, aber können sich eben auch hinsetzen und diese Filme angucken und drüber lachen. Wer jetzt was Wissenschaftliches oder so erwartet oder was, was wirklich sehr in die Tiefe geht, für den ist dieses Museum wahrscheinlich nichts, für den wär eher ein Gespräch mit Wolfgang Günther interessant, weil er eben in diesem Museum auch ein Archiv hat, wo er dann mehr über die Leben der beiden Komiker erzählen kann. 

Aber ansonsten ich würde sagen, man ist da relativ schnell durch dieses Museum. 

Lukas 

Aber hat sie denn gefallen? 

Ralph 

Ich fand es cool, mal dort gewesen zu sein, weil ganz ehrlich, wenn wir diesen Podcast hier nicht hätten, dann wäre ich wahrscheinlich nicht extra nach Solingen gefahren, um dieses Museum zu besuchen. Aber ich fand es sehr spannend von Wolfgang Günther, diese ganzen Anekdoten über Dick und Doof zu hören, weil ich von denen auch nichts wusste. Und ich kannte die ja nur als die Komiker, die eben mit Torten schmeißen oder sich irgendwo anders verletzen im Film und sich gegenseitig eine reinhauen. Alles immer freundschaftlich. Und das fand ich dann doch spannend, auch zu sehen, welche realen Personen halt hinter diesen Leuten stehen. 

Lukas 

Ich glaube, ich weiß jetzt Bescheid. Vielen Dank. Das war auf jeden Fall echt superspannend. Und wenn man sich mit der Geschichte von denen auseinander zu setzen und auch danke noch, dass du hier noch mal die Stimme der Wissenschaft mit ins Boot geholt hast. 

Ralph 

Oh ja, gerne doch. Darauf erst mal einen Cocktail oder? 

Lukas 

Jetzt ist ja schon bald eins. Also von daher. Jetzt kann man Cocktails trinken. 

Ralph 

Ja, richtig. Und wer jetzt ins Museum gehen möchte: Wir verlinken natürlich die Adresse des Museums wie immer in den Shownotes. Nächstes Jahr im März steht dann auch 30-jähriges Jubiläum an und geöffnet hat das Museum immer am letzten Wochenende des Monats.  

Gut, dann wären wir für heute durch. Aber es gibt ja auch ein nächstes Mal und da bist du wieder unterwegs. Kannst du da schon irgendwas erzählen drüber? Ja, irgendwas? 

Lukas 

Ja. Ich kann Folgendes sagen: Es war der lustigste Nachmittag in Jahren, den ich in diesem Museum verbracht habe. Ich hatte wirklich ordentlich Spaß und es wird ein paar Dinge geben, die wir bei Bitte nicht anfassen einspielen, die wir bislang noch nicht hatten. Und zwar ein paar. Ein Novum sozusagen wird es in der nächsten Folge geben. 

Ralph 

Okay, okay, jetzt nicht zu viel verraten. 

Lukas 

Es wird viel um Musik gehen. 

Ralph 

Ja, wie praktisch. Im Podcast ist Musik nicht schlecht. 

Lukas 

Deswegen sage ich ja, können wir da einiges reden. Auf die nächste Folge freue ich mich ganz besonders. Da habe ich jetzt schon Lust drauf die vorzubereiten. Das heißt, wir müssen uns noch gedulden. Und dann im Januar gibt es dann die nächste Folge. 

Ralph 

Dann wünschen wir euch schonmal jetzt einen guten Rutsch ins neue Jahr und wir hören uns dann 2023. 

Lukas 

Genau. Und wenn ihr uns jetzt unterstützen wollt, dann könnt ihr das tun, indem ihr zum Beispiel eine saftige fünf Sterne Bewertung dalasst. Oder ihr könnt uns natürlich Freunden, Freundinnen, der Familie, den Großeltern, wem auch immer weiterempfehlen. Wir haben auch einen Steady Account, falls ihr uns finanziell unterstützen wollt, denn bei uns ist es so, wir betreiben Bitte nicht anfassen komplett ehrenamtlich und machen da keinen Gewinn damit. Unser Ziel ist, wirklich kleine Häuser bekannt zu machen. Falls er den einen oder anderen Cent für einen Sprit Obolus zum Museum übrig habt oder so, freuen wir uns natürlich drüber. 

Ralph 

Geben ist seliger denn Nehmen. 

Lukas 

Richtig. Jetzt in der Weihnachtszeit ist es ja schön. 

Ralph 

Schön so ein schlechtes Gewissen machen wenn ihr jetzt nicht spendet. 

Lukas 

Gut, dann würde ich sagen, mach‘s gut, Ralph. Und bis nächsten Monat. 

Ralph 

Jo bis dann. Ciao Ciao.