Das Disgusting Food Museum Berlin

BITTE NICHT ANFASSEN! #8 – Disgusting Food Museum Berlin 

Show Notes 

Na, habt ihr schon gegessen? Heute wird es eklig. Zumindest verspricht das der Name des Disgusting Food Museum Berlin, um das es diesmal geht. Ob gegrilltes Meerschweinchen, Mäusewein oder stinkendster Käse der Welt – Museumsdirektor Martin Völker hat sich durch die Ausstellungsstücke seines Hauses probiert und gibt einen Einblick, worum es ihm dabei wirklich geht: um den Abbau von Vorurteilen und das Nachdenken über die eigenen Essensgewohnheiten. Da sich über Geschmack bekanntlich streiten lässt, tun das auch Lukas und Ralph in dieser Folge rund um “alte Chips”, fermentierte Oliven und den Endgegner Schafskäse. 

Hilfreiche Links: 

Foto von Museumsdirektor Martin Völker: 

https://mliwxygmrkph.i.optimole.com/cb:Jakn~4a38a/w:auto/h:auto/q:mauto/f:best/https://www.escucha.de/wp-content/uploads/20220506_133739-scaled.jpg

Die offizielle Homepage der humanistischen Vereinigung:  

https://www.humanistische-vereinigung.de/

Hier sieht man den erwähnten Mäusewein: 

https://mliwxygmrkph.i.optimole.com/cb:Jakn~4a38a/w:auto/h:auto/q:mauto/f:best/https://www.escucha.de/wp-content/uploads/20220506_134728-scaled.jpg

Die eingenähten Seevögel in einer Robbe ist eine Spezialität mit dem Namen Kiviak. Hier der Wikipedia-Artikel (ohne Foto): 

https://en.wikipedia.org/wiki/Kiviak

Infos zum Museum:  

Disgusting Food Museum Berlin 

Schützenstraße 70 

10117 Berlin 

https://disgustingfoodmuseum.berlin/

über BITTE NICHT ANFASSEN!:  

Woran denkst du beim Wort Museum? An weltberühmte Ausstellungsstücke wie Sarkophage ägyptischer Pharaonen, an Gemälde von Picasso oder an technische Erfindungen wie das Automobil? Denkst du an das Deutsche Museum in München, das Pergamon-Museum in Berlin oder an das Städel in Frankfurt? Wir – das sind Ralph Würschinger und Lukas Fleischmann – denken beim Wort Museum an etwas Anderes: an Milbenkäse, Mausefallen, an Flipper-Automaten, Nummernschilder oder auch an Gartenzwerge. Denn die schätzungsweise 7.000 Museen in Deutschland haben so viel mehr zu bieten als das Angebot der großen Häuser. 

Mit „BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders“ begeben wir uns an kleine Orte, in Seitengassen großer Städte, um die kleinen und alternativen Ausstellungen zu finden, von denen du vermutlich noch nie gehört hast. 

Pro Monat erscheint eine Folge, für die einer von uns beiden ein besonderes Museum besucht und sich mit dem jeweils anderen darüber austauscht. Dabei kommen Museumsbetreiberinnen und -betreiber zu Wort, aber auch die Exponate an sich werden hörbar gemacht. 

Dieser Podcast ist für Museumsliebhaber, für Mitarbeiter aus dem Museumsbereich und für alle, die sich für Kunst, Kultur und Technik-Geschichte interessieren und skurrile Stories mögen. 

BITTE NICHT ANFASSEN! ist eine Produktion von Escucha – Kultur für’s Ohr. 

Mehr Infos auf https://www.escucha.de/bitte-nicht-anfassen/ 

Wenn ihr als Museum darüber nachdenkt, ob Podcasting etwas für euch ist – hier sind 10 gute Gründe dafür: https://www.escucha.de/gruende-fuer-museumspodcasts/

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Kontakt 
Instagram: https://www.instagram.com/bittenichtanfassen_podcast/ 
E-Mail: info[at]escucha.de 

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Podcast-Credits:  
  

Sprecher: Lukas Fleischmann, Ralph Würschinger  
Produktion: Escucha GbR  
Podcast-Grafik: Tobias Trauth https://www.instagram.com/don_t_obey/  
Intro/Outro: Patrizia Nath (Sprecherin) https://www.patrizianath.com/, Lukas Fleischmann (Musik)  

Wenn euch der Podcast gefällt, dann abonniert uns und empfehlt uns weiter. Welches Museum sollen wir unbedingt vorstellen? Schreibt uns eure Vorschläge! 

Transkript: 

(Teaser) Martin Völker: 

Dinge, die völlig entlegen waren, beispielsweise unsere Seevögel, eingenäht in eine Seerobbe. Das ist sozusagen so eine regionale Spezialität, dass wir die nicht probiert haben, aber sonst so wie es möglich war. 

Intro BITTE NICHT ANFASSEN – Museum mal anders 

Lukas: 

Hallo, Ralph und Hallo an alle da draußen, die zuhören. Heut ist mal wieder bitte nicht anfassen Tag, denn es ist ein neuer Monat und das heißt, dass wir mal wieder in einem Museum waren. Und diesmal, Ralph, warst du ja, unterwegs. Und zwar wo? 

Ralph: 

Genau! Hallo. Ähm, ja, ich möchte nicht einfach sagen, ich war in diesem und jenem Museum, sondern ich würde gerne mit einem Gedankenexperiment starten. 

Lukas: 

Okay. 

Ralph: 

Und zwar gehen wir beide, gehen wir mal einkaufen. Wir gehen in den Supermarkt. Also wir nehmen erst mal unseren Einkaufskorb. Also der Supermarkt beginnt ja oft mit einer Gemüseabteilung usw. Also da würde ich ja mal vorschlagen, wir nehmen mal einen Bund frischen Koriander, nehmen auch gleich noch rote Beete mit und Süßigkeiten wäre vielleicht auch nicht schlecht bzw. so Knabbereien. 

Also ich würde dann gerne noch so ein bisschen Lakritz mitnehmen, aber auch Erbsen in Wasabi Mantel, Mehlwürmer, Grillen. Ja und auch zum Trinken vielleicht einen Eierlikör und dann noch aus der Kühltheke oder sagen wir aus dem Kühlregal so die Bärchen Wurst, das ist doch was Schönes. 

Lukas: 

Die Kombination hat sich auf jeden Fall explosiv an. 

Ralph: 

Ja, aber ich mein, du kannst da natürlich auch gern was mitnehmen. Was würdest du denn da noch reinpacken? 

Lukas: 

Muss es in diese, ich sag mal, Kategorisierung reinpassen? 

Ralph: 

Ja, klar. 

Lukas: 

Ja. Also ich glaube, noch so ein richtig vergammelter Fisch. Also so ein richtig billiger Hering in so eine Paprika Sahne Soße, die drin ist; Ich finde, das passt ganz gut mit rein. 

Ralph: 

Na, ich glaube du hast verstanden, worum es so geht, was so die Gemeinsamkeiten sind. 

Lukas: 

Es ist halt alles irgendwie ein bisschen Joko und Klaas Style. Ich esse so lange, bis ich mich übergeben muss-Kategorie, oder? 

Ralph: 

Ja, ja, das trifft’s wirklich sehr, sehr gut. Also, ich war natürlich nicht in einem Supermarkt, sondern im Museum, wie du ja schon angedeutet hast. Aber das Museum, in dem ich war, das ist so ähnlich aufgebaut wie ein Supermarkt. Und dort gibt es eben auch Lebensmittel. Und diese Lebensmittel, die es dort gibt, sind tatsächlich auch die, die ich jetzt alle aufgezählt habe. Also die gehören dazu. Und zwar ist es das Disgusting Food Museum in Berlin. 

Lukas: 

Das Disgusting Food Museum in Berlin, also ein Museum, über möglichst ekliges Essen. 

Ralph: 

Richtig. 

Lukas: 

Zu welcher Tageszeit war es denn da? Vormittags? Mittags? Beziehungsweise hattest du Hunger oder nicht? 

Ralph: 

Ich hatte Hunger. Ich war vormittags. 

Lukas: 

Hattest du danach noch Hunger? 

Ralph: 

Das kann ich später beantworten. Da kann ich eine kleine Anekdote zum Besten geben. 

Lukas: 

Das heißt, du stellst heute das Museum über jegliches Essen in Berlin vor? 

Ralph: 

Das klingt ja schon total eklig, skurril und auch einzigartig. Tatsächlich ist es das aber nicht. Es gibt weltweit zwei Museen dieser Art. 

Lukas: 

Wo ist das andere? 

Ralph: 

Das andere ist in Schweden, in Malmö. Und das Museum, in dem ich war, das ist quasi das Franchise von und betrieben wird das Museum von der Humanistischen Vereinigung in Deutschland. 

Lukas: 

Ich kenne da diese Partei, die Humanisten. Hat es mit denen zu tun?  

Ralph: 

Nee, aber es steckt in beiden das Wort Humanist drin. Also das ist halt schon die Gemeinsamkeit, dass die eben diese Weltanschauung des Humanismus haben. 

Lukas: 

Also quasi, dass der Mensch im Mittelpunkt von allem steht und dass das Wohl des Menschen über allem anderen ist. Ich glaube, die sind auch sehr religionskritisch. Also die lehnen, glaube ich, Religion in jeder Form eigentlich ab, weil die sagen, der Mensch ist quasi das Zentrum der Welt und nicht irgendwie Gott oder irgendwie Ideologie oder keine Ahnung was. Wenn ich das richtig verstanden habe. 

Ralph: 

Da hast du absolut in Schwarze getroffen. Das ist so, das ist eine Weltanschauungsgemeinschaft oder auch Interessenvertretung von nichtreligiösen Menschen. Und denen liegt daran, dass sie den humanistischen Ansatz oder diese humanistische Weltanschauung gleich behandeln mit religiöser Anschauung. Also wir haben es ja in Deutschland so, dass wir zum Beispiel in der Schule Religionsunterricht haben. Und die Humanistische Vereinigung, die setzt sich dafür ein, dass es auch ein humanistisches Unterrichtsfach gibt. 

Lukas: 

Okay, und was hat das Ganze jetzt mit täglichem Essen zu tun? Weil Menschen, die Religionen ablehnen, beschissen kochen oder was? 

Ralph: 

Es hat mit dem zu tun, was du vorher gesagt hast, dass der Mensch im Zentrum steht und dass es um das Wohl des Menschen geht. Es geht aber auch beim Humanismus darum, dass man halt jedem Menschen mit Respekt begegnet und die Würde des Menschen wahrt. Und darum geht es im Endeffekt bei dem Museum auch, dass man halt von ganz unterschiedlichen Weltteilen Essen vorgesetzt bekommt und sehr viele diese Lebensmittel, die man dort sieht, vielleicht als eklig empfindet, die aber andere Leute in anderen Teilen der Welt eben nicht als eklig empfinden. 

Lukas: 

Also gut. 

Ralph: 

Es ist so, man geht da in dieses Museum rein, das sieht auch sehr modern aus. Hat so eine Glasfassade mit so automatisch sich öffnenden Schiebetüren und dann hat man links eine Theke. Ich hoffe, ich erinnere mich richtig. Ich glaube, das war auch so in Weiß gehalten. Also alles wirklich sehr steril, sage ich jetzt mal, wo man Karten kauft. 

Ralph: 

Und rechts hat man dann noch eine andere Theke mit Glas Zylindern, in denen sich ganz unterschiedliche Dinge befinden. Ich habe mich dort mit dem Direktor des Museums getroffen, mit Martin Völker, und bin auch gleich an diese Theke gegangen mit diesen Glas Zylindern. Was es damit auf sich hat, das kann dir Martin Völker mal erzählen. 

Martin Völker: 

Wir befinden uns jetzt hier an der Tasting Bar. Die Tasting Bar ist der wichtigste Ort im Museum, wo die Leute nach ihrem Rundgang zurückkehren an die Bar und dann Dinge probieren, die sie schon aus der Ausstellung kennen. Das heißt, einen Teil der Exponate, die wir zeigen, kann man hier verkosten, an der Tasting Bar und das wird auch sehr dankbar angenommen, um auch den Unterschied klar zu machen, dass wir eine ganz andere Form von Museum sind. 

Das heißt, das, was man in einem normalen klassischen bürgerlichen Kultur Museum nicht machen darf: Also Sachen anfassen, riechen oder Sachen sogar in den Mund stecken. Das darf man bei uns. Insofern sagen wir immer so ein bisschen flapsig, Wir sind die Punkband unter den Berliner Museen. 

Lukas: 

Das heißt aber, dass das ein bisschen unserem Titel widerspricht, wenn man da alles anfassen darf und bei uns darf man nichts anfassen. Aber gut, der ist ja auch ironisch gemeint. 

Ralph: 

Na ja, teilweise. Es ist ja wirklich in vielen Museen so, dass man nichts anfassen darf. In dem Museum ist es tatsächlich anders, wobei man jetzt auch nicht alles anfasst oder so, also man kriegt dann an diese Tasting Bar die Sachen auch serviert von einer Mitarbeiterin oder einem Mitarbeiter. 

Lukas: 

Und das ist dann wirklich möglichst ekliges Essen. 

Ralph: 

Naja, das ist ja sehr individuell, das definiert ja jeder anders, was möglichst eklig ist, also was es dort gab. Es sind halt eben Mehlwürmer oder auch größere Würmer. Maikäfer, Grillen, die Lakritze, die ich schon beschrieben hatte und auch Rote Beete Saft. Und ja, das habe ich alles probiert, das fand ich jetzt nicht so schlimm, muss ich zugeben. 

Lukas: 

Was hat dir am besten geschmeckt? 

Ralph: 

Der Rote Beete Saft! Der finde ich noch am besten. 

Lukas: 

Okay, alles klar. 

Ralph: 

Ich weiß nicht, hattest du, hast du schon jemals Insekten probiert? 

Lukas: 

Ja. Grillen. Und ich finde, die haben mich ein bisschen an Chips erinnert, um ehrlich zu sein, die waren halt sehr stark gesalzen und sehr stark ausgetrocknet. Also ich fand jetzt nicht, dass die so einen krassen Eigengeschmack hatten und auch vom Gefühl her, fand ich, waren die sehr chipslastig, zumindest die, die ich damals gegessen habe. 

Ralph: 

Also ich finde es nicht wirklich lecker, so wie Chips, aber von der Konsistenz her ist es ähnlich oder manchmal auch wie so ältere Chips, je nachdem was das ist. Und Mehlwürmer finde ich, das schmeckt eher so wie ältere Chips, der ist nicht mehr ganz so knackig. Aber eine Grille ist schon ziemlich knackig. 

Lukas: 

Ja, okay. 

Ralph: 

Also die Leute sind wirklich angehalten, in diesem Museum halt sich da durch zu probieren und dann diese inneren Widerstände da abzubauen. Und lustigerweise gibt es auch neben dieser Theke so eine Tafel, wo dann –  wortwörtlich stimmt das nicht, aber da steht im Endeffekt drauf x Tage spielfrei. Also jedes Mal, wenn jemand speit, wird dann halt wieder die Anzahl der Tage auf null gestellt. 

Ralph: 

Und ich glaube, als ich da war, waren es, glaube ich, vier Tage oder so. 

Lukas: 

Also seit vier Tagen hatte zum letzten mal jemand rein gekotzt, weil er sich so vor dem Essen geekelt hat. 

Ralph: 

Ja, wobei kotzen jetzt ein extremer Ausdruck ist, aber ausgespuckt. 

Lukas: 

Okay. 

Ralph: 

Ich glaube, gekotzt hat tatsächlich noch keiner. 

Lukas: 

Das klingt wirklich nach einer Punkband unter den Museen. 

Ralph: 

Ja, genau. Also diese Tasting Bar ist eben dieses Herzstück, wo man die Sachen ausprobieren kann. Und dann gibt es noch einen Ausstellungsraum, wie man es aus Museen so kennt, mit Vitrinen und Sockeln, auf denen eben Objekte stehen. Und dieser Ausstellungsraum, der befindet sich weiter hinten im Museum, nachdem man eben diese Kasse passiert hat. Und der ist, würde ich mal schätzen, vielleicht so 14 mal 14 Meter. 

Ralph: 

Man stand gleich an so einer Station, wo erst mal beschrieben wird, was Ekel ist. Und anstatt dass ich jetzt diese Tafel vorlese, habe ich auch Martin Völker darum gebeten, dass er mal erklärt, was es damit auf sich hat. 

Martin Völker: 

Der Ekel ist so eine Art Grundgefühl, das mich davor warnt, Dinge zu essen, die, weil sie stark riechen oder stark schmecken oder übel schmecken, mich warnen wollen, Dinge zu essen, die verdorben sind, die im schlimmsten Fall dazu führen, dass ich tot umfalle. Insofern hat der Ekel als Gefühl eine ganz wichtige Funktion. 

Lukas: 

Ja, klingt logisch. 

Ralph: 

Es ist aber auch so, dass Sachen nicht nur eklig riechen oder schmecken können, sondern die können auch sehr eklig aussehen. Und das erfährt man halt gleich am Anfang dieser Ausstellung, wo man auf so einem Tisch eine acht Liter Flasche sieht, so eine bauchige Flasche, in der sich so eine orange rote Flüssigkeit befindet, und am Boden dieser Flüssigkeit sind, tja, ich würde sagen, dutzende von haarlosen Mäuse, Babys. 

Lukas: 

Okay. 

Ralph: 

Ja, ich habe sowas vorher noch nie gesehen und habe dann auch Martin Völker gefragt, was es damit auf sich hat. Ja, er hat mir gesagt, dass das was ganz Gewöhnliches sei. 

Martin Völker 

Das ist der berühmte Mäusewein und so wie man ihn auf Food Märkten oder auch in China halt kaufen kann. Für die innere Anwendung, aber auch für die äußere Anwendung, auch gegen Asthma Leber Erkrankungen wird das eingesetzt. Also ein Produkt, was jetzt nicht nur besticht durch einen bestimmten Geschmack, sondern auch einen medizinischen Wert hat, über den wir also gar nicht richten wollen. Dass das Kraft des Glaubens vielleicht wirkt, aber eigentlich nicht nachgewiesen wirken kann. 

Lukas: 

Wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, es sieht folgendermaßen aus: Das ist Wein, in dem Mäusebabys unten drin sind, die da quasi eingelegt werden wie sonst irgendwie ein Topf, wo Früchte in Rum eingelegt werden. Und da sind quasi Mäusebabys, die in diesen Topf da in dieser Karaffe oder was da drin sind. Und diese Kombination aus Wein und Mäusebabys wird in der traditionell chinesischen Medizin heilende Wirkung zugesprochen. 

Ralph: 

Genau. 

Lukas: 

Wow. 

Ralph: 

Es ist wirklich noch mehr Wow, weil ich habe ja noch gar nicht gesagt, diese Objekte, die man da sieht, die sind alle echt. Also es ist wirklich so, dass man da diesen echten Wein auch hat, das heißt, es sind da wirklich tote Tiere drin. Aber Martin Völker hat mir versichert, dass für das Museum kein Tier sterben musste. Also das waren dann schon bestehende Produkte, die die irgendwie bekommen hatten. 

Lukas: 

Ja, klingt super eklig. 

Ralph: 

Ich war da auch sehr dankbar, dass Martin Völker mich das so durchgeführt hat. Weil die Infotafeln, die man bei diesen Objekten findet, schon relativ knapp sind. An sich finde ich das sehr gut, dass nicht zu viel Text an den einzelnen Objekten zu finden ist. Was Martin Völker zum Beispiel gemeint hat, dass er diese heilende Wirkung da so, so kritisch sieht, das findet man bei den Tafeln halt nicht. 

Lukas: 

Was gab es da noch abseits vom Mäusewein für Sachen, die dich da besonders beeindruckt haben? 

Ralph: 

Ja, es gab eine beeindruckende Sache, von der ich dachte, dass das gar nicht eklig wäre, weil es ja wirklich was, ja was Traditionelles bei uns eigentlich schon ist, nämlich der Eierlikör. 

Lukas: 

Hey, du weißt, dass ich wenige 100 Meter neben Deutschlands größtem Eierlikör Produzent wohne. Das ist ein Bonner Urgestein aus Bonn.  

Ralph: 

Aha. Nee, wusste ich tatsächlich nicht. 

Lukas: 

Okay. Aber das heißt, ich bin kein Eierlikör Fan und du wirst mir jetzt sagen, dass das auch noch super eklig ist. 

Ralph: 

Und zwar, dass es für Martin Völker super eklig ist. 

Martin Völker 

Ausschlaggebend war eigentlich so eine eigene Kindheitserfahrung, die ich hatte. Oft in meiner Familie war es so, dass Eierlikör so ein Lieblingsprojekt war und nach dem Essen oder sonntags zur Kaffeetafel gab’s Eierlikör. Im besten Fall trinkt man in Deutschland den Eierlikör aus den kleinen Schoko Bechern oder aus den kleinen Waffel Bechern isst man danach den Becher mit. Im schlechteren Fall trinkt man ihn aus ganz normalen kleinen Schnaps Gläsern. 

Martin Völker 

Und da der so schlunzig ist der Eierlikör, geht beim Trinken nur die Hälfte raus. Und was macht man, wenn aus einem kleinen Glas nur die Hälfte rausgeht? Man fängt an, mit großen Zungen kleine Gläser auszulecken. Das fand ich früher als Kind schon derartig schlimm und widerlich. Sah wirklich fürchterlich aus. Was mich auf die Idee gebracht hat, den Leuten hier zu zeigen, dass der Ekel gar nicht in dem Produkt immer nur drinstecken muss, sondern auch in der Art und Weise, wie wir mit dem Produkt umgehen, also beispielsweise, wie wir den Eierlikör trinken. 

Lukas: 

Okay, jetzt bin ich ein bisschen beruhigt. Ich dachte irgendwie, dass jetzt irgendwie kommt, dass Eierlikör in Wirklichkeit von fermentierten Eiern hergestellt wird, die irgendwie drei Jahre in der Sonne rumliegen. Aber es geht ihm wirklich nur darum, dass quasi ein Produkt was an und für sich vielleicht semi eklig ist, durch den Konsum zu was voll Ekligem wird. 

Ralph: 

Wobei es ja tatsächlich in der Ausstellung auch so ist, dass es kein normaler Eierlikör ist, sondern Eierlikör aus Straußeeiern. 

Lukas: 

Strauß. Naja schmeckt der denn anders? 

Ralph: 

Ich habe ihn nicht probiert und ich habe auch nicht gefragt. Das weiß ich daher nicht. 

Lukas: 

Mal ganz ehrlich Hast du schon mal einen Eierlikör pur getrunken? 

Ralph: 

Ja. 

Lukas: 

Ich nicht. 

Ralph: 

Ich finde, der passt halt sehr gut zu Kuchen. Aber nicht nur im Kuchen, sondern auch zum Kuchen, finde ich. Und man darf ja nicht vergessen Eierlikör, der hat auch Alkohol. Also da kannst du sowieso nicht so in großen Mengen trinken mit 20 %. 

Lukas: 

Das heißt, da gibt es den Eierlikör aus Straußeneiern und ja, ich kann mir vorstellen, ich glaube, das ist echt egal, ob du Straußeneierlikör trinkst oder normalen Eierlikör. Wenn Leute den eklig auslecken, dann schaut das bestimmt ziemlich eklig aus. 

Ralph: 

Ja, also es ist ja wirklich so, dass die Tischmanieren oder Tischsitten oder Essensgewohnheiten einfach eklig sein können. Das kennen ja wahrscheinlich viele Leute von anderen Leuten, die die Döner essen oder so zum Beispiel. 

Lukas: 

Oder die ewig laut schmatzen. 

Ralph: 

Dabei schmatzen, stört mich persönlich gar nicht. 

Lukas: 

Oh, ich hasse es.  

Ralph: 

Gut zu wissen. Also ich fand zum Beispiel jetzt den Mäusewein eklig in dem Sinne nicht. Ich fand es eher schockierend. Den Eierlikör fand ich jetzt auch nicht eklig. Aber was ich wirklich eklig fand und schockierend und was wirklich das Schlimmste in dieser ganzen Ausstellung für mich war, das war eine Station, auf der so ein Plastik Trichter war und daneben war ein Glas mit dem Produkt. 

Und über dieser Station hat man in einer unendlich Schleife gesehen, wie dieser Trichter eingesetzt wird, um das Produkt zu erzeugen. Und das Produkt, von dem ich hier spreche, ist die Gänsestopfleber. 

Lukas: 

Foie gras. Das kommt aus dem Französischen und heißt ja übersetzt natürlich auch einfach nur fette Gans. Ist ja eine Delikatesse. Ich mein klar, der Name impliziert, dass das nicht so lecker ist, aber weißt du, wie das dann hergestellt wird? 

Ralph: 

Also, ich weiß ungefähr, wie es hergestellt wird. Und zwar spielt da eben dieser Trichter eine große Rolle, und zwar, wie sagt man denn da, die Gänsebauern, die stecken halt diesen Trichter in die langen Hälse der Gänse rein und so ein Trichter, den man da gesehen hat, der ist fast 30 Zentimeter lang, würde ich jetzt behaupten. Und oben in den Trichter schütten die halt die Nahrung für die Gänse rein, sodass die halt dadurch direkt gemästet werden. 

Ralph: 

So entsteht diese Gänsestopfleber und in dem Video sieht man halt sehr eindringlich wie ein Bauer halt da einfach so routinemäßig, da die Gänse an den Hälsen packt und dann die Trichter einfach reinsteckt. Also Mund auf, Trichter rein, Essen rein, nächste Gans. Und so weiter. Und das war so unangenehm für mich, dass ich, während ich mit Martin Völker gesprochen habe, dass ich mich da wegdrehen musste, damit ich nicht die ganze Zeit dieses Video noch sehe. Ich stand dann mit dem Rücken zu diesem Video und war echt froh drum. 

Lukas: 

Also das ist jetzt quasi eine Dimension von ekligem Essen, die auch nicht notwendigerweise lustig ist. 

Ralph: 

Ja, es ist bei manchen Sachen lustig, das stimmt. Aber im Endeffekt geht es dem Museum halt nicht darum, dass man wie so ein Kuriositätenkabinett hat und einfach Sachen zeigt, die lustig sein sollen, sondern es soll anregen nachzudenken. 

Martin Völker: 

Auch bei der Leber ist es so, dass der Ekel, wenn man Fleisch mag, nicht unbedingt in dem Produkt drinsteckt, sondern in der Art und Weise, wie diese Tiere hier im Zuge der Produktion von Stoff lieber behandelt werden. Wir zeigen auch mit so einem Video Dinge, die bei uns im Supermarkt, wenn da die Gänsestopfleber steht, die dann nicht gezeigt werden. 

Und wir sagen den Leuten auch bei Führung, es gehört heute einfach mit dazu, zur Nahrungsmittel Kompetenz zu wissen, wie werden bestimmte Dinge produziert. Das heißt, ich kann den Geschmack auch nicht loslösen oder das Produkt nicht loslösen von den Ausgangspunkten, von den Lieferketten, von den Produktionsweisen und das führt letzten Endes auch dazu, dass man mehr über Ernährung nachdenkt und letzten Endes durch diese Nahrungsmittel Kompetenz auch mehr eine Möglichkeit hat eine Entscheidung zu treffen im Supermarkt. 

Ralph: 

Im Endeffekt habe ich mich auch geekelt für die Menschen oder über die Menschen, die das praktizieren, die dieses Produkt herstellen. Also man wird in diesem Museum wirklich sehr viel zum Nachdenken angeregt, in ganz unterschiedlichen Ebenen. Zum Beispiel gibt es da auch eine Station, wo man Videos sieht von Hunden, die in Käfigen gehalten werden, weil in anderen Teilen der Welt ist man zum Beispiel ein Hund. 

Ralph: 

Also es geht halt bei dieser Station eben darum, was teilen wir denn als Nutztiere ein und was als Haustiere? Und dazu hat Martin Völker folgendes gesagt. 

Martin Völker: 

Der Hund sitzt abends bei uns auf der Couch und guckt Fernsehen und wir essen die Salami. Das heißt also, irgendein Tier geht in die Wurst. Und das ist die Frage: Warum ist das so? Und gestehen wir anderen Ländern zu, dass sie eine andere Einteilung haben von Nutztieren und Haustieren? Auch in anderen Weltteilen isst man keine Kühe wie in Indien. 

Also das gehört auch mit dazu, dass unser Nachdenken über Tiere, unsere Einteilung nicht die ist, die es auch in anderen Ländern gibt oder geben müsste. Und das ist immer die Frage: Wie setzen wir uns damit auseinander? 

Lukas: 

Ja, es ist auf jeden Fall eine sehr interessante Diskussion und eine sehr interessante Debatte. Und dann sieht man einfach, dass unsere Essensgewohnheiten die sind nicht universell, sondern das sind wir, also das ist ja eigentlich so ein westlich eurozentristischer Blick, ja, dass du Schweine essen kannst, dass du Hühner essen kannst, dass du Kühe essen kannst. Aber weil wir halt irgendwie, keine Ahnung, mit Hunden oder Katzen anders verbunden sind, essen wir die nicht. 

Und wenn es dann andere machen, dann sind es Barbaren. Aber es ist eigentlich kein Unterschied. Es sind alles Säugetiere, also bis auf Vögel, es sind alles soziale Tiere, irgendwie. Aber wir verurteilen die einen, aber essen dann die anderen Tiere einfach so. Das ist sehr, sehr Doppelmoral. 

Ralph: 

Vielleicht ist es auch gar nicht so bewusst. Doppelmoral. Ich glaube, dass viele Leute sich gar nicht so viel Gedanken darüber machen. Also ich habe mir ja auch nicht so viel Gedanken darüber gemacht, muss ich zugeben. Ich meine, es gilt ja als selbstverständlich, welche Tiere wir essen und welche nicht. 

Lukas: 

Als du in dem Museum warst, hast du gerade erzählt, dass du da sehr stark reagiert hast auf dieses Video mit der Gänsestopfleber. Ich habe jetzt zwei Fragen. Erstens, wie viele Leute waren da noch so mit dir in dem Museum? Und zweitens, hast du bei denen auch so Reaktionen festmachen können. 

Ralph: 

Es waren zum Zeitpunkt, als ich drin war, vielleicht so fünf Leute dort und ich habe da nicht so genau drauf geachtet. Ich habe nur einen jungen Mann an der Tasting Bar gesehen, der mit den Mitarbeiterinnen gequatscht hat und auch was probiert hat. Ahja, zwei junge Frauen auch noch und die das alles so offen probiert hatten. Was ich eben festgestellt habe ist das, dass sie schon offen waren, eben neue Sachen auszuprobieren. Ob die jetzt in der Ausstellung so mit mit Ekel reagiert haben oder so, das kann ich gar nicht sagen. 

Lukas: 

Okay. 

Ralph: 

Aber es kostet auf jeden Fall Mut, diese Sachen zu probieren. Und für manche ist es leichter, für andere schwieriger. Und für die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dieses Museums ist es halt ein Muss. Es ist tatsächlich so, dass die alles aus der Ausstellung mal probiert haben müssen. 

Lukas: 

Auch den Mäusewein. 

Ralph: 

Auch den Mäusewein. [An Lukas Völker:] Und Sie haben jetzt gesagt, sie haben jedes Ausstellungsstück hier probiert. 

Martin Völker: 

Genau. Also weitgehend. Das heißt also, Dinge, die völlig entlegen waren, beispielsweise unsere Seevögel, eingenäht in eine Seerobbe. Das ist sozusagen so eine regionale Spezialität, dass wir die nicht probiert haben, aber sonst so wie es möglich war, alles. Und das ist uns auch ganz, ganz wichtig, weil wir erwarten ja, dass die Leute sozusagen Mut aufbringen, über ihren Schatten springen und bereit sind, eine neue kulinarische Erfahrung zu machen. Und entsprechend müssen wir handeln und müssen das entweder schon gemacht haben. Oder Leute, die neu ins Team kommen, müssen auch darauf vorbereitet sein, dass sie sich einmal durch die ganze Ausstellung probieren können, um das, was man den Leuten hier abfordern, Mut, dass man den selbst schon aufgebracht hat. 

Lukas: 

Habe ich das richtig verstanden? Es gab Seevögel in einer Robbe eingenäht. 

Ralph: 

Ja. Wie bizarr, oder? 

Lukas: 

Es stellt sich die Frage, wie man Essen nicht kombinieren kann. Also weil wer kommt denn auf die Idee und denkt sich Ah, geil, ich habe einen Vogel, was mache ich damit? Ich könnt ihn jetzt irgendwie, keine Ahnung übers Feuer tun und dann irgendwie rösten, was weiß ich, ne, ich näh den in die Robbe ein und macht dann daraus Essen. Das ist ja völlig irre. Aber im Prinzip ist doch Wurst im Speckmantel dasselbe wie Seemöwe in Robbe eingenäht, oder wenn man es mal so betrachtet? 

Ralph: 

Ja, so ähnlich. Dieses Gericht mit diesen genähten Vögeln. Das ist ein Gericht der Inuit. Diese Vögel, die kommen da rein und dann wird es zugenäht. Und dann fermentieren die da drin in der Robbe und dann wird das irgendwann gegessen. 

Lukas: 

Also die Robbe wird gar nicht gegessen. Die Robbe ist sozusagen einfach nur Fermentierungsbox. 

Ralph: 

Das weiß ich nicht. Ich schätze mal, dass die Robbe auch gegessen wird. Und dann gab’s noch was, was ich auch sehr schön fand. Also es gibt da ungefähr 80 Objekte, die man sich da angucken kann. Und natürlich werde ich jetzt nicht alle vorstellen, aber so verschiedene Bereiche versuche ich hier vorzustellen. Und dann gibt es eben noch einen Bereich, der nennt sich der Altar of stinky cheese. 

Martin Völker: 

Das ist eine Station. Da sind fünf Käsesorten in kleinen Gläsern, die sich jeder greifen kann, den Deckel öffnen kann, um an diesem Käse zu riechen. Und da spielen sich natürlich auch immer Dramen ab vor dem Altar, auf den die Leute, die sowieso Käse mögen, die brechen ein großes Juchzen aus, dieser super Käse. Ganz toll, jetzt ein Glas Rotwein, ein Stück Baguette, perfekter Tag. 

Und die Leute, die keinen Käse mögen, die finden das genau entgegengesetzt. Die sagen, um Gottes willen, der schlimmste Käse, den man sich so vorstellen kann. Es gibt aber auch die Leute, die von sich aus sagen, sie mögen eigentlich gar keinen Käse. Und wenn die an dem Käse anfangen zu riechen, sagen die, aber Der ist eigentlich gar nicht schlecht. 

Und da wir jeden Tag immer auch andere sind als die, die wir gestern waren, gehört der Geschmack oder gehören Geschmacksfragen immer mit dazu. Und auch der verändert sich. Und das ist doch sehr spannend, sich selbst neu kennenzulernen. Und das kann man hier mit diesen Gläsern schon in der Ausstellung und dann etwas ausführlicher vorne an der Bar. 

Lukas: 

Und da hast du jetzt was bei mir erwischt, weil ich hasse stinkenden Käse. 

Ralph: 

Aber das ist doch der, der am leckersten ist. 

Lukas: 

Ja, das sagen alle. Aber ich hasse es. Ich esse sowieso kaum Käse, aber je mehr der stinkt, desto schlimmer, finde ich ihn. Also das löst bei mir wirklich Ekel aus. 

Ralph: 

Das wäre genau deine Station gewesen. Das sage ich, weil das war so extrem. Also das war echt, vor allem, weil ich liebe stinkenden Käse und eine Käsesorte, der sogenannte Vieux Boulogne aus Frankreich. Ich hoffe, das habe ich jetzt richtig ausgesprochen und da habe ich mir die Tafel auch abfotografiert und die zitiere ich dir schnell, was da für diesen Käse da steht: Dieser in Boulogne sur Mer hergestellte, nicht pasteurisiert Käse genießt den Ruf, der geruchsintensivste Käse der Welt zu sein. Die Kühe weiden auf mit Meerwasser besprühten Wiesen, wodurch der Käse seinen ausgeprägten salzigen Geschmack erhält. Er wird 7 bis 9 Wochen lang gelagert und in Bier gewaschen. Eine wissenschaftliche Untersuchung von Käsesorten mit dem weltweit intensivsten Geruch ergab, dass Vieux Boulogne den übelsten Geruch von allen besitzt. Sein Aroma erinnert an nasse Erde, Pilze, verrottende Blätter, an einen Kuhhintern oder sechs Wochen altes Ohrenschmalz. 

Ralph: 

Und an dem musste ich natürlich riechen. 

Lukas: 

Warum isst man sowas? 

Lukas: 

Sechs Wochen alter Ohrenschmalz. Und hat sich umgehauen. 

Ralph: 

Also es war echt extrem. Ich kann es jetzt so gar nicht mehr beschreiben. Das kann schon hinkommen, dass das irgendwie so war wie Ohrenschmalz oder so, das kann schon sein. Ich weiß nur, dass ich kurz danach noch zur Tasting Bar gegangen bin, weil da wollte ich noch was anderes probieren. Was Spezielles. Milbenkäse. 

Lukas: 

Ach ja. 

Ralph: 

Es ist unser Running Gag, irgendwie mit dem Käse zwischen uns privat. Es gibt halt eben einen Käse. Das ist glaube ich sogar ein Parmesan auf dem Milben, also diese Spinnen Tierchen, da abgesetzt werden und die leben halt da und vermehren sich und essen ein Stückchen Käse. Und scheiden aber auch wieder was aus. Und das gibt dem Käse so ein ganz spezielles Aroma. 

Ralph: 

Es ist dann so bei Milbenkäse, dass man diese Milben dann vor dem Verzehr auch nicht entfernt, sondern die sind da weiterhin drauf. Die leben, die krabbeln. Und diesen Käse wollte ich dann halt probieren. Und als ich den dann gegessen hatte, dann bin ich auch kurze Zeit später wieder aus dem Museum rausgegangen. Ich habe was getrunken. Und so weiter. Aber ich habe diesen Geruch aus der Nase nicht rausbekommen und ich weiß jetzt nicht, ob das der Vieux Boulogne war oder der Milbenkäse Ich hatte den ewig lang drin. Also wirklich mehrere Stunden. Und das war richtig stechender Geruch. Das war auf jeden Fall faszinierend. Eine spannende Erfahrung. 

Lukas: 

Also, das ging mir noch nicht so, dass ich irgendwas stundenlang… Also in alledem, was du gesagt hast, Ralph, und in all dem, was ich auch von Martin Völker gehört habe, habe ich mich tatsächlich sehr häufig wiedererkannt und vor allem, wenn es um den Stinkekäse geht. Weil ich nämlich auch bei mir selber die Erfahrung gemacht habe, dass sich meine Essgewohnheiten und mein Geschmack eigentlich voll häufig ändert. 

Ralph: 

Aha, wie häufig? 

Lukas: 

Ich habe mir mal gedacht, dass ich jedes Mal, wenn ich mal eine längere Zeit im Ausland bin und dann auf einmal anfange, eine ausländische Spezialität zu essen. Die habe ich aber eigentlich vorher gar nicht gemocht. Ich habe nie rohe Tomaten gegessen. Und dann war ich drei Wochen in Georgien. Und in Georgien sind die Tomaten offensichtlich fantastisch. Ich weiß es nicht. 

Dann habe ich da angefangen, Tomatensalat zu essen, weil es halt eine georgische Speise ist. Aus Gastfreundschaft, weil ich da privat eingeladen war, habe ich das angenommen. Und seitdem liebe ich Tomaten. Also früher, wenn jemand eine reife Tomate reingebissen hat und diese Tomate genommen hat wie so ein Apfel und dann so rein gebissen hat, da hat sich mir mein Magen aufgestellt. 

Lukas: 

Und jetzt mittlerweile mache ich das auch, was für mich das absolute NoGo ist, was ich nicht ausstehen kann, ist wie gesagt Stinke Käse, wenn es richtig stinkt. 

Ralph: 

Also Gorgonzola oder so. 

Lukas: 

Ja und Schafskäse und Ziegenkäse. 

Ralph: 

Ich esse ziemlich viel Schafskäse, muss ich sagen. 

Lukas: 

Ja, vielleicht muss ich mal irgendwie. Keine Ahnung. Vier Wochen in Griechenland sein und dann irgendwie darauf angewiesen sein, Schafskäse zu essen. Und danach knall ich mir dann auch kiloweise rein. Ich weiß es nicht. 

Ralph: 

Es scheint auf jeden Fall immer mit einem Auslandsaufenthalt verbunden zu sein. 

Lukas: 

Irgendwie schon. Ja, was ist denn jetzt ein Fazit des Museums? 

Ralph: 

Ich hatte viel Spaß in dem Museum, muss man sagen, weil es hat auch so, so hands on ist, dass man wirklich viel mit seinen Sinnen erfahren kann. Und das finde ich eigentlich immer toll. Wenn es interaktiv ist, dann bleibt noch mehr hängen, dann hat man mehr so einen Bezug dazu. Ich fand es auch gut, dass Produkte aus dem Ausland gezeigt wurden, aber auch Produkte aus Deutschland oder aus Frankreich, also aus unseren Kulturkreisen, um zu zeigen Hey, der Ekel ist nichts, was nur die anderen betrifft, sondern uns auch. 

Ralph: 

In manchen Fällen hätte ich mir dann schon so ein bisschen eine Einordnung gewünscht oder auch eine Art Statistik oder so wie viele Gänse dafür eine Gänse stopft, Leber draufgehen oder so oder was weiß ich was. Einfach damit man so weiß. Ist das jetzt was besonders Exotisches oder so? Jetzt der Milbenmäse, das ist ja was, das wird nicht bei jedem Bauern hergestellt. Oder ist es was, was halt wirklich Massenproduktion ist? 

Lukas: 

Und an wen würdest du sagen, richtet sich das Museum? Also kann ich da mit einer Familie reingehen oder ist das sehr schwierig? 

Ralph: 

Nein, ich würde sagen, mit einer Familie ist super. Es bietet sich total an, da kommen auch Schulklassen hin, in das Museum, das ist ja auch dadurch, dass man diese Sachen auch sieht und probieren kann, ist es ja sowieso sehr niedrigschwellig aufgebaut und es sind da nicht zu lange Texttafeln. Man kriegt Führungen. Ich glaube, es ist echt für alle Altersgruppen ganz gut geeignet. 

Man muss halt eine gewisse Offenheit mitbringen. 

Lukas: 

Super. Danke schön. 

Ralph: 

Würdest du da reingehen? 

Lukas: 

Ja, auf jeden Fall. Weil ich glaube auch, dass du das selten hast, dass du so viele verschiedene Reize in einem Museum hast. Also optische Reize, vielleicht ja auch akustische Reize, diese Geruchsreize und die Geschmacksreize. Also das heißt, wenn du da reingehst, ist es ja eigentlich so, wenn du überlegst, wie viele verschiedene Dimensionen deiner Wahrnehmung da angesprochen werden, ist das ja schon cool. 

Lukas: 

Also ich kann mir das schon gut vorstellen, wenn ich mal wieder in Berlin bin, mir das angucken. 

Ralph: 

Also ich kann es auf jeden Fall sehr empfehlen. Wieder mal danke fürs Zuhören, Lukas, und auch an alle Zuhörer, die jetzt so lange durchgehalten haben. Hast du denn schon so einen kleinen Tipp, wohin es das nächste Mal geht, Lukas, weil da bist du wieder dran. 

Lukas: 

Ja, das nächste Mal geht es nach Mainz und da werden wir uns über ein Objekt unterhalten, was die Weltgeschichte wahrscheinlich so geprägt hat wie kaum ein anderes. Und wir werden uns auch mit einem Museumskurator unterhalten, der glaube ich, ich lehne mich jetzt mal aus dem Fenster. Ich würde behaupten, der ist unter den Top fünf der ältesten Museumsdirektoren Deutschlands, wahrscheinlich sogar der älteste. 

Ralph: 

Muss ich jetzt warten? Ja, bin ich gespannt. Auch weil dieser Teaser so sehr allgemein war. Das kann wirklich alles sein, dieses Objekt. 

Lukas: 

Tja. 

Ralph: 

Bevor wir euch jetzt alle entlassen, möchten wir kurz noch darauf hinweisen, dass wir ab sofort bei Steady sind. Das heißt, ihr könnt uns finanziell unterstützen, wenn ihr wollt. Wir würden uns sehr freuen, weil wir ja alles ehrenamtlich machen. Also wir reisen ja zu den Museen ehrenamtlich hin. Nehmen diese Fahrtkosten auf uns. Wenn ihr uns unterstützen wollt, wenn ihr unsere Arbeit gut findet, dann guckt doch mal bei Steady vorbei. Und ansonsten freuen wir uns natürlich auch immer wieder über Feedback. 

Lukas: 

Und weitere Empfehlungen. Und wenn ihr noch irgendwas habt, Ihr könnt uns natürlich jederzeit eine Mail schreiben, ihr könnt uns auch bewerten, da freuen wir uns auch immer drüber und dann freuen wir uns auf nächsten Monat mit dem nächsten Museum. 

Ralph: 

Ja, macht’s gut.